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Olympia 2020: Nina Christen – maximaler Erfolg unter maximalem Druck

Nina Christen of Switzerland reacts after winning the gold medal in the women's shooting 50m Rifle 3 Positions Finals at the 2020 Tokyo Summer Olympics in Tokyo, Japan, on Saturday, July 31, 2021 ...
Nina Christen hat geliefert – und wie!Bild: keystone

Historische Nina Christen – maximaler Erfolg unter maximalem Druck

Die 27-jährige Innerschweizer Schützin Nina Christen ist Olympiasiegerin im Dreistellungsmatch mit dem Kleinkalibergewehr. Sie ist die erste Schweizer Sportlerin überhaupt, die bei Olympischen Sommerspielen zwei Einzelmedaillen gewinnt.
31.07.2021, 14:26
Rainer Sommerhalder / ch media
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Nina Christen hat die Ansprüche an sich selber in maximale Höhen getrieben. Nach der überraschenden Bronzemedaille mit dem Luftgewehr vor einer Woche bei der allerersten Titelentscheidung in Tokio sagte sie mit Blick auf ihre Paradedisziplin: «Ich habe das Gefühl, nur Silber oder Gold würde die Bronzemedaille rechtfertigen.» Damit setzte sie sich