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Die Schweiz ist ein Land von Bio-Banausen – gehörst du auch dazu?

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Viele Nährstoffe und nicht zu teuer: Eine neue Studie setzt sich mit dem Wissen der Schweizer Bevölkerung zum Thema Ernährung und Umwelt auseinander. archivBild: KEYSTONE

Die Schweiz, ein Land von Bio-Banausen: Finde heraus, ob du auch dazu gehörst

Das Wissen über eine nachhaltige Ernährung ist in der Schweiz beschränkt, wie eine neue Studie des Gottlieb Duttweiler Institute zeigt. Hier findest du heraus, wie du bei den Fragen der Forschenden abgeschnitten hättest.
22.06.2023, 06:0413.03.2024, 12:07
Rahel Künzler / ch media
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Was hat den grösseren ökologischen Fussabdruck: ein Kilogramm saisonale Tomaten, Bio-Tomaten aus Spanien, Rindfleisch aus der Region oder zwei Fair-Trade-Mangos?

In einer repräsentativen Umfrage des zum Migros-Konzern gehörenden Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) lagen fast drei Viertel der tausend hierzulande befragten Personen mit ihrer Antwort falsch.

Welches dieser Lebensmittel hat den KLEINSTEN ökologischen Fussabdruck?

Die weiteren Fragen findest du am Ende des Artikels 😉

Wo ist das Problem?

Nicht beim Fleisch von der Weide nebenan, sondern bei den eingeflogenen Tropenfrüchten verorteten die meisten das grössere Umweltproblem. Nur gerade 17 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat gemäss des sogenannten «European Food Trend Report 2023» einen hohen Wissensstand zu nachhaltiger Ernährung.

Vielen Menschen sei der Einfluss ihrer Ernährung auf Umwelt und Klima nicht bewusst, oder sie würden die Auswirkungen ihrer Entscheidungen falsch einschätzen, schreiben die Studienautorinnen und -autoren.

«Was wir essen, beeinflusst nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch die Umwelt. Doch darüber wissen wir erstaunlich wenig.»

Das fehlende Wissen zeige sich auch darin, wie Kaufentscheidungen im Supermarkt getroffen würden. In der Umfrage gaben 58 Prozent der Probanden an, dass für sie der Geschmack des Lebensmittel «besonders wichtig» sei. Danach folgen Nährstoffgehalt (52 Prozent) und Preis (52 Prozent).

Umwelt und Klima nannte hingegen nur gerade ein Fünftel der Befragten als wichtiges Kaufkriterium. Dies, obwohl das Ernährungssystem für gut einen Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

«Welche Aspekte sind Ihnen bei Ihrer Ernährung besonders wichtig?»

Bild
grafik: GDI-Konsumentenbefragung, Mai 2023.
«Vielen Menschen ist der Einfluss ihrer Ernährung auf Umwelt und Klima nicht bewusst. Oder sie schätzen die Auswirkungen ihrer Entscheidungen falsch ein. Und dies, obwohl die Schweiz ein sehr hohes Bildungsniveau hat.»

Was sollte sich ändern?

Was hindert Konsumentinnen und Konsumenten daran, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen? Den grössten Hebel verortet die Studie beim Detailhandel. Händler könnten ihr Sortiment relativ schnell anpassen und Konsumentscheidungen über Aktionen steuern. Denkbar sei etwa, über Aktionen ressourcenschonenenden Konsum zu belohnen.

Als Positivbeispiel wird auch der Discounter Aldi genannt, der Anfang Jahr sämtliches «Flugobst» aus dem Sortiment verbannt hat. Der Händler ist damit eine Ausnahme. Oft werden mit Rabattaktionen klimaschädliche Lebensmittel beworben, etwa Fleisch. Eine Auswertung von CH Media zeigte kürzlich, dass gerade in der Grillsaison meist Fleisch ohne Labelstandards in Aktion angepriesen wird.

Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten würde es am meisten helfen, wenn nachhaltigere Lebensmittel günstiger würden. 37 Prozent der Befragten wünschen sich zudem eine eindeutige Kennzeichnung von gesunden und nachhaltigen Lösungen.

Die Migros führte mit dem «M-Check» vor rund zwei Jahren als erste Detailhändlerin ein Nachhaltigkeitslabel für ihre Eigenmarken-Produkte ein. Coop zog im November 2022 mit dem «Eco-Score» nach, ebenfalls für die Eigenmarken.

Umwelt- und Konsumentenschützer begrüssen den Schritt zwar grundsätzlich, sind aber mit der Umsetzung nicht zufrieden. Wenn jeder Anbieter ein eigenes Label einführe, führe das eher zu einer Überforderung der Konsumentinnen und Konsumenten, schrieb etwa Greenpeace in einer Stellungnahme.

Hättest du es gewusst?

Frage 2

Welche der folgenden Antwortmöglichkeiten trifft deiner Meinung nach am stärksten zu? Meine Ernährung hat Auswirkungen auf…

Frage 3

Welche dieser Ernährungsweisen hat den geringsten ökologischen Fussabdruck?

Frage 4

Welches dieser Lebensmittel hat den GRÖSSTEN ökologischen Fussabdruck?

Frage 5

Welches Getränk verursacht bei der Produktion weniger CO2?
Wie gross ist dein Verständnis?
Für jede korrekt beantwortete Frage erhielten die Probanden je einen Punkt. Anhand der Punktzahl wurde anschliessend die «Sustainable Food Literacy» ermittelt, wie es in der online verfügbaren GDI-Studie heisst. Unter diesem Begriff wird gemäss den Forschenden die Fähigkeit verstanden, «den Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten».

Bei einer Gesamtpunktzahl von 0 bis 1 ist dein Verständnis, welchen Einfluss die Ernährung auf Umwelt und Klima hat, «tief», bei 2 oder 3 «mittel», bei 4 oder 5 «hoch».

So schnitten die Probanden ab:

Bild
screenshot: gdi-studie

Auflösung: Frage 1: saisonale Tomaten aus der Region, Frage 2: beide Antwortmöglichkeiten, Frage 3: Vegan, Frage 4: Rindfleisch aus der Region, Frage 5: Tee.

Quellen

(watson / aargauerzeitung.ch)

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168 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Overton Window
22.06.2023 07:51registriert August 2022
Das Ganze hat rein gar nichts mit Bio zu tun.

Bio ist eine Produktionsweise, die Fragen drehen sich um die Nachhaltigkeit verschiedener Produkte und Essgewohnheiten.
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faebu11
22.06.2023 07:59registriert Oktober 2021
Die Antworten sind aber auch... 1kg Fleisch ist bezüglich Nährwert ja wohl kaum mit 1kg Tomaten oder 2 Mangos zu vergleichen?!
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mrmikech
22.06.2023 07:52registriert Juni 2016
Menschen wollen unbeschwert einkaufen können. Ist auch logisch, wer will sich schon über alles gedanken machen müssen?

Die grossverteiler müssen den einkauferlebnis einfach und unbeschwert machen, dass heisst keine klimaschädliche produkte verkaufen.

Deswegen soll kerosin nicht länger subventioniert werden, und sollen die grossverteiler auf flugobst verzichten.
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