Sieben Uhr morgens, Bahnhof Rapperswil. Die fleissigen Verteilertrupps sind wieder einmal unterwegs, diesmal in den heimisch-traditionellen Bauernhemden. Zu verschenken gibt es kleine Zweifel-Chips-Säckchen - mit Schweizer Alpensalz und Rapsöl.
Doch es geht nicht um die Chips, im Zentrum steht eine politische Botschaft im Hinblick auf die nationale Abstimmung vom 22. September: «Nein! zur extremen Biodiversitätsinitiative», heisst es auf einem Sticker, der auf dem Zweifel-Päckchen klebt. Und zwar: «Damit wir weiter Schweizer Lebensmittel geniessen können.»
Dass Unternehmen sich in Abstimmungskämpfe einmischen, ist äusserst selten. Eine grosse Ausnahme war der Coca-Cola-Konzern, der sich mit seiner Regenbogenfarben-Kampagne im Vorfeld der «Ehe für alle»-Abstimmung sehr nah zum Befürworterlager gesellte. Klar Stellung in dieser Frage bezogen auf Nachfrage die Zurich-Versicherung und Novartis: Beide sagten Ja zur «Ehe für alle», wie sie bei einer Umfrage von CH Media bekannt gaben.
Ansonsten halten sich Firmen und ihre Chefs gerne zurück, begnügen sich mit Floskeln und loben höchstens die Grundsätze der direkten Demokratie. Schliesslich, so das Kalkül, wollen sie es mit niemandem verderben, weder mit Befürwortern noch mit Gegnern einer Vorlage. Alle politischen Lager sind Kunden.
Umso erstaunlicher ist der Zweifel-Auftritt - könnte man meinen. Doch er war nicht geplant: «Als unabhängiges Familienunternehmen hat Zweifel bisher nicht und wird auch in diesem Fall nicht politisch Stellung nehmen», hält Firmensprecherin Anita Binder auf Anfrage fest. Und sie fügt an: «Wir möchten betonen, dass wir für diese Kampagne weder angefragt wurden noch ein Einverständnis abgegeben haben.»
Inzwischen sei das Unternehmen «informiert worden, dass unsere Chips-Packungen für politische Zwecke verwendet werden», sagt Binder. Weitere Abklärungen mit der Kampagnenleitung, die beim Bauernverband liegt, seien im Gang. Mehr will die Zweifel-Sprecherin zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Für die Pendler und Pendlerinnen hingegen heisst es wohl: Es dürfte wohl nicht mehr so schnell eine Chips-Überraschung am Bahnhof geben. (aargauerzeitung.ch)
Schon mal aufgefallen?
Ales „extrem“ empfinde ich eher die Bauernlobby im Parlament!
Wie wäre es vieleichtl wenn sie ihre Kartoffeln nur noch aus Lobbyfreiem Anbau beziehen?