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SMI down: Schweizer Aktien sacken auf tiefsten Stand seit Oktober

Schweizer Aktienmarkt erlebt schwärzesten Handelstag seit März 2020

24.01.2022, 16:4625.01.2022, 09:17
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Die Schweizer Börse hat ein neues Rekordhoch erreicht. Der Leitindex SMI stieg am frühen Freitagnachmittag auf 10'142,19 Punkte und übertraf damit die bisherige Bestmarke von 10'140,93 Zähle ...
Bild: KEYSTONE

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag das grösste Minus seit Beginn der Coronakrise eingefahren. Zinsängste und die Angst vor dem anschwellenden Ukrainekonflikt trieben die Händler dazu, ihre Aktien zu verkaufen. In der Folge fiel der Leitindex SMI auf deutlich unter 12'000 Punkte.

Am Ende des Handelstages schloss der SMI schliesslich 3,84 Prozent tiefer bei 11'881,30 Punkten. Mehr hatte er innerhalb eines Tages zuletzt am 23. März 2020 eingebüsst - damals waren es -5,37 Prozent.

Auch andere Finanzplätze kannten am Montag nur noch den Weg gen Süden. Der deutsche Dax und der französische Cac beendeten den Börsentag ebenfalls knapp 4 Prozent tiefer. Und auch die US-Börsen, die noch bis 23.00 Uhr offen sind, waren bis zum Schweier Handelsschluss stark unter Druck. «An der Wall Street nehmen die Anleger infolge der jüngsten Zinsangst Reissaus. Auch hierzulande werfen die Marktteilnehmer die Flinte ins Korn und nehmen lieber Deckung», sagte ein Händler.

Grund für die miese Stimmung ist vor allem die mit Spannung erwartete Sitzung der US-Notenbank (Fed), die am Mittwoch ins Haus steht. Dort dürfte Fed-Chef Jerome Powell laut Händlern den Grundstein für eine Zinserhöhung im März legen. Falls diese hoch ausfällt, werden wohl noch weitere Kursverluste drohen, so klingt es aus dem Handel.

Höhere Zinsen = weniger Gewinne für die Anleger

Die Angst der Anleger kommt unter anderem daher, dass steigende Zinsen zu geringeren Kurs-Gewinn-Verhältnissen bei Aktien führen, weil der Barwert künftiger Gewinne sinkt. «Je restriktiver das Fed argumentieren wird, umso stärker dürfte sich die Umschichtung innerhalb der Anlageklassen fortsetzen - raus aus Risikopapieren wie Aktien rein in festverzinsliche Anlagen», kommentierte ein Händler. «Damit würde den Börsen sprichwörtlich der Deckel aufgesetzt.»

Als Folge der Marktturbulenzen stieg auch der Volatilitätsindex VSMI, das sogenannte Angstbarometer, der sein Plus im Tagesverlauf auf über 36 Prozent ausbaute. Es ist der höchste Wert seit dem vierten Quartal 2020.

In der aktuellen Marktlage steige damit auch wieder die Nachfrage nach sicheren Anlagen, hiess es am Markt. Die Anleger griffen daher vermehrt zum Schweizer Franken. Nach einem Zwischenhoch schwächte sich dieser im Laufe des Nachmittags allerdings wieder ab. Das Euro-Franken-Paar lag nach einem Abstecher unter die Marke von 1,03 kurz nach Handelsschluss wieder bei 1,0351 und damit höher als am Vorabend.

Technologietitel im Ausverkauf

Als einzige Aktien im Index SLI konnten die Papiere von Vifor Gewinne verbuchen. Sie gingen mit einem Plus von 0,3 Prozent aus dem Rennen, werden allerdings gestützt durch das Übernahmeangebot der australischen CSL, das den Kurs der Pharma-Papiere nach unten abstützt.

Die grössten Verlierer unter den sogenannten «Blue Chips» waren hingegen die Papiere des österreichischen Lampenherstellers AMS Osram mit einem Minus von 7,4 Prozent. Aber auch andere Titel aus der Technologiebranche wie der Bankensoftwarespezialist Temenos (-6,3%) und der Computerzubehörhersteller Logitech (-5,9%) mussten deutlich Federn lassen.

Doch auch Bankenaktien kamen unter die Räder. So schlossen die Aktien der Grossbank Credit Suisse mit einem Minus von 6,8 Prozent als zweitschlechteste. Und auch die Titel von Julius Bär büssten ganze 6 Prozent ein. Die UBS-Aktien gehörten mit einem Minus von 4,7 Prozent hingegen an diesem schwarzen Tag schon zu den «etwas besser abschneidenden» Titeln.

Im Ausverkauf waren zudem die Partizipationsscheine des Liftherstellers Schindler, die als drittschwächste aus dem Handel gingen. Dies, nachdem das Unternehmen am Freitagabend völlig überraschend den Rücktritt des CEOs per Samstag angekündigt hatte, was in Finanzkreisen viele Fragen aufwirft. Ein Analyst vermutet, der Verwaltungsrat habe die finanzielle Leistung als ungenügend erachtet, weshalb der CEO seinen Hut nehmen musste. (awp/sda)

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