Damit ist eigentlich schon alles gesagt. En Schöne, gell, tschüssi.
Neeeein, natürlich nicht, wo denkt ihr hin. Ich lasse euch doch nicht hängen! Es gibt viel zu viel zu erzählen. Also hört, was dieses Mal geschah:
Sahneschnitte Fabrizio gab fast so viele Umarmungen, wie er Täts hat. Er glaubt zudem, dass alle Menschen tanzen können.
Und er stellt Fragen und guckt dann, was für Antworten kommen.
Die guten alten ...
«Hahahaha», schreib ich zurück. Er ist nämlich wirklich wie dieses komische schlemmende Menschtier auf dem Bild, immer kurz vor dem Essen noch was reinhauen, mit ebendiesem Gesicht ...
Was sagt dieses Gesicht eigentlich? Es ist lüstern und herausfordernd, keck fast, mit einem Tick Schuldbewusstsein vielleicht auch, das Verbotene ist eben immer das Reizvollste, es ist so eine Art Eva-Gesicht, aus dem er da herausschaut, aber erfrischenderweise ist es mal ein Typ, der die grosse Erbsünde verbricht. Aber wahrscheinlich geht's am Ende gar nicht ums Essen, sondern um Sex. Wie immer. Der schaut ja geradezu ... also, wenn man da länger hinschaut, das ist ein lupenreiner Schlafzimmerblick, ein Schlafzimmerblick deluxe quasi, noch überhaupt nie wurde ich schlafzimmriger angeschaut. Himmel Herrgott. Macht mich das jetzt sogar ein bisschen an?
Ok, genug. Ich muss wissen, wer dieses verstörend grossartige Bild gemalt hat. Google sagt: Avery Palmer. Und Avery Palmer sagt zu seiner Kunst:
AVERY, GENAU DAS VERSUCH ICH AUCH!
***Seelenverwandtschaftsgefühle***
Mail to: averspalmer@gmail.com:
«Hello dear friend,
Have you ever seen an episode of the ‹Bachelor›,
in particular the Swiss ‹Bachelor› Fabrizio Behrens maybe?»
Avery Palmer schreibt mir in Windeseile zurück, ich übersetz euch das gleich mal, Euphorie pur:
Er, also Avery, habe es schier nicht glauben können, dass ich – über neun Millionen Kilometer Luftlinie von ihm entfernt (er wohnt in Arcata, Kalifornien) und Angehörige dieses wahrlich spektakulären («truly spectacular») helvetischen Volkes – die Inspirationsquelle für sein Bild – es heisst «Nourishment» – so genau herauslesen konnte. Er sei, gelinde gesagt, baff («flabbergasted»).
Vor allem, wie er dann ausführte, aufgrund der Tatsache, dass er sich dafür entschied, keinerlei eindeutigen Hinweise auf die Schweiz in seinem Gemälde zu geben. So habe er im allerletzten Moment noch die verräterischen Vermicelles-Würmli hemmungslos mit seinem Pinsel zermalmt und in eine eher undefinierbare Vanillemasse verwandelt. Geblieben sei auf seinem Leinwand-Dessert dann einzig die Kirsche, dieses lätschige rote Früchtlein, dem in der Kulturgeschichte der Vermicelles – in die er sich zuvor zünftig eingelesen habe – durch die ganzen Jahrhunderte hindurch seiner durchaus bewegenden Historie ein reiner Ziercharakter zugekommen sei, sprich, die Kirsche habe einzig der Verführung des Auges gedient und sei niemals zum Verzehr gedacht gewesen.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie sehr mich Averys Antwort in Erregung versetzt hat. Er verstand es, mein Unterbewusstsein mit seiner lätschigen Zierkirsche in die richtige Richtung zu lenken! In die Richtung von Fabrizio Behrens!
Selbstredend sah ich auch Averys Sorge um unsere Erde, sie findet in seinen toten Bäumen unmissverständlichen Ausdruck, in jener tristen, vom Smog durchwaberten Einöde, in der sein Mischwesen steht und sich von einem maschinell hergestellten Nachtisch ernährt, wohlwissend, es tut ihm nicht gut, aber da ist nichts anderes mehr, Mutter Natur hat nichts mehr zu geben.
Avery schreibt dazu:
«Tatsächlich glaube ich nicht mehr an eine Versöhnung zwischen Mensch und Natur. Ich habe in dieser ‹Bachelor›-Folge gesehen, wie die Frauen sich entfernt haben von der Natur, deren Bewohnerinnen, Kennerinnen und Behüterinnen sie einst waren.
Jetzt schreien sie alle, wenn sie einen Gekko sehen. Eine winzige Spinne ist Grund für eine Massenpanik. Und sie sagen Dinge wie:
Wo ist die Achtung hin, die Harmonie, das Wissen? Sie glauben, Wohnwagen seien die natürlichen Habitate von Reptilien!
Was, liebe Gemeinschaft, soll ich dem verzweifelten Avery darauf bloss antworten?
Dass das «Bachelor»-Universum sein ureigenes Referenzsystem hat, dass es nicht unbedingt exemplarisch ist für die Schweizerinnen, für die europäische Frau? Dass auch die Gattung Bachelor einer Spezies angehört, deren Aussagen jetzt nicht in jedem Falle statistisch belegbar sind?
Dass es durchaus Frauen gibt in unserem Land und auch ausserhalb, die beim Anblick eines Insekts keinen von nervösem Händewedeln begleiteten Schreikrampf kriegen, und ebensowenig finden, dass der Mann «eifach wie früener» sein muss, und eventuell sogar, wenn sie komplett verrückt sind, den Mann zum Essen einladen?
Dass die «Bachelor»-Ladys in dieser langen Zeit, in der sie sich von der Natur fortbewegten, nicht nur ihren Fingernägeln beim Wachsen zugeschaut, sondern sich ganz erstaunliche Qualitäten angeeignet haben, beispielsweise das Schneidern von Kleidern aus einem simplen Bettlaken (mitsamt diesen horrenden Fingernägeln)?
Das Kleid war zugegebenermassen so brutal, damit hätte Ardita die Apokalypse glatt überlebt. Sofern sie viecherfrei ist. Am beeindruckendsten fand Fabrizio letztlich aber doch Rosas Brasilien-Dress, einfach weil sie halt «e bitzli Heimat» für ihn mitgebracht hat.
Und wer weiss, geschätzter Avery, vielleicht ist die wahre und ursprünglichste Heimat der Frauen die Liebe. Im Leben genauso wie auf 3plus. Sie ist die Wurzel, mit der wir Menschen noch immer mit der Erde verbunden sind, selbst an Stellen, wo der Boden brüchig geworden und von Blut getränkt ist, wenn wir den Weg zu ihr wiederfinden, ist die Versöhnung nicht mehr weit!
Das muss doch auch etwas heissen, lieber Avery!
Oder?
Keine Antwort.
Avery?!?
Noch immer keine Antwort.
AVERYYYYY!!!
Stille.
Grabesstille.
Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam Averys Mail der Wahrheit:
Die Realität ist eben manchmal auch einfach «sonen Scheiss».
PS:
Bea ist raus, weil ihre Mutter krank geworden ist. Nuria (die mit den Cruella-de-Vil-Haaren) ist raus, weil sie einen anderen Typen getroffen hat und Seraina ist raus, weil der Bachelor einfach nicht so fest into her war.