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Direktor für Arbeit im Seco relativiert «Hype» um Homeoffice

«Nicht so einfach»: Direktor für Arbeit im Seco relativiert «Hype» um Homeoffice

08.08.2020, 10:1008.08.2020, 12:19
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Boris Zuercher, Leiter der Direktion fuer Arbeit im SECO, aeussert sich an einer Medienkonferenz zu den Auswirkungen der Personenfreizuegigkeit auf den Schweizer Arbeitsmarkt, am Montag, 29. Juni 2020 ...
Boris Zürcher.Bild: keystone

Homeoffice sei ein Zustand, der trotz Corona nicht länger andauern könne, sagt Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco in einem Interview. Die Führung werde anspruchsvoller, man spüre nicht wirklich, wie es den anderen gehe.

Zudem sei es schwierig, die Arbeitgeberpflichten einzuhalten, sagte der frühere Chefökonom beim liberalen Thinktank Avenir Suisse und beim Forschungsinstitut BAK Basel im Tamedia-Interview vom Samstag.

Zürcher erklärte weiter, Arbeitgeber müssten dafür sorgen, dass dort, wo die Angestellten arbeiteten, die Arbeitsbedingungen korrekt seien. Zudem dürften die Arbeitgeber auch ein Interesse daran haben, dass die Vertraulichkeit von Firmenangelegenheiten gewahrt blieben. «Das alles im Homeoffice sicherzustellen, ist gar nicht so einfach.»

Hinzu komme die Frage, was das Homeoffice für die Firmenkultur und die Unternehmensidentität bedeute. «Das sind Dinge, die letztlich das Wesen einer Firma ausmachen.» Die Art, an Probleme heranzugehen, könne man nur im Betrieb, im sozialen Austausch mit den Mitarbeitenden lernen, nicht im Homeoffice, so der Seco-Direktor.

Die Kommunikation sei stark eingeschränkt. Alles Nonverbale falle eigentlich trotz Videokonferenzen weg. «Wenn man sich nicht sicher ist, für welche Option man sich entscheiden soll, ist es wichtig, auch die nonverbalen Signale der Mitarbeitenden zu erfassen.» Zürcher glaubt deshalb nicht, dass Homeoffice von Dauer sein werde.

Laut einer Ende Mai von den Gewerkschaften veröffentlichten Umfrage möchten 90 Prozent der Beschäftigten Homeoffice grundsätzlich als Ergänzung zur Arbeit vor Ort zulassen. Vorbehalte hatten die 1126 Befragten wegen der fehlenden informellen Kontakte und der Isolation, der Ausstattung des Arbeitsplatzes zuhause und der Auslagen für Homeoffice. (aeg/sda)

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49 Kommentare
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Beta Stadler
08.08.2020 11:01registriert Mai 2020
Der grösste Teil der Firmen redet schon lange nicht mehr von Mitarbeitern, sondern nur noch von beliebig austauschbaren "Resourcen" - hier irgendwelche Firmenkultur / -identität in's Spiel zu bringen ist schon fast zynisch.
Zudem redet ja niemand von 100% Homeoffice, sondern von einzelnen Tagen. Und gar nicht berücksichtigt wird die Möglichkeit, z.B. um 15:00 ausserhalb des Stossverkehrs nach Hause zu gehen, ev. kurz zu joggen und dann mit frischem Kopf den Rest in Homeoffice zu machen (viele im Büro haben am Nachmittag einen Leistungsabfall). Aber eben: Avenir Suisse halt...
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fabsli
08.08.2020 10:57registriert November 2016
Solche Pauschalaussagen vom Chefökonom sind schwierig. Nur noch im Homeoffice zu arbeiten ist langfristig natürlich keine Lösung. Ein Mix sollte jedoch schon angestrebt werden. Das kommt allen zu Gute.
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Ian
08.08.2020 10:31registriert März 2020
Ganz Klar, Zürcher ist am falschen Platz!
Anstatt die neue und Umweltfreundliche Arbeitsart zu fördern, wird wegen den fehlenden Einnahmen im ÖV und den Kontrollfreaks welche sich durch Präsenz nach oben kuscheln Home-Office schlecht geredet. Als Mitarbeiter ist man und bleibt man eine Austauschbare Nummer.
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