Liebe Frau Rickli
Sie und Ihre Zürcher Gesundheitsdirektion sind nicht zu beneiden. Die meisten Leute wollen sich so schnell wie möglich gegen das Coronavirus impfen lassen. Aber sie können nicht, weil der Impfstoff knapp ist. Und an Ostern und Wochenenden wird zum Unmut der Leute nicht geimpft.
Das ist kein rein zürcherisches Phänomen, die grossen Lieferungen an die Schweiz haben sich verzögert. Dafür können Sie natürlich nichts.
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Aber ganz ohne Verantwortung, dass das Impftempo in Zürich bisher schleppend war, sind Sie nicht. Der Kanton hat entschieden, die Zweit-Dosen der mRNA-Impfstoffe aufzubewahren. Für die fristgerechte Verabreichung drei, beziehungsweise vier Wochen nach der Erst-Impfung.
Kleinere Kantone, wie beispielsweise Genf oder Uri handhaben das anders. Dort wird sofort alles gespritzt, was der Bund anliefert. Von den 19 Impfdosen, die Genf auf 100 Einwohner vom Bund zugewiesen worden sind, hat Genf 19 verimpft. Zürich von seinen 18 erst 14 und liegt damit in der Rangliste der prozentualen Durchimpfung der Einwohner hinten.
Bisher mag diese Praxis gerechtfertigt gewesen sein, weil die vulnerabelsten Risikogruppen vollständig geimpft werden mussten, die Lieferzeitpunkte für weitere Dosen unberechenbar waren und Zürich als grösster Kanton im Mangelfall nicht in ausreichendem Mass auf Restdosen kleinerer Kantone zurückgreifen konnte.
Aber nun? Sollten Sie angesichts der anstehenden grossen Lieferungen in den nächsten zwei Monaten diese Praxis nicht aufgeben und alles sofort verimpfen, was verfügbar ist? Auch am Abend und auch am Wochenende?
Nach bisheriger Erkenntnis schützt schon die erste Impfung nach 14 Tagen signifikant vor schweren Krankheitsverläufen. Und es ist der Wirksamkeit der mRNA-Impfungen auch nicht abträglich, wenn die zweite Dosis später verabreicht wird, als von den Herstellern vorgegeben. Die Intervalle von 21 (Biontech) beziehungsweise 28 Tagen (Moderna) zwischen den beiden Impfungen sind bloss die einzigen, die getestet worden sind. Das heisst nicht, dass eine spätere Verabreichung der zweiten Dosis nicht vollständig immunisiert, sofern sie nicht länger als sechs bis acht Wochen hinausgezögert wird.
Müsste es angesichts der zunehmenden Massnahmemüdigkeit und dem steigenden R-Wert aufgrund der infektiöseren B.1.1.7.-Mutante nicht oberste Priorität sein, das Infektionsgeschehen mit möglichst vielen Erst-Impfungen möglichst rasch und breitflächig zu dämpfen? Und Hospitalisierungen wegen schwerer Verläufe zu reduzieren?
Dass innert 60 Tagen alle Erstgeimpften auch eine Zweitimpfung erhalten, sollte angesichts der vom BAG prognostizierten 4,5 Millionen Dosen, die im April und im Mai geliefert werden, doch weitestgehend möglich sein?
Falls dem so ist, dann stellen Sie doch so bald wie möglich auf Siebentage-Betrieb in den Impfzentren um. Und nicht erst dann, wenn es notwendig ist.
Dann könnte es schon zu spät sein.
Frohe Ostern!
Ihr Maurice Thiriet
Da sag ich nur, gute Nacht Zürich.
Der Bund plant, im Mai und Juni je 350k Dosen zu liefern. Was soll dann an den Wochenenden geimpft werden? Warmes Wasser?