In den chinesischen sozialen Medien amüsieren sich Chinesen über schlichtes «báirén fàn». Auf Deutsch übersetzt lautet der Begriff «Weisse-Menschen-Mahlzeit». Im Zentrum des Trends steht ein Kurzvideo auf der Videoplattform Xiaohongshu (kleines rotes Buch). In dem Video wird eine Frau gefilmt, die in einem Zugabteil einer S-Bahn sitzt. Dabei isst sie rohe Salatblätter und Schinken.
Unter dem Video finden sich hunderte Kommentare, in denen Nutzer ähnliche Erlebnisse schildern. Eine Nutzerin erzählte zum Beispiel, dass eine Kollegin (oder Kollege, im Chinesischen wird nicht nach Geschlecht unterschieden) von ihr zum Mittagessen nur eine rohe Paprika ass, worauf eine andere erwiderte, dass ihre Kollegin eine rohe Karotte gegessen habe.
Die Entrüstung über das ungekochte und ungewürzte Essen der «Weissen» scheint in China also gross zu sein. Auf Twitter stellte ein User einige Kommentare zusammen. Darunter befindet sich dieses Goldstück:
There's a new trend in China where people make and eat spiceless "white people lunch", as form of self torture.
— Del Walker (@TheCartelDel) June 13, 2023
And their commentary has me crying 😭 pic.twitter.com/aRfK3VStaD
Auf TikTok beschreibt die Userin li2dog den Trend des faden Essens. Sie erklärt, dass Chinesen ungewürzte Mahlzeiten während der Arbeit zu sich nehmen. Dies tun sie einerseits aus Gesundheitsgründen, andererseits aber auch, um die Arbeit von der Freizeit zu unterscheiden.
«White People Food» soll deutlich gesünder sein als traditionelles chinesisches Essen und auch einfacher zu verdauen, aber auch nicht wirklich fein. Wenn man von der Arbeit nach Hause kommt, kann man dann etwas gut Schmeckendes essen und sich so für die Arbeit belohnen.
Auch einige chinesische Blogger sprangen auf den Trend auf. Ein Blogger startete den Selbstversuch und ass rohe Bohnen und Tomaten. Seine Reaktion: «Es ist gesetzlos und ungeheuerlich!» Auch ein Kommentar unter seinem Blog stimmt ihm zu: «Wenn eine solche Mahlzeit das Leben verlängern soll, was ist dann der Sinn des Lebens?»
Ein anderer Blogger meinte, dass es bei den «Weisse-Menschen-Mahlzeiten» gar darum geht, Schuldgefühle zu empfinden und nicht das Essen zu geniessen.
(ear)