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Reisen: Warum Mietautos derzeit so teuer sind

Bei der Automiete müssen sich Kundinnen und Kunden auf gesalzene Rechnungen gefasst machen.
Bei der Automiete müssen sich Kundinnen und Kunden auf gesalzene Rechnungen gefasst machen.bild: shutterstock

Du willst ein Mietauto im Urlaub? Am Flughafen könnte es zu einem bösen Erwachen kommen

Mietautos sind derzeit sehr teuer. Was du tun kannst, damit du trotzdem nicht allzu tief in die Taschen greifen musst.
26.02.2022, 11:0126.02.2022, 11:45
Corsin Manser
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Im März fliegt Peter B.* nach Teneriffa. Mit durchschnittlich sieben Sonnenstunden und Temperaturen um die 20 Grad bietet die kanarische Insel im März optimale Bedingungen für Ausflüge. Vulkane, Strände, kleine Dörfchen: Zu Erkunden gibt es einiges. Am einfachsten geht dies natürlich mit einem Mietauto.

Genau dies hat auch watson-User Peter B. vor. Doch beim Buchen des Mietautos tut er sich schwer. «Ich brauche nur ein kleines Modell. Vier Sitze, das reicht mir», sagt er zu watson. «Aber die billigsten Modelle kosten heute pro Tag 65 bis 70 Euro.» Peter B. ist sich sicher: «Vor der Pandemie war das nicht so. Da habe ich etwa 30 bis 35 Euro pro Tag bezahlt.»

Er habe schon oft Autos gemietet, erzählt Peter B., sei viel gereist. Die Mietpreise seien seit der Pandemie definitiv angestiegen. «Im Sommer brauchte ich auf Mallorca einen Siebensitzer wegen meiner Enkel. Das hat uns für zehn Tage 3000 Euro gekostet!»

Warum die Preise gestiegen sind

So wie Peter B. dürfte es derzeit vielen gehen. Die Grenzen öffnen, die Corona-Massnahmen in den Feriendestinationen werden fallen gelassen. Schweizerinnen und Schweizer zieht es ins Ausland. Bei Fluggesellschaften, Reiseveranstaltern und Flughäfen zieht das Geschäft wieder an. Vieles fühlt sich wieder «wie früher» an.

Doch bei der Automiete ist es nicht mehr wie vor der Pandemie. Die Preise sind tatsächlich gestiegen, wie Autovermieter «Sixt» auf Anfrage mitteilt. Die Nachfrage sei im zweiten Halbjahr 2021 stark angestiegen, sagt Mediensprecherin Hanna Meeder. «Fahrzeuge sind jedoch knapp aufgrund der Chipkrise und der reduzierten Produktionskapazitäten einiger Autohersteller.»

Die Schilder der Autovermieter Europcar, Sixt, Hertz, National, Alamo, Avis und Budget, aufgenommen am Mittwoch, 25. Juni 2014, im Flughafen Zuerich Kloten. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)
Die Autovermieter haben während der Pandemie ihre Flotte verkleinert.Bild: KEYSTONE

Dies führt dazu, dass die Preise für Mietautos derzeit hoch sind. «Mit dem Zusammentreffen dieser Faktoren sehen wir nach wie vor ein erhöhtes bis weiter steigendes Marktpreisniveau», teilt Sixt mit.

Zudem hätten viele Vermieter 2020 Fahrzeuge verkauft, schreibt das Magazin «Reisewelt» von billiger-mietwagen.de. Das Portal vergleicht die Preise von Mietwagenanbieter. Die Vermieter hätten gar nicht genug Parkplätze für die ganze Flotte und würden damit rechnen, dass immer ein Teil der Autos unterwegs sei.

Deshalb und aus finanziellen Gründen seien die Autos veräussert worden. Nun sei es schwierig, die Flotte wieder aufzurüsten, da die Vermieter während der Pandemie finanziell stark gelitten hätten und die Herstellung neuer Autos stocke.

