Diesen Sommer kommt für viele das grosse Reise-Revival. Es werden die ersten Sommerferien seit drei Jahren, in denen wir (zumindest voraussichtlich) weitestgehend von Corona ungehindert reisen können.
Mittlerweile ist es für Frühbucher-Rabatte zu spät. Last-Minute-Ferien sind natürlich möglich, aber dieses Jahr vielleicht ungünstiger als in anderen. Weshalb das so ist, welche Orte dieses Jahr besonders beliebt sind und was du so beim Reisen beachten muss – wir erklären es dir im grossen Prä-Sommerferien-Report:
Laut einer Umfrage des Versicherers Generali wollen sieben von zehn Personen in der Schweiz im Sommer verreisen. Dabei planen rund 71 Prozent, eine Reise ins Ausland anzutreten.
Das Reisebüro Globetrotter, das sich vor allem auf Reisen im Ausland spezialisiert, sagt gegenüber watson, dass die Nachfrage nach allen möglichen Destinationen gross sei. Sehr begehrt sind demnach: Skandinavien und Island, Spanien und Griechenland sowie USA und Kanada. Auch Asien würde wieder vermehrt nachgefragt.
Im Vergleich zum letzten Jahr bleiben heuer deutlich weniger Leute in der Schweiz: Gemäss der Umfrage von Generali wollen nur 27 Prozent Ferien daheim machen – im Vergleich zu 42 Prozent im vergangenen Jahr. Die meisten zieht es dabei erneut ins Tessin.
Ja. Die meisten Feriendestinationen erwarten laut Hotelleriesuisse zwar eine höhere Auslastung im Sommer als im letzten Jahr. Dennoch werde voraussichtlich das Vorkrisenniveau wohl nicht erreicht. Insbesondere in den Stadthotels scheinen noch viele Betten frei zu sein:
Campierfreudigen allerdings gehen langsam aber sicher die Plätze aus: «Aufgrund der anhaltend hohen Buchungsstände empfehlen wir nach wie vor, so früh wie möglich zu buchen», so der TCS Schweiz auf Anfrage. Im Vergleich zu 2019 gebe es im laufenden Jahr nach wie vor 90 Prozent mehr Logiernächte (wenn auch etwas weniger als im Rekordjahr 2021). Und: «Die Vorausbuchungen sind erfreulich hoch.»
Das beliebteste Reisemittel ist wie schon im letzten Jahr das Auto, wenn auch weniger deutlich. Viel mehr Personen planen wieder, mit dem Flugzeug zu verreisen.
Zugenommen habe laut der Umfrage von Generali der Anteil spontan Reisender: Rund zehn Prozent wissen noch nicht, wie sie im Sommer verreisen wollen.
Unter den Zugreisenden ist insbesondere das Interrail-Ticket wieder angesagt: «Interrail ist derzeit ein Renner», lässt die SBB auf Anfrage verlauten. Man sei mit den Buchungszahlen (Verkäufe von Interrail-Pässen) bereits über dem Niveau von 2019. Im März 2022 hatten die SBB bereits einen Rekordmonat bei solchen Tickets.
With a rail network stretching more than 200,000 km, Europe is a paradise for train travellers.
— Euronews Travel (@euronewstravel) June 1, 2022
The big question is - where to go? 👇https://t.co/l0BTJV0Gnq
Besonders für Reisen ins Ausland lautet diesen Sommer die Devise: je früher desto besser. Das hat zwei Gründe:
Einerseits wollen in diesem ersten «richtigen» Sommer nach der Pandemie viele endlich wieder verreisen. Das führt verbreitet zu Angebotsknappheiten. Laut Hotelplan merke man beispielsweise in Spanien bereits eine solche Knappheit.
Andererseits muss ein Auge auf die Inflation geworfen werden – ein Phänomen, mit dem wir uns lange nicht mehr beschäftigen mussten. Das gilt weniger für die Schweiz – unsere Preissteigerungen sind nach wie vor sehr moderat, dafür umso mehr für das umliegende Ausland:
In Deutschland betrug die Teuerungsrate im Mai 7,9 Prozent, in Italien 7,2 Prozent und in Frankreich 5,8 Prozent. In Spanien stiegen die Preise im April gar um 8,3 Prozent.
