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Ex-Sektenmitglied in Zürich wegen sexueller Übergriffe vor Gericht

Interior view of the Mar Youssif Chaldean Church, which was visited by Pope Francis during his March 2021 tour of Iraq, in Baghdad, Iraq, Tuesday, April 22, 2025. (AP Photo/Hadi Mizban)
Francis
Die Türen einer Kirche. (Symbolbild)Bild: keystone

Ex-Sektenmitglied in Zürich wegen Missbrauchs verurteilt

25.04.2025, 07:2825.04.2025, 16:18
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Ein Ex-Mitglied einer Sekte musste sich heute Freitag in Zürich wegen sexueller Nötigung und Ausnützung einer Notlage verantworten. Laut Anklage wendete der 51-Jährige Methoden an, die er aus der Sekte kannte, um sich Frauen gefügig zu machen.

Das Gericht verurteilte den Neuseeländer wegen mehrfacher sexueller Nötigung und Ausnützen einer Notlage zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 36 Monaten, wovon er 6 Monate absitzen muss. Weil er davon vier Monate bereits verbüsste und ihm die Sperrung seiner Pässe angerechnet wird, muss er nicht zurück ins Gefängnis. Er erhält aber einen Landesverweis von acht Jahren und muss den Frauen je 10'000 Franken als Wiedergutmachung zahlen.

Der Beschuldigte wuchs in einer Sekte auf, in der er mit sexueller Freizügigkeit und sexuellen Übergriffen konfrontiert war, heisst es in der Anklageschrift. Zwar verliess der Neuseeländer die Sekte, doch behielt er einiges davon bei.

In einer von ihm gegründeten Band nahm der 51-Jährige ab 2014 demnach eine dominante Rolle ein. Weibliche Bandmitglieder nötigte er zu sexuellen Handlungen oder schrie sie in «yelling sessions» bis zu fünf Stunden lang an.

Eine der Frauen war selber Mitglied der Sekte. Sie war vom Beschuldigten finanziell abhängig und war wegen ihres Hintergrunds für die Art der Führung durch den 51-Jährigen empfänglich, wie es in der Anklageschrift heisst. Sie setzte sich bis 2020 dem Beschuldigten aus.

«Alle Kinder dieses Kults haben ein Trauma»

Die Anwältin der Frauen sagte vor Gericht, dass ihr Glaube und ihr Idealismus aufs Schlimmste missbraucht worden seien. Die Privatklägerinnen hätten es mit ihren Aussagen aber geschafft, das bestehende System des Missbrauchs ein für alle Mal zu durchbrechen.

Der Anwalt des Beschuldigten appellierte daran, nicht nur die Taten zu beurteilen, sondern auch den Menschen dahinter zu sehen. Diese Sekte sei weltweit bekannt. «Alle Kinder dieses Kults haben später ein Trauma zu verarbeiten.» Deshalb sei dieser Täter auch ein Opfer.

Der Beschuldigte selber zeigte sich reuig und wortkarg. Er habe niemandem Schaden zufügen wollen. «Das Aufwachsen in der Sekte hat bis heute grossen Einfluss auf mich», sagte er. Aktuell wolle er keine sexuellen Beziehungen mehr eingehen.

Er macht zwar eine Therapie, allerdings bei seiner Schwester, die ebenfalls Teil der Gruppierung war. Der Richter empfahl ihm, dringend therapeutische Hilfe ausserhalb der Familie zu suchen. Dies sei in seinem eigenen Interesse, um Rückfälle zu verhindern.

Sex als «religiöser Akt»

Eine zweite Frau wurde vom Versprechen einer Welttournee angelockt. Von 2020 bis 2022 fügte auch sie sich den Wünschen des «spirituellen Oberhaupts». Dieser bezeichnete Sex mit ihm als religiösen Akt. Auch diese Frau war finanziell und spirituell von ihm abhängig.

Das Verfahren wird abgekürzt durchgeführt. Der Beschuldigte war also grundsätzlich geständig. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben sich auf einen Urteilsvorschlag von 36 Monaten Freiheitsstrafe geeinigt. Sechs Monate davon soll er absitzen.

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quelle: keystone / wael hamzeh
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10 Kommentare
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tychi
25.04.2025 08:30registriert Juli 2016
Wenn eine Firma ein mangelhaftes Produkt hat, dann wird dieses benannt, damit auch andere potentielle Kunden davor gewarnt sind.

Gibt es einen Grund, warum die Sekte nicht mit Namen aufgeführt ist?

Vielleicht gibt es ja noch weitere Opfer... Oder es können weitere Opfer vermieden werden.
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