«Ein weiterer Anstieg des Mietwagenbedarfs ist in den nächsten Monaten zu erwarten.»
Autovermieter Hertz

Die Situation dürfte sich kurzfristig kaum entspannen. Autovermieter Hertz schreibt watson: «Ein weiterer Anstieg des Mietwagenbedarfs ist in den nächsten Monaten zu erwarten.» Ähnlich klingt es bei Sixt. «Aktuell sehen wir keine Anzeichen, dass das derzeit hohe Marktpreisniveau sinken wird. Vielmehr gehen wir aufgrund von Nachholeffekten derzeit davon aus, dass diese Situation anhalten wird», so Mediensprecherin Hanna Meeder.

Ist das Auto erst einmal gebucht, kommen weitere Kosten hinzu. Auch diese können höher ausfallen als noch vor der Pandemie – vor allem wegen des Benzins. Der Ölpreis ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Die Russland-Ukraine-Krise könnte die Preise sogar noch mehr in die Höhe treiben.

Was du gegen die hohen Preise tun kannst

Was kann man also tun, damit man nicht allzu viel bezahlen muss? Hertz und Sixt empfehlen, die Mietwagen früh zu buchen. Besonders, wenn man eine Reise an eine beliebte Feriendestination plant. Die Autovermieter verweisen darauf, dass eine Reservation auch wieder storniert werden kann.

Das Vergleichsportal billiger-mietwagen.de rät zudem, zuerst Recherchen zum Mietwagen anzustellen und erst danach das Hotel und den Flug zu buchen. Wenn Unterkunft und Flug schon gebucht seien, stehe die Reise schon fest und das Auto müsse dann sowieso gebucht werden – auch wenn der Preis sehr hoch sei.

Frühzeitig buchen kann Peter B. nicht mehr. Er hofft jetzt, dass er trotzdem noch ein Schnäppchen findet. Entweder online oder vor Ort etwas abseits des Flughafens, wo er schon früher auf gute Angebote gestossen sei. Bleibt uns nur, viel Glück zu wünschen!

*Name der Redaktion bekannt

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Madison Pierce
26.02.2022 11:50registriert September 2015
Wenn man der lokalen Sprache mächtig ist, kann es sich lohnen, das Auto bei einem kleinen, lokalen Anbieter zu mieten.

Habe das in Sizilien gesehen: am Flughafen in Palermo hat es Anbieter mit Hochglanzprospekten in allen Sprachen. Fährt man mit dem Bus etwas weiter raus, findet man lokale Werkstätten, die auch Autos vermieten. Man bekommt dann zwar keinen neuen Polo, sondern einen verbeulten Panda. Dafür fällt man auf der Strasse nicht gleich als Tourist auf, ausser, wenn man am Stopp hält. 😀
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whis
26.02.2022 11:54registriert Dezember 2018
Ich kann die Vermieter etwas verstehen. Da hast du die Pandemie und keine Kunden mehr. Was bleibt dir dann übrig? Autos verkaufen. Nur so kann man Geld flüssig machen. Was folgt? Der Engpass an Fahrzeugen. Nachfrage steigt. Preise steigen. Ist jetzt halt so.
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PeteZahad
26.02.2022 12:58registriert Februar 2014
Fliegen und an der Destination Autofahren darf ruhig teuer sein.
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«Vermieter sollen Ladestationen für E-Autos nicht mehr verbieten dürfen»
Schweizer kaufen zu wenig E-Autos. Krispin Romang, Direktor des Verbandes Swiss eMobility, über die Gründe, warum wir für die E-Auto-Wende nicht bereit sind und warum sich «Stromer» trotzdem durchsetzen werden.

Fehlende Heimlademöglichkeiten verhindern oftmals den Umstieg aufs E-Auto. Bislang sind Mieter, die eine Ladestation benötigen, auf das Wohlwollen ihres Vermieters angewiesen. Der Nationalrat wollte dies im Juni ändern. Er nahm gegen den Willen des Bundesrats und Hauseigentümerverbands (HEV) eine Motion von GLP-Präsident Jürg Grossen an, die Mieterinnen und Stockwerkeigentümern den Anspruch auf eine Heimladestation garantieren würde. Doch in Bundesbern gibt es weiterhin Widerstand.

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