Besonders wer in die USA reisen will, muss im Moment tief in die Tasche greifen. Im April gab es in den Staaten einen Anstieg bei den Konsumentenpreisen von über acht Prozent. Hinzu kommt, dass sich seit Anfang März der Dollar-Franken-Kurs für Schweizerinnen und Schweizer verschlechtert hat. Das heisst, es muss wieder mehr Franken pro Dollar gerechnet werden.
Danach sieht es aus. Bezüglich Preise im Ausland sagt der Reiseberater Globetrotter auf Anfrage:
Alles sei bis zu 20 Prozent teurer als noch vor der Pandemie, bestätigte Globetrotter-Chef André Lüthi in einem Interview mit dem «Blick».
Lediglich im östlichen Mittelmeer (Türkei, Griechenland, Zypern) und in Ägypten sei dies weniger der Fall, so Bianca Gähweiler vom Schweizer Reiseunternehmen Hotelplan: «Der Preisanstieg wird durch die fehlenden Gäste aus Russland und der Ukraine und den durch den Nachfragerückgang ausgelösten Preisdruck mehrheitlich kompensiert.» Im westlichen Mittelmeer (Spanien, Portugal, Tunesien) sei die Teuerung hingegen ausgeprägter.
In der Schweiz haben ebenfalls viele Hotels ihre Preise wieder erhöht – in den meisten Fällen aufgrund von höheren Einkaufspreisen. Die Preise sind dabei nicht nur höher als während der Corona-Krise, sondern sogar im Vergleich zu davor. Das gilt insbesondere für Hotels in Bergregionen. Eine Umfrage unter den Schweizer Hotels zeichnet folgendes Bild:
Eine Ausnahme bei den Preisen bilden die hiesigen Campingplätze: TCS Camping gibt auf Anfrage bekannt, man habe auf diese Sommersaison hin keine Preissteigerungen vorgenommen.
Auch die Preise für Flüge haben in letzter Zeit grossflächig zugenommen, unter anderem aufgrund der höheren Kerosinpreise. «Die Airlines kämpfen aber auch mit Personalengpässen und versuchen dadurch zusätzlich, die Preise zu erhöhen», sagt Gähweiler von Hotelplan. Man habe deshalb frühzeitig sogenannte Risikositze eingekauft. So könnten den Kundinnen und Kunden im Sommer wie auch im Herbst attraktive Flugpreise an die beliebten Ferienorte angeboten werden.
Die Lufthansa-Tochter Swiss bestätigt auf Anfrage, in den letzten Monaten Erhöhungen für alle Preise weltweit vorgenommen zu haben.
Das kommt grundsätzlich auf die Bedürfnisse der buchenden Person an. Aus oben erwähnten Gründen dürfte das Spekulieren auf Last-Minute-Ferien dieses Jahr aber ein höheres Risiko beinhalten. Insbesondere die teuer werdenden Flüge sprechen in diesem Jahr eher gegen eine kurzfristige Reise. Verschiedene Anbieter äussern sich dazu folgendermassen:
In letzter Zeit gab es vermehrt Berichte, wonach viele Flüge in Europa annulliert oder verschoben wurden und Chaos an den Flughäfen herrschte. Der Grund in den meisten Fällen: Personalmangel.
Absolute chaos at @Schiphol this morning. Been queuing 2.5 hours to get through security - and still waiting. Hundreds, if not thousands, of people missing their flights. No real warnings. Website still says arrive two hours before. pic.twitter.com/e3vBoE1043
— Slats (@afslater) May 30, 2022
Auch Lufthansa-Tochter Swiss hat im vergangenen Sommer eine Massenentlassung angekündigt, welche von den Gewerkschaften als zu drastisch kritisiert wurde. Diese warnten davor, dass das nötige Personal beim Aufschwung fehlen würde.
Damit trotzdem möglichst wenige Flüge kurzfristig gestrichen werden müssen, hat Swiss laut eigenen Aussagen bereits jetzt reagiert:
Aber dass Flüge während des Sommers kurzfristig storniert werden, kann leider nach wie vor nicht ausgeschlossen werden. Die meisten Fluggesellschaften sind immer noch knapp dran mit Personal. Sie haben also wenig Spielraum für Fehler, wenn sie mit schlechtem Wetter, Problemen bei der Flugsicherung oder Krankmeldungen von Mitarbeitern konfrontiert werden.
