Temu möchte Schweizer Händler auf seiner Plattform begrüssen. Der Handelsverband warnt jetzt davor: «Derzeit rate ich unseren Mitgliedern von einer Präsenz auf Temu ab. Das könnte sich in ein paar Jahren ändern, aber im Moment überwiegen die Risiken gegenüber den Vorteilen», erklärte Bernhard Egger, Direktor des Verbandes, am Donnerstag.
Die Plattform hat seit Juli letzten Jahres eine neue Expansionswelle im europäischen E-Commerce-Markt gestartet und steht bereits lokalen Einzelhändlern in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden und Grossbritannien offen. Die Schweiz soll folgen. Die Entscheidung liegt letztlich bei den Händlern selbst, doch sie sollte gut durchdacht sein, so die Warnung.
Die Risiken betreffen nicht nur das Image, sondern gehen darüber hinaus. Am Rande einer E-Commerce-Konferenz sagte Egger:
Tatsächlich drängt Temu seine Partner zu immer niedrigeren Preisen und verlangt, dass die angebotenen Preise mindestens 15 Prozent unter denen von Amazon liegen, erklärt Egger. Zudem hat die Plattform ein Malus-System für Rücksendungen eingeführt. «Wenn Produkte zurückgegeben werden, werden die Verkäufer auf der Plattform bestraft.»
Die Beziehung zwischen der Branche und dem übermächtigen chinesischen Konkurrenten ist angespannt. «Die Schweiz muss aufwachen und reagieren, sonst wird sich an der Situation nichts ändern», betonte Egger.
Im vergangenen Jahr wurde beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Beschwerde gegen Temu eingereicht, die sich auf die Geschäftspraktiken der Plattform konzentriert: irreführende Werbung, unlauterer Wettbewerb, die Übertragung der Produktverantwortung auf den Importeur – und damit auf den Verbraucher – sowie die fehlende Zahlung der Recyclinggebühr.
Die Umsätze von Temu in der Schweiz wurden im vergangenen Jahr auf rund 900 Millionen Franken geschätzt. (jzs/ats)