Wer mit dem Zug ins Ausland verreist, reserviert oft einen Sitzplatz dazu. Teilweise ist das sogar obligatorisch. Schliesslich soll die Reise nicht im Stehen verbracht werden, und idealerweise sollen der Reisepartner oder die Familie im selben Abteil sitzen. Bei den meisten europäischen Bahnen können die Reservationen deshalb sitzplatzgenau getätigt werden. Nicht aber bei den SBB.
Wer beispielsweise mit dem ICE von Zürich nach Berlin fährt, kann bei der Buchung über das Onlineportal der SBB lediglich aus einigen Optionen auswählen – etwa, ob man am Gang, am Fenster oder in einem Abteil mit Tisch sitzen möchte. Für Personen, die zusammen verreisen, bieten die SBB die Option, einen Sitzplatz «in der Nähe» zu reservieren. Das heisst allerdings nicht, dass zwangsläufig Sitze nebeneinander oder im selben Abteil reserviert werden. Eine Wahl, ob ein Sitz in Fahrtrichtung reserviert werden soll, ist nicht möglich.
Wer für denselben Zug hingegen bei der Deutschen Bahn (DB) Sitze reserviert, der kann nicht nur grobe Vorlieben angeben, sondern den genauen Sitz auswählen – und erhält auf der Karte viele zusätzliche Informationen zum Wagen, etwa, wo die WCs liegen und wo das Gepäck verstaut werden kann.
Dass die SBB ein schlechteres Angebot bieten, liegt nicht etwa daran, dass es sich um einen Zug der DB handelt. Bei einer Fahrt mit dem Eurocity von Zürich nach Mailand können Reisende bei den SBB nämlich auch nur angeben, ob sie auf einem «leicht zugänglichen Sitzplatz» oder in der Familienzone sitzen möchten – obwohl es sich um einen Zug der SBB handelt. Bei der Buchung über Trenitalia ist hingegen ebenfalls eine sitzplatzgenaue Buchung möglich.
Der Grund für die Unterschiede ist simpel: Das Reservationssystem der SBB ist veraltet und kann die Informationen nicht anzeigen. Das soll sich nun allerdings ändern. Die SBB modernisieren derzeit ihre Vertriebssysteme. Wie CH Media weiss, soll die sitzplatzgenaue Reservation nach jetziger Planung im Laufe des nächsten Jahres aufgeschaltet werden.
SBB-Sprecher Daniele Pallecchi will diese Information nicht bestätigen. Die sitzplatzgenaue Reservation auf internationalen Zügen sei aber «eine der Top-Prioritäten». Für 2024 stellen die SBB eine weitere Neuerung in Aussicht - allerdings nicht zum ersten Mal: Im Verlauf des Jahres sollen endlich auch internationale Tickets bequem auf dem Handy gekauft werden können – also auch in der SBB-App. Damit würde eine jahrelange Leidensgeschichte zu Ende gehen: Schon im Jahr 2015 versprachen die SBB Besserung.
Damals wurde versprochen, dass ab 2017 internationale Zugtickets in der App zu erwerben seien. Doch dann kamen immer weitere Verzögerungen hinzu. Zuletzt hiess es, wegen Corona seien die Prioritäten der europäischen Partnerbahnen an anderen Orten gelegen als an solchen IT-Projekten, weshalb es zu weiteren Verspätungen komme.
Immerhin wurden zuletzt einige Verbesserungen erzielt. Auf der SBB-Website lassen sich via Desktop-Computer – und in einer sehr unübersichtlichen Darstellung auf dem Handy - mittlerweile Billette in alle Nachbarländer sowie sämtliche Direktverbindungen aus der Schweiz tagsüber und in der Nacht buchen. Hinzu kommen Tickets in die Beneluxländer, nach Dänemark und Tschechien sowie mit dem Eurostar nach London und mit dem TGV nach Barcelona.
Auf der SBB-Website sind laut Daniele Pallecchi «alle relevanten Tickets» für Reisen in die Nachbarländer erhältlich. Dazu gehörten auch Sparbillette, sofern diese von den Bahnunternehmen zur Verfügung gestellt würden. «Wie bekannt», seien die SBB beim internationalen Ticketing aber noch nicht am Ziel. «Wir arbeiten deshalb zusammen mit den Partnerbahnen mit Hochdruck am internationalen Ticketingsystem», sagt der SBB-Sprecher.
Die Modernisierung des Ticketsystems bringt nicht nur Vorteile mit sich. Wie CH Media berichtete, verkaufen die SBB wegen der Umstellung ab 2024 keine Tickets mehr für Züge in Spanien, Grossbritannien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Norwegen, Schweden, Finnland, Portugal, Polen und weitere osteuropäische Länder – mit Ausnahme der oben erwähnten Züge. Dies gilt für alle Verkaufskanäle, also auch die bedienten Schalter. (aargauerzeitung.ch)
In der Schweiz fährt man selten 5h lang in einem Zug, in DE schon. Daher lässt sich SBB und DB auch nicht vergleichen.