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Wirtschaft

Temu-Offensive in der Schweiz – Handelsverband warnt Einzelhändler

Bernhard Egger, Direktor von handelsverband.swiss, warnt vor Temu.
Bernhard Egger, Direktor von handelsverband.swiss, warnt vor Temu.Image: DR/imago

Temu lockt Schweizer Einzelhändler – Handelsverband warnt

Der Verband der Einzelhändler rät davon ab, sich mit dem chinesischen Giganten einzulassen. Seiner Meinung nach bestehen Reputationsrisiken sowie «schwierige Bedingungen, die Temu den Verkäufern auferlegt».
14.03.2025, 10:2814.03.2025, 10:28
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Temu möchte Schweizer Händler auf seiner Plattform begrüssen. Der Handelsverband warnt jetzt davor: «Derzeit rate ich unseren Mitgliedern von einer Präsenz auf Temu ab. Das könnte sich in ein paar Jahren ändern, aber im Moment überwiegen die Risiken gegenüber den Vorteilen», erklärte Bernhard Egger, Direktor des Verbandes, am Donnerstag.

Die Plattform hat seit Juli letzten Jahres eine neue Expansionswelle im europäischen E-Commerce-Markt gestartet und steht bereits lokalen Einzelhändlern in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden und Grossbritannien offen. Die Schweiz soll folgen. Die Entscheidung liegt letztlich bei den Händlern selbst, doch sie sollte gut durchdacht sein, so die Warnung.

Temu drückt die Preise noch stärker als Amazon

Die Risiken betreffen nicht nur das Image, sondern gehen darüber hinaus. Am Rande einer E-Commerce-Konferenz sagte Egger:

«Es gibt sowohl Risiken fürs Image als auch Risiken durch die strengen Bedingungen, die Temu den Verkäufern auf seiner Plattform auferlegt.»

Tatsächlich drängt Temu seine Partner zu immer niedrigeren Preisen und verlangt, dass die angebotenen Preise mindestens 15 Prozent unter denen von Amazon liegen, erklärt Egger. Zudem hat die Plattform ein Malus-System für Rücksendungen eingeführt. «Wenn Produkte zurückgegeben werden, werden die Verkäufer auf der Plattform bestraft.»

Die Beziehung zwischen der Branche und dem übermächtigen chinesischen Konkurrenten ist angespannt. «Die Schweiz muss aufwachen und reagieren, sonst wird sich an der Situation nichts ändern», betonte Egger.

Im vergangenen Jahr wurde beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Beschwerde gegen Temu eingereicht, die sich auf die Geschäftspraktiken der Plattform konzentriert: irreführende Werbung, unlauterer Wettbewerb, die Übertragung der Produktverantwortung auf den Importeur – und damit auf den Verbraucher – sowie die fehlende Zahlung der Recyclinggebühr.

Die Umsätze von Temu in der Schweiz wurden im vergangenen Jahr auf rund 900 Millionen Franken geschätzt. (jzs/ats)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butschina
14.03.2025 11:34registriert August 2015
Eigentlich müssten hauptsächlich die Verbraucher aufwachen. Aber wenn ich sehe, wer alles dort bestellt, gilt nur "geiz ist geil". Ich kann irgendwo verstehen, dass Menschen mit sehr wenig Geld bei Temu einkaufen. Aber es sind längst nicht nur jene Personen. Viele hätten es finanziell nicht nötig aber eben, "geiz ist geil", alles andere scheint egal zu sein.
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