Es gilt als Tatsache, dass man mit zunehmender Zeit den Wald vor lauter BĂ€umen nicht mehr zu sehen droht. Und das kommt gewissen Abzocker-Maschen zugute, die sich die Aura des unhinterfragten Umstands angeeignet haben.
11.04.2021, 05:5111.04.2021, 05:51
Oder um es anders auszudrĂŒcken: Gewisse fiese Abzocker-Systeme haben unseren Alltag infiltriert und tun unschuldig so, als wĂŒrden sie nun mal einfach dazugehören. Pha. Nicht mit uns. Wir decken diese Wölfe in Schafspelzen schonungslos auf. Mit aller HĂ€rte und der gefĂŒrchteten watson-Ernsthaftigkeit.
Ein Krieg, gefĂŒhrt mit dem geschriebenen Wort gegen die waltende Ungerechtigkeit, der sich auf sechs Schlachten verteilt. Oh, welch episches Drama.
Unschuldig kommen wir zur Welt und schlagen erwartungsvoll unsere Augen auf. Was sich dann zeigt, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Nicht nur hinsichtlich der effektiven UmstÀnde, in die man reingeboren wurde, sondern auch hinsichtlich der Bildauflösung.
Visuelle Simulation unterschiedlicher Sinneswahrnehmungen von Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt:

Bild: Shutterstock / watson

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Die teils fehlerhafte Grafik kann aufgebessert werden. Jedoch, wie bei Open-World-Spielen ĂŒblich, nur gegen einen Aufpreis.

Bild: watson / Shutterstock
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Wie der Claim von Brillen und Kontaktlinsen eigentlich lautet:
Brillen â Weil sich gekaufte Sehkraft einfach besser anfĂŒhlt.
Befund Kassensturz watson-Sturz:
Davon ausgegangen, dass es bei uns gesellschaftlich zur Unabdingbarkeit geworden ist, wenigstens halbwegs scharf zu sehen, kommt es einer Farce gleich, dass einem zufĂ€llig auserwĂ€hlten Bevölkerungsteil diese als «natĂŒrlich» promotete FĂ€higkeit willkĂŒrlich in Rechnung gestellt wird.
Egal, wie gut billig oder schlecht luxuriös nun die Sehkraft eines Menschen ist, wir alle landen dereinst unter der Erde. Trotz Mangel an Feierlaune will dieses tröstliche Ende unser aller gebĂŒhrend zelebriert werden.
Der ungefÀhre Ablauf:

Bild: watson / Shutterstock
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Wie der Claim von Beerdigungen eigentlich lautet:
Beerdigungen â Weil Trauer ohne BĂŒrokratie und Geldfluss einfach nicht authentisch ist.
Befund watson-Sturz:
Aus einer Widrigkeit ein moralisches GeschĂ€ft machen â wir sind beinahe dazu geneigt, den Hut vor dieser jahrhundertelangen Marketing-Kampagne, die selbst Pioniere wie Apple, Starbucks und Marlboro alt aussehen lĂ€sst, zu ziehen, befinden letzten Endes aber, dass es sich lediglich um eine hochpreisige Verkomplizierung natĂŒrlicher Zyklen handelt.
In allen relevanten Belangen sind die Menschen gleich. In den irrelevanten Belangen besteht wiederum die Möglichkeit zum Finetuning.
DiesbezĂŒglich gibt es zwei beliebte Abomodelle:

Bild: watson / Shutterstock
Wie der Claim von Damenhygieneartikeln eigentlich lautet:
Frau-Sein â Weil Geld eh nicht glĂŒcklich macht.
Befund watson-Sturz:
Obwohl sowohl verrechnungstechnisch als auch preislich im Segment der Pflege- und Beautyartikel angesiedelt, haben Recherchen ergeben, dass es sich bei Damenhygieneartikeln (entgegen der allgemeinen Auffassung) um GĂŒter handelt, deren Funktion es «lediglich» ist, biologisch bedingte UmstĂ€nde im Sinne der gesellschaftlichen konstruierten Norm zu befriedigen.
Zwischen den beiden oben vorgestellten Abomodellen kommt es immer wieder zu lĂ€ngerfristigen VerknĂŒpfungen, die auch als solche vom Staat zertifiziert werden können. Der Vertragsabschluss, eine sogenannte Ehe, dĂŒrstet nach traditionellen Gepflogenheiten.
Ablauf einer solchen Tradition:

Bild: watson / Shutterstock
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Wie der Claim von Verlobungs- und Eheringen eigentlich lautet:
Eheschmuck â Weil WertschĂ€tzung eines konkreten Werts bedarf.
Befund watson-Sturz:
Dass die besonders grosse Liebe auch in der heutigen Zeit kategorisch eines besonders wertvollen Klunkers bedarf, ist insofern logisch, als dass wahre Liebe dem Verstand trotzt, nur um eine eigene Logik zu entfesseln, gemĂ€ss der es absolut sinnvoll, ja gar unausweichlich ist, fĂŒr Steine und Metalle â einem Gebiet mit (fĂŒr den Laien) Ă€hnlich transparenter Preisstruktur wie jenem der abstrakten Kunst â möglichst viel Geld zu bezahlen.
Eine pluralistische Gesellschaft bedingt, dass verschiedene Lebens- und Arbeitsformen koexistieren können. Dabei sind der Vorstellung und KreativitÀt keine Grenzen gesetzt.
Beispiel einer kreativ konzipierten Arbeitsform:

Bild: watson / Shutterstock
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Wie der Claim von Praktika eigentlich lautet:
Praktika â Weil Arbeitserfahrung wertvoller als ein Grossteil der GrundbedĂŒrfnisse ist.
Befund watson-Sturz:
Von einer Generation institutionalisiert, fĂŒr die es signifikant einfacher war, einen zĂŒgigen Einstieg in gutbezahlte Jobs zu finden und durch stetige Replikation perfid zu einem «notwendigen Ăbel» hinaufstilisiert, sind Praktika im Wesentlichen eine Infrastruktur, die Unternehmen fortlaufend mit Gratisproben Ă la carte verwöhnt, wobei besagte Proben dem Standard normal bezahlter Ware in jedweder Hinsicht zu entsprechen haben.
Egal, wie ungerecht das Leben auch sein mag, das Wichtigste ist, dass wir uns davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Zur Königsdisziplin des Gleichgewichtens wurde erst kĂŒrzlich die Work-Life-Balance ernannt, die es stets zu meistern gilt.

Bild: watson / Shutterstock
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Wie der Claim der FĂŒnftagewoche eigentlich lautet:
FĂŒnftagewoche â Weil die Balance im Ungleichgewicht liegt.
Befund watson-Sturz:
In Zeiten des gesellschaftlich verordneten Fokus auf heilsame Selbstsorge und des simultan latenten Akzents auf berufliches Erringen scheint es schwierig, in der FĂŒnftagewoche anderes zu sehen, als eine gezielte Verknappung frei verfĂŒgbarer Zeit zur zwangslĂ€ufigen Förderung von Unzufriedenheit, die das wirtschaftlich und gesellschaftlich interessante Streben nach de facto Unerreichbarem katalysatorisch befeuert.
Noch mehr Ausgleichendes, um deine Wut zu besÀnftigen:
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Zuerst etwas zu der Entwicklung von Dubai.
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