Schweiz
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SBB testet spezielle Durchsagen, weil alle am gleichen Ort einsteigen

SBB: Wo Züge fahren, braucht es auch Abstellflächen. Davon gibt es in Zukunft eher zu wenig.
Ein- und Aussteigen will geübt sein. Fand zumindest die SBB.Bild: Gaëtan Bally/ Keystone

«Verteilen Sie sich auf ganzer Linie des Perrons» – so will die SBB Passagiere erziehen

Wenn alle Passagiere in der Zugsmitte einsteigen wollen, kann das zu Verspätungen führen – und zu Stehplätzen. Die SBB haben nun getestet, ob Durchsagen das Problem beheben können. Das Fazit fällt durchzogen aus.
22.08.2024, 08:2822.08.2024, 09:04
Stefan Ehrbar / ch media
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Geübte Pendler wissen: Im ersten 2.-Klasse-Wagen nach der 1. Klasse ist es schwierig, einen Sitzplatz zu ergattern. Allzu oft steigt ein grosser Teil der Reisenden nämlich genau in diesen ein. Sowieso nutzen die Pendlerinnen und Pendler selten die volle Länge der bis zu 400 Meter langen Züge, die auf dem Schweizer Schienennetz unterwegs sind. Das führt dazu, dass sich in wenigen Wagen die Passagiere auf den Füssen herumstehen, während an den Enden der Züge viele Sitzplätze frei sind.

Das ist nicht nur ein Problem für die Reisenden, sondern auch für die Pünktlichkeit der Züge. Denn je mehr Menschen sich auf wenige Zugtüren beim Ein- und Aussteigen verteilen, desto länger dauert der Aufenthalt am Bahnhof. Zu noch mehr Verspätung kommt es, wenn viele Passagiere mit Gepäck dieses zuerst im Eingangsbereich der Wagen verstauen und dann erst einen Platz suchen. So verhindern sie, dass der Rest der Passagiere einsteigen kann.

Anfällig für dieses Phänomen ist der Bahnhof am Flughafen Zürich. Er ist nicht nur gut frequentiert, sondern es sind auch viele Menschen mit Gepäck unterwegs. Zudem sind viele Reisende aus dem Ausland mit den Schweizer Zügen nicht vertraut. Deshalb haben die SBB nun eine neue Massnahme getestet.

Durchsagen auch nach Eishockey-Spielen

Vom 26. Juli bis Ende der Zürcher Sommerferien am 18. August wurden die Passagiere am Flughafen Zürich vor Einfahrt der Züge per Lautsprecher dazu aufgefordert, bei der Pünktlichkeit der Züge mitzuhelfen. «Bitte verteilen Sie sich auf der ganzen Linie des Perrons und schliessen Sie sofort ins Wageninnere auf», hiess es in der Durchsage, die auf Deutsch und Englisch ertönte.

Passengers walk along the platform at Zurich Airport train station in Kloten in the canton of Zurich, Switzerland, pictured on October 3, 2008. (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Reisende gehen am Bahnhof Zueri ...
Passagiere mit viel Gepäck auf dem Perron am Flughafen Zürich. Sie haben besonders lange beim Einsteigen.Bild: KEYSTONE

Am Flughafenbahnhof habe es vereinzelte, aber keine systematischen Verspätungen gegeben – also etwa bei den immer gleichen Zügen oder zu immer gleichen Zeiten, sagt SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg. Kundenbegleiterinnen und -begleiter hätten aber gemeldet, dass viele Reisende bei den Rolltreppen stehen bleiben würden und nicht mehrere Türen nutzten. Deshalb habe die Bahn diese temporäre Massnahme umgesetzt.

Eine generelle Ausdehnung auf andere Bahnhöfe planen die SBB nicht, aber punktuell könnten die Durchsagen künftig auch anderswo ertönen, um die Pünktlichkeit zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass sich die Reisenden besser verteilen.

Zum Einsatz kommen die Durchsagen bereits heute nach Heimspielen des Eishockeyclubs ZSC Lions am Bahnhof Zürich-Altstetten. Seit knapp zwei Jahren spielt der Verein in seiner neuen Arena unweit des Bahnhofs.

Wirkung: «eher gering»

Ob die Durchsagen etwas bewirken, ist laut Schellenberg schwierig abzuschätzen. Bereits in der Vergangenheit haben die SBB mit Aktionen wie «Clever pendeln» ähnliche Massnahmen umgesetzt. Dabei habe sich gezeigt, dass die Wirkung zur Verteilung der Reisenden «eher gering» sei. Dennoch hätten die Pünktlichkeit und der Komfort der Reisenden verbessert werden können. Deshalb würden die SBB solche Durchsagen auch künftig situativ anwenden.

Der Zürcher Flughafenbahnhof gehört mit durchschnittlich 50'000 Ein- und Aussteigern pro Werktag im vergangenen Jahr zu den 15 grössten der Schweiz. Das Aufkommen ist allerdings stärker von saisonalen Spitzen geprägt als an anderen Bahnhöfen. An wichtigen Reisetagen im Sommer dürfte diese Zahl deutlich höher sein.

Problematisch ist, dass der vor 44 Jahren eröffnete Bahnhof zwar über mehrere Rolltreppen in und aus dem Flughafengebäude verfügt, aber relativ nahe beieinander liegen. Nur schon aus diesem Grund verteilen sich die Reisenden eher schlecht.

ÖV-Angebot wird ausgebaut

Der Bund schreibt dem Flughafen Zürich im Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) vor, dass bis ins Jahr 2030 46 Prozent aller Personen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen müssen. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2017 betrug dieser Wert 44 Prozent. Der Flughafen Zürich verursachte damals 23 Millionen Fahrten pro Jahr und gilt als grösster einzelner Erzeuger von Verkehr in der Schweiz.

Eigentlich sollte der Flughafen den Modalsplit alle vier Jahre ermitteln. Die für das Jahr 2021 geplante Studie wurde allerdings wegen der Coronapandemie vom Bundesamt für Zivilluftfahrt abgesagt. Die nächste Studie ist laut dem Flughafen spätestens für das Jahr 2025 geplant.

Bis dann wird das ÖV-Angebot am Flughafen Zürich weiter ausgebaut. Im Dezember werden etwa neue Frühzüge in Wochenendnächten aus Olten, dem Aargau und dem Limmattal an den Flughafen Zürich eingeführt, mit denen auch erste Abflüge um 6 Uhr mit dem ÖV erreicht werden können. Testweise werden die SBB in einigen Wochenendnächten zudem neue Nacht-Intercitys zwischen Bern, Olten und Zürich an den Flughafen verlängern. (aargauerzeitung.ch)

«Ich hasse Leute, die andere Leute nicht aus dem Zug aussteigen lassen»

Video: watson/Marco Gurtner, Emily Engkent
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199 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grillo
22.08.2024 09:32registriert Oktober 2020
Ich würde das Thema ÖV als neues Schulfach, bereits ab der Grundstufe einführen.
So könnte vermittelt werden wie steige ich korrekt ein, wieviele Sitze gehören zu einem Ticket, wo gehören meine Füsse hin und zu guter Letzt, wer bezahlt all die Züge, das Personal und die Anlagen.
Vielen Passagieren fehlt es definitiv an einer ÖV-Grundausbildung.
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Guybrush Threepwood
22.08.2024 09:44registriert April 2018
Bitte nicht. Ich möchte meine Beinfreiheit im vordersten Wagen geniessen, während sich die "ungeübten" Pendler nach wie vor in der Zugsmitte auf die Füsse treten. Das darf ruhig so bleiben.
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Onyx
22.08.2024 09:22registriert Dezember 2014
Hat vielleicht auch damit zu tun, das an vielen Bahnhöfen das Umsteigen nur an einem oder zwei Punkten am Gleis möglich ist. Luzern ist was das angeht Katastrophe, man muss immer ganz nach vorne oder hinten, um das Perron zu wechseln. Wenn ich also meinen Anschluss erwischen will, muss ich möglichst weit vorne Einsteigen und kann dann noch eine Weltreise durch den Zug unternehmen.
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