Die umstrittene Suizidkapsel Sarco ist im Kanton Schaffhausen erstmals im Einsatz gestanden. Die Schaffhauser Polizei verhaftete daraufhin mehrere Personen. Die Organisation «The Last Resort» schreibt von einem «friedlichen, würdigen» Tod.
Gegen die verhafteten Personen werde ein Strafverfahren wegen Verleitung und Beihilfe zum Suizid eingeleitet, teilte Staatsanwalt Peter Sticher am Dienstag mit. Ob weitere Straftatbestände verletzt worden seien, werde geprüft.
Der Erfinder der Kapsel, Philipp Nitschke, teilte am Mittag den Artikel einer niederländischen Zeitung auf X, die über den Sarco-Einsatz berichtete. Ein Fotograf begleitete den Suizid offenbar. Gemäss Nitschke war eine 64-jährige US-Amerikanerin die erste Person, die in die Kapsel stieg. Die Frau stammte aus dem Mittleren Westen und habe seit vielen Jahren unter einer Reihe schwerwiegender Probleme im Zusammenhang mit einer schweren Immunschwäche gelitten.
Auf ihrer Website teilte die Organisation «The Last Resort» mit, dass Co-Präsident Florian Willet als einziger beim Suizid dabei gewesen sei. Sarco habe so funktioniert wie geplant und der Frau einen medikamentenfreien, friedlichen Tod gebracht, wird Nitschke zitiert. Gemäss Co-Präsidentin Fiona Stewart hat die Organisation immer auf der Grundlage der Beratung ihrer Anwälte gehandelt.
..an idyllic peaceful death in a Swiss forest where The Last Resort @tlrswiss used the Sarco device to help a US woman have the death she wanted..Lees dit artikel op de Volkskrant https://t.co/6DbKfmzYnC
— Philip Nitschke (@philipnitschke) September 24, 2024
Nitschke ergänzte später auf X, dass unter anderem ein niederländischer Journalist, Willet und zwei Anwälte verhaftet worden seien. Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft äusserte sich dazu nicht.
Am Montagnachmittag wurde die Staatsanwaltschaft von einem Anwalt darüber informiert, dass in einer Waldhütte in der Gemeinde Merishausen die Suizidkapsel angewendet worden sei. Die Einsatzkräfte stellten die Suizidkapsel sicher und brachten die verstorbene Person zur Obduktion ins Institut für Rechtsmedizin nach Zürich.
In welcher Beziehung der hinweisgebende Anwalt zur Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» steht, machte die Staatsanwaltschaft ebenfalls nicht publik, wie sie auf Anfrage sagte. Aus Schaffhausen sei er aber nicht.
Die Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» hatte in diesem Sommer angekündigt, dass die Sterbekapsel noch in diesem Jahr in der Schweiz zum Einsatz kommen solle. Die Staatsanwaltschaften mehrerer Kantone kündigten daraufhin an, ein Verfahren einzuleiten, falls die Kapsel bei ihnen verwendet werde – darunter war auch Schaffhausen.
Am selben Tag wie Sarco in der Waldhütte angewendet wurde, sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) im Parlament, dass die Suizidkapsel nicht rechtskonform sei.
Sarco soll erlauben, durch Knopfdruck aus dem Leben zu scheiden. Die Maschine kann zum Sterben an jeden beliebigen Ort gebracht werden. Auf Knopfdruck strömt Stickstoff in die Kapsel, der den Sauerstoff verdrängt. Nach wenigen Atemzügen wird die Person bewusstlos.
Der Tod tritt gemäss «The Last Resort» nach etwa fünf Minuten ein. Ziel der Organisation ist es gemäss eigenen Angaben, einen «schöneren Tod» zu ermöglichen. (rbu/sda)
Ich finde es deutlich respektvoller für die suizidwillige Person und all diejenigen, die die Sauerei im Falle gewaltsamer Suizide aufräumen müssen, wenn man den Personen eine Möglichkeit bietet human und respektvoll aus dem Leben zu scheiden.
Die Diskussion um Sterbehilfe offenbart leider dass christliche Moralvorstellungen nach wie vor weit in der Gesellschaft verbreitet sind und insbesondere das selbstbestimmte Sterben nicht als Recht anerkannt wird.
Nun muss ein Gericht über den Präzedenzfall entscheiden müssen, vielleicht bis zum europäischen Gerichtshof der Menschenrechte.
Als gesellschaftlich sehr liberaler Mensch bin ich dafür, dass jemand gehen darf, wenn er will und gewisse Voraussetzungen dazu erfüllt sind.
Soll man sich also weiterhin vor den Zug werfen? Ganz toll, für alle Beteiligten...