Nach dem Unwetter in La Chaux-de-Fonds mit einem Toten und rund 40 Verletzten sind am Dienstag die Aufräumarbeiten wieder aufgenommen worden. Die Schäden an Autos und Gebäuden sind nach ersten Hochrechnungen der Versicherer gross. Das Ausmass ist schwer abzuschätzen. Am Dienstag informierte die Neuenburger Polizei zu den neusten Entwicklungen – eine Übersicht.
Am Montag war nach dem Unwetter der Verkehr in der Region stark eingeschränkt – sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug. Am Dienstag konnte der Strassenverkehr auf den Hauptachsen wieder gewährleistet werden. Bei den Zugverbindungen herrscht hingegen nach wie vor nicht Normalbetrieb: Die Verbindungen von La Chaux-de-Fonds nach Le Locle und Neuenburg waren weiterhin unterbrochen. In der Region fahren weiterhin Ersatzbusse.
Die Nacht sei für die Bewohner grundsätzlich gut verlaufen, sagte Daniel Favre, Sprecher der Neuenburger Polizei, am Dienstagmorgen im Westschweizer Radio RTS. Die Schäden sind aber auch für Privatpersonen noch immer spürbar: Rund 200 Haushalte mussten gemäss Favre ohne Strom auskommen, bei 30 Haushalten ist er noch immer nicht zurück. Ausserdem waren viele Elemente wie Bäume noch nicht gesichert.
Weiter wurde berichtet, es seien durch den Sturm 4000 bis 5000 Gebäude beschädigt oder teils komplett zerstört worden. «Es gibt Leute, die kein Dach mehr über dem Kopf haben», sagte er. Und die Natur ist ebenfalls stark betroffen: 1600 Hektar Wald wurden durch das Unwetter beschädigt
Die Schäden an den Gebäuden durch den Sturmbelaufen sich gemäss einer ersten Schätzung auf 70 bis 90 Millionen Franken. Diese Zahlen gab der Direktor der kantonalen Gebäudeversicherung, Jean-Michel Brunner, am Dienstag vor den Medien in La Chaux-de-Fonds bekannt. Die Art und Schwere der Schäden ist je nach Gebäude unterschiedlich. Die Schäden reichen von grossflächig zerstörten Fassaden und abgerissenen Dächern bis zu einigen wenigen heruntergefallenen Dachziegeln und zerbrochenen Fensterscheiben.
Für einige stark betroffene Fabriken am Industriestandort Crêt-du-Locle könnten die Schäden auf mehrere Millionen Franken steigen, sagte Versicherungsdirektor Brunner weiter. Bei der Gebäudeversicherung sind bislang 1400 bis 1500 Anrufe zur Schadenmeldung eingegangen, der Online-Kanal wurde noch nicht ausgewertet.
Die Versicherer waren am Dienstag mit Hochdruck daran, Schadenmeldungen zu erfassen und die Kosten abzuschätzen. Die Axa konnte Mitte des Nachmittags eine erste Hochrechnung präsentieren. Demnach geht die Versicherung von rund 1000 bei ihr versicherten Fahrzeugen aus, die beschädigt wurden – die Kosten dürften bei etwa vier Millionen Franken liegen.
Hinzu kommen rund 1200 Sachschäden – vorwiegend Hausrat – mit geschätzten Kosten von etwa drei Millionen Franken. Es handle sich erst um eine grobe Schätzung, schrieb die Axa auf Anfrage von Keystone-SDA. Es sei gut möglich, dass die Hochrechnung in den kommenden Tagen noch angepasst werden müsse.
Auch die Allianz Suisse legte eine erste Hochrechnung vor. Von einer Schadensumme von insgesamt zwölf Millionen Franken geht die Versicherungsgesellschaft aus, wie ein Sprecher auf Anfrage von Keystone-SDA sagte. Fast 90 Prozent der Schäden betreffen die Motorfahrzeugversicherung. Sie entstanden in erster Linie dadurch, dass Bäume auf Autos und andere Fahrzeuge stürzten.
Bei der Mobiliar sind innert weniger Stunden über 400 Schadenmeldungen eingegangen. Die Versicherungsgesellschaft rechnet dafür mit einem Aufwand von über einer Million Franken, wie sie mitteilte. Das gesamte Ausmass des Schadens sei jedoch nur schwer abzuschätzen.
Die Helvetia Versicherung ging von Schäden im tiefen einstelligen Millionenbereich aus, wie sie auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte. Verantwortlich dafür waren Sturm, Hagel und Blitzschlag.
Die Generali Versicherungen wollen das Ausmass der Schäden bis nächste Woche besser einschätzen können. Derzeit sei es zu früh, zudem weilten einige Kundinnen und Kunden noch in den Ferien. Neben Fahrzeugen sind Wohnungen betroffen, wie die Versicherung auf Anfrage schrieb: Durch zerstörte Fenster und Dächer seien Regen und Wind in die Gebäude eingedrungen und hätten Schäden unter anderem an Haushaltsgeräten angerichtet.
Grégory Duc vom Brand- und Rettungsdienst der Neuenburger Berge schätzte, der entstandene Schaden belaufe sich auf 70 bis 90 Millionen Franken. (sda)