Am Flughafen Zürich sei grundsätzlich genügend Personal vorhanden, um das Passagiervolumen zu bewältigen, sagt der Flughafen Zürich auf Anfrage. An Spitzentagen könne es jedoch über den Tag verteilt zu den Hauptverkehrswellen zu Wartezeiten vor dem Check-in kommen. Aufgrund von Corona-Dokumente-Kontrollen kann das Check-in pro Person noch rund dreimal länger dauern als vor der Pandemie. Der Flughafen Zürich empfiehlt deshalb, bis zu drei Stunden vor dem Abflug einzutreffen.
Es biete sich an, sich vorgängig gut über die geltenden Bestimmungen im Zielland zu informieren und alle nötigen Dokumente am Check-in-Schalter bereitzuhalten. Und: «Passagiere der Lufthansa Gruppe, die bereits online eingecheckt haben und im Besitz einer Bordkarte sind, haben am Flughafen Zürich neuerdings auch die Möglichkeit, ihre Gepäckstücke an Self-Bag-Drop-Automaten selbständig aufzugeben.»
Das ist dieses Jahr nicht zu empfehlen. Diesbezüglich gaben Berichte über die Osterferien bereits einen Vorgeschmack: Vielerorts gingen die Ferienautos aus. Zur Hauptsaison im Sommer hin dürfte sich das noch zuspitzen.
Plus: Auch wer schon vorab ein Auto reserviert, sollte sich auf hohe Preise einstellen. Ein Preisvergleich des globalen Mietwagenanbieters Sunny Cars zeigt, dass sich im Vergleich zur Vor-Coronazeit die Preise für Mietwagen teilweise fast verdoppelt haben. An allen beliebten Destinationen muss man gemäss Sunny Cars mit deutlich höheren Preisen rechnen.
Grund dafür sind einmal mehr das immer noch verknappte Angebot, da viele Anbieter während der Krise ihre Flotte verkleinert hatten. Hinzu kommt die stark anziehende Nachfrage.
Die SBB empfehlen insbesondere Schweizerinnen und Schweizern, die eine längere Reise ins Ausland tätigen wollen, möglichst früh ihre Tickets zu kaufen.
Das gelte einerseits besonders für die «klassischen» Destinationen: «Die Buchungen nach Paris, Mailand, Venedig und München haben deutlich zugelegt», so die SBB auf Anfrage. Aber auch bei weiter entfernten Bahndestinationen wie Wien und Berlin sei eine Zunahme spürbar.
Wer ausserdem per Nachtzug reisen möchte, sollte sich sputen, denn hier ist laut SBB ein anhaltender Trend auszumachen. Und: «An Spitzentagen im Juli beispielsweise sind Destinationen wie Hamburg oder Wien zu einem grossen Teil bereits ausgebucht.» Gut gebucht seien auch ihre neuen Destinationen in Italien, Bologna und Parma, so die SBB.
Die SBB empfehlen zudem, die entsprechenden Reservationen zu tätigen. Und: «Falls es möglich ist, empfehlen wir auch alternative Reisetage zu wählen: Montag bis Donnerstag statt Wochenende.»
Reisende nach Deutschland seien an das – inzwischen berüchtigte – 9-Euro-Ticket während den Sommermonaten erinnert. Das kann nämlich auch jeder Schweizer, jede Schweizerin kaufen. Allerdings sind die Fernzüge hier nicht inbegriffen.
Ja, sehr wahrscheinlich schon. In einer Vielzahl von Ländern musst du an der Grenze nach wie vor das Covid-Zertifikat vorweisen. Gut möglich, dass sich das zum Sommer hin weiter lockern wird. Trotzdem prüft man in jedem Fall besser vorher auf den jeweiligen Webseiten, was aktuell bei der Einreise gilt.
Und nicht zuletzt: Maske nicht vergessen! Obwohl wir sie in der Schweiz nicht mehr gesetzlich aufzusetzen haben, gilt in den meisten Ländern nach wie vor Maskenpflicht im ÖV oder in den Flugzeugen.
Dasselbe mit Ägypten.