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Walliser Dorf Blatten muss evakuiert werden – was wir wissen

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Felssturz bei Blatten

Der Felssturz beim Bietschhorn ist von Weitem sichtbar.

quelle: keystone / cyril zingaro
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Walliser Dorf Blatten wird evakuiert ++ Berg bewegt sich immer schneller

19.05.2025, 10:2219.05.2025, 15:01
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Bergsturz könnte bald bevorstehen
Die Behörden vor Ort rechnen mit einem baldigen Ereignis an der Ostflanke des kleinen Nesthorns. Wie Matthias Ebener, Informationschef regionaler Führungsstab Lötschental, am Montagmorgen gegenüber dem «Walliser Boten» sagte. Anhand der Bewegungen am Berg rechne er mit einem Abgang des Materials. «Weil die Bewegung am Berg so gross ist, gehen wir nicht davon aus, dass die Evakuation noch Monate andauert.»

Die registrierten Bewegungen betragen unterdessen mehrere Meter pro Tag. Vor wenigen Tagen war es noch ein Meter pro Tag. Das Risiko steigt immer mehr.

Alban Brigger, Ingenieur bei der Dienststelle für Naturgefahren, wählt gegenüber dem «Walliser Boten» deutliche Worte. «Im Vergleich zu gestern, hat sich die Situation verschärft. Die Beschleunigung hat zugenommen.»

Die Beschleunigung sei so hoch, dass es sich nur noch um Stunden handeln könne, bis es zu einem Felssturz am Kleinen Nesthorn kommt.

Brigger sagt zudem gestützt auf neue 3D-Modelle, dass die Behörden neu von mehreren Millionen Kubikmeter Felsmasse ausgehen, die ins Tal stürzen könnte. Die ersten Schätzungen, die von einem potenziellen Volumen von einer Million Kubikmetern ausgegangen sind, seien zu optimistisch gewesen. «Im schlimmsten Fall können es fünf Millionen Kubikmeter werden.» Zu hoffen sei, dass das nicht alles in einem Mal kommt.

Gemäss Ingenieur Alban Brigger habe sich die Situation zudem noch deutlich verschärft, weil die Bewegungsrichtung klar zum darunterliegenden Birchgletscher gehe. Im Falle eines massiven Abbruchs drohe eine «Prozessverkettung». Brigger erklärt: «Der Bergsturz würde auf den Gletscher fallen, der Gletscher löst sich in Wasser auf und das führte zu einem schneller Murgang, der grosses Schadenspotential hätte.» (ch media)

Was ist passiert?

Das Walliser Dorf Blatten wird fast vollständig evakuiert. Grund dafür ist ein drohender Bergsturz im Lötschental. Ausgenommen sind die Teile Wyssenried und Eisten.

Dieses Gebiet ist betroffen:

Gesamt Evakuation Blatten
Bild: alert.swiss

«Sofort Häuser räumen, packen Sie das Nötigste», heisst es in einem Aufruf der Gemeinde. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich um 10 Uhr in der Turnhalle einzufinden, wo weitere Informationen folgten. Die Evakuation erfolgte bis 11.30 Uhr. Zunächst verliessen die Bewohner den gefährdeten Ort, danach wurden auch die Kühe evakuiert.

Warum musste alles so schnell gehen?

«Die Lage ist sehr akut», sagt Matthias Ebener, Informationschef des Führungsstabs, gegenüber SRF. «Es ist allen klar, dass der Felssturz kurz bevorsteht.» Die Strasse Richtung Fafleralp ist gesperrt.

Die Gefahr eines Felsabsturzes sei sehr gross, sagte Ebener weiter. Deshalb sei die Evakuierung ausgeweitet worden. Es breche immer wieder etwas ab und es drohe «unmittelbar» ein Abbruch eines Felsvorsprungs unterhalb des Bietschhorns.

Die Strasse sei nach wie vor offiziell gesperrt. Die Behörden würden aber dafür sorgen, dass die Menschen mit ihren Autos zu Verwandten oder Bekannten im oder ausserhalb des Lötschentals fahren könnten.

Touristen befänden sich keine mehr in der Gemeinde. Sie seien bereits am Samstag mit den ersten rund 92 evakuierten Bewohnerinnen und Bewohnern in Sicherheit gebracht worden, sagte Ebener.

epa12113503 A picture taken with a drone shows the village of Blatten in the Loetschental, in Blatten, Switzerland, 18 May 2025. Following a mudslide in recent days, some of the residents of the villa ...
Das Dorf Blatten muss evakuiert werden.Bild: keystone

Warum ist die Gegend gefährdet?

Die Lage im Walliser Lötschental ist bereits seit einigen Tagen angespannt. Grund dafür sind Felsen, die sich am Kleinen Nesthorn, einem Gipfel des Bietschhorns, gelöst haben. Diese stürzten auf den Birchgletscher und lösten einen Murgang aus, welcher rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza am südlichen Dorfrand von Blatten zum Stillstand kam. Dadurch drohen weitere grössere Felsmassen abzubrechen. Bereits am Sonntag mussten deshalb 92 Einwohnende und 16 Gäste aus einem Dorfteil evakuiert werden.

Der Birchgletscher steht seit rund 30 Jahren unter Beobachtung. Die Gemeinde vermutet, dass die bevorstehende Schneeschmelze ab etwa 2500 Metern Höhe die aktuelle Gefährdungslage verursacht haben könnte. (dab)

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Die beliebtesten Kommentare
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bokl
19.05.2025 10:59registriert Februar 2014
SVP-Präsident Macel «Ich lebe gerne in wärmeren Zeiten» Dettling organisiert sicher kostenlose Ersatzunterkünfte für die Betroffenen.
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nature
19.05.2025 10:49registriert November 2021
Mit dem Schmelzen der Gletscher und des Permafrosts ist das Risiko von Bergstürzen erhöht. Eine weitere Folge des Klimawandels, aber man will halt den Experten nicht zuhören…
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Klack
19.05.2025 10:53registriert Dezember 2019
...ich denke es ist gut, dass wir dank dem weltweiten Rechtsrutsch nicht mehr über den Klimawandel sprechen müssen. Gut gemacht!
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