Regelmässige Pendlerinnen und Pendler kennen das Phänomen: In den Wagen in der Mitte des Zuges sind alle Plätze belegt, während am Anfang und Schluss noch viel warme Luft transportiert wird. Das ist nicht nur ein Problem, weil viele Passagiere dann stehen müssen, sondern auch, weil Züge eine längere Haltezeit im Bahnhof benötigen, wenn alle Reisenden sich auf ein paar wenige Türen in der Mitte stürzen. Das hat negative Auswirkungen auf die Pünktlichkeit.
Um Abhilfe zu schaffen, haben die SBB eine Auslastungsanzeige geschaffen. Wer etwa auf der SBB-Website oder in der App bei einer Verbindung auf «Zugformation» klickt respektive tippt, erhält für jeden Wagen die prognostizierte Auslastung. Dargestellt wird diese mit Männchen: Ein ausgefülltes Männchen zeigt einen Wagen mit viel freien Plätzen an, drei volle Figuren signalisieren Platznot. Ebenfalls angezeigt wird der Sektor der jeweiligen Wagen.
Die Idee dahinter: Pendler sollten sich schon am Bahnhof an den Ort begeben, an dem die Wagen mit freien Sitzplätzen anhalten. Die Bahn wollte diese nützliche Information auch auf den Anzeigen an den Bahnhöfen aufschalten. Möglich machte dies ein Update, das im Mai auf die neueste Generation der Anzeigen ausgespielt wurde.
Seit heute sind die Anzeigen auf den Bahnsteigen erneuert worden, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten und einen genaueren Zugriff auf den gewünschten Zugwagen zu ermöglichen. #sbbcffffs pic.twitter.com/yMYUa5upF7
— Vincent Ducrot (@vincent_ducrot) May 2, 2023
Allerdings ging das Vorhaben nach hinten los: Die Auslastungsanzeige funktionierte nur für kurze Zeit und sorgte für ein IT-Chaos. In der ganzen Schweiz zeigten die Bildschirme in den Bahnhöfen am 20. Juli als Folge der neuen Funktion stundenlang zum Teil die falschen Züge an. Die SBB bestätigen entsprechende Informationen von CH Media.
Aus diesem Grund musste die Auslastungsanzeige wieder abgeschaltet werden. Laut SBB-Sprecher Martin Meier soll sie voraussichtlich Mitte bis Ende Oktober wieder zurückkommen. Aufgefallen scheint das Malheur nur wenigen Pendlerinnen und Pendlern zu sein. Das könnte auch daran liegen, dass mittlerweile viele lieber auf ihr Smartphone schauen statt auf die Tafeln in den Bahnhöfen, wenn sie Informationen benötigen.
Diese Entwicklung zeigt sich auch daran, dass eine weitere Änderung an der grössten und bekanntesten Anzeigetafel unbemerkt vonstatten ging. Auf dem sogenannten Generalanzeiger im Zürcher Hauptbahnhof wurde im Juli die Unterteilung zwischen Fernverkehr und S-Bahnen aufgehoben, die es zuvor jahrzehntelang nur auf dieser Tafel gegeben hatte. Anders als bei der Umstellung der ratternden mechanischen Anzeigetafel auf eine LED-Tafel vor acht Jahren blieb der Aufschrei dieses Mal aus.
Ich würde es hassen, müsste ich in jedem Land, in das ich reise, irgendwelche ÖV Apps installieren und mich wo möglich noch registrieren, damit ich fahren kann…