Schweiz
Wirtschaft

Coronavirus: So will der Bundesrat eine Konkurswelle verhindern

Kaum mehr Geld fuer den taeglichen Einkauf - die Corona-Krise bringt Menschen am Existenzminimum in akute Notlagen. // Weiterer Text ueber ots und www.presseportal.ch/de/nr/100000088 (PPR/obs/Caritas  ...
Kleine Läden sollen möglichst vor dem Konkurs bewahrt werden. Bild: KEYSTONE

Die juristische Seite: So will der Bundesrat eine Konkurswelle verhindern

09.04.2020, 08:2909.04.2020, 10:22

So sehr die Massnahme des Bundesrats gegen der Ausweitung der Covid-19-Pandemie auch greifen: Für die Wirtschaft sind ihre Auswirkungen hart. Viele Firmen sind in ihrer Existenz bedroht. Nun sucht der Bundesrat nach Wegen, wie Konkurse verhindert werden können.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Als Notmassnahme hatte er im März ein Betreibungsverbot verhängt und die Zivil- und Verwaltungsverfahren gestoppt. Diese Massnahmen laufen eine Woche nach Ostern aus. Und sie werden nicht verlängert, wie der Bundesrat am Donnerstag mitteilte.

Der Fristenstillstand im Betreibungswesen sei langfristig kein geeignetes Instrument, um den gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu begegnen. Auch die verbürgten Überbrückungskredite können nach Einschätzung des Bundesrats nicht alle coronabedingten Konkurse verhindern.

Was will der Bundesrat anpassen?

Der Bundesrat erwägt, das Kapitalschutzrecht sowie das Sanierungs- und Stundungsrecht anzupassen, um die Schweiz vor unnötigen Konkursen zu bewahren. Eine Konkurswelle würde die Konjunktur gemäss den jüngsten Prognosen nachhaltig beeinträchtigen und eine Erholung der Wirtschaft stark verzögern. Der Bundesrat hat das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) beauftragt, bis nächste Woche geeignete Massnahmen vorzuschlagen.

Und konkret?

Geprüft wird unter anderem eine vorübergehende Regelung, wonach Unternehmen bei drohender coronabedingter Überschuldung mit der Konkursanmeldung zuwarten können. Voraussetzung ist, dass Aussicht besteht, eine Überschuldung nach der Krise zu beheben. Heute muss der Verwaltungsrat eine drohende Überschuldung sofort dem Richter melden.

Und weiter?

Spielraum sieht der Bundesrat auch im Nachlassrecht. Für KMU, die allein wegen der Coronapandemie in finanzielle Nöte geraten sind, will er zudem eine befristete Stundung einführen. Diese Massnahmen sollen den Unternehmen Zeit verschaffen, um ihr Geschäft zu reorganisieren und Sanierungsmassnahmen umzusetzen, wie der Bundesrat schreibt.

Ist eine Notstundung ein Thema?

Nein, die Notstundung will der Bundesrat jedoch nicht zur Anwendung bringen. Diese ist im Schulbetreibungs- und Konkursrecht vorgesehen für «ausserordentliche Verhältnisse, insbesondere im Falle einer andauernden wirtschaftlichen Krise». Sie würde den Schuldnern die Möglichkeit geben, eine Stundung von bis zu sechs Monaten zu verlangen.

Was sagen die Betroffenen dazu?

Das Bundesamt für Justiz hat zu diesen Vorschlägen bereits eine öffentliche Konsultation durchgeführt. In den rund hundert Stellungnahmen wurde die Stossrichtung mehrheitlich unterstützt, wie der Bundesrat schreibt.

Was ist mit den Gerichten?

Für Zivilverfahren werden zur Entlastung der Gerichte vorübergehende Spezialregelungen geprüft. Von den Gerichten wurde angeregt, den Einsatz von Video- oder Telefonkonferenzen zu ermöglichen, wie dies in Verwaltungsverfahren bereits möglich ist.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
23 verrückt-kreative Wege, wie sich Leute vor Corona zu schützen versuchen
1 / 25
23 verrückt-kreative Wege, wie sich Leute vor Corona zu schützen versuchen
quelle: reddit
Auf Facebook teilenAuf X teilen
12 Dinge, die du während eines Video-Chats nicht machen solltest
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
So verteidigt der Economiesuisse-Chef den Schweizer Zolldeal mit den USA
Der Economiesuisse-Präsident hält die Kritik am Zolldeal mit den USA für überzogen. Im Interview erklärt Christoph Mäder, weshalb die Schweiz keine Alternative hatte, warum die Investitionszusagen kein Bluff sind – und was er von Goldbarren, Rolex und Milliardären hält.
Die USA haben die Schweiz lange zappeln lassen. Nun sinken die Zölle auf 15 Prozent. Kann man den Schaden, den die US-Zölle für die Schweiz angerichtet haben, beziffern?
Christoph Mäder: Die Reduktion der Zölle ist eine grosse Erleichterung für die Schweizer Wirtschaft. Die 39 Prozent waren eine sehr erhebliche Belastung für die Exportindustrie. Es ist schwierig, den Schaden zu beziffern, denn es gibt nicht nur direkte, sondern auch indirekte Effekte. Mehrere tausend Arbeitsplätze waren gefährdet.  Ein Unternehmer sagte mir, sein USA-Geschäft sei praktisch zum Stillstand gekommen. Nach der Ankündigung der Senkung auf 15 Prozent normalisierten sich die Gespräche mit den Kunden wieder.
Zur Story