Wenn bunte Kristalle musikalische Schallwellen visualisieren und magnetische Flüssigkeit mit Wasserfarben Bilder zeichnet, dann ist Fabian Oefner am Werk.
Der Schweizer Fotograf kreiert farbenfrohe Kunst, indem er physikalische und chemische Prozesse nutzt, um auf die Schönheit der Natur aufmerksam zu machen. «Als Fotograf und Künstler versuche ich, die Welt der Kunst und die der Wissenschaft zu vereinen», sagt Oefner in seinem Ted-Talk. Das gilt auch für seine neuste Kreation; das Projekt vermittelt nebst Schönheit auch Dringlichkeit.
Zusammen mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und Google hat Oefner den Gletscherschwund zweier Schweizer Alpengletscher dargestellt. Für das Experiment namens Timelines (Zeitlinien) hat er präzise digitale Koordinaten mit Google Earth kombiniert, um den Rückzug der Gletscher in Zeiten des Klimawandels direkt in die Landschaft «malen» zu können.
Mithilfe von Drohnen, die über leistungsstarke LED-Lichter verfügten, zeichnete der Fotograf in der Nacht die ETH-Klimadaten der Gletscher direkt in die Landschaft. Festgehalten hat er das Licht mit Langzeitaufnahmen.
Anschliessend hat er mehrere Dutzend der so entstandenen Aufnahmen zu zwei interaktive Fotos vereint, die mit leuchtenden Linien den dramatischen Rückzug des Triftgletschers in Bern und des Rhonegletschers im Wallis aufzeigen.
«Ich glaube, Kunst befähigt uns, die Welt auf eine Art und Weise zu sehen, wie es keine andere Form der Wissenschaft zu tun vermag. Kunst ist eine universelle Sprache, die komplexe Ideen greifbar macht und unser Herz berührt», schreibt Oefner zum Timelines-Experiment.
Mit dem Experiment will der Künstler dem drastischen Schwund des ewigen Eises eine Stimme verleihen und somit auf die Auswirkungen der Klimawandels aufmerksam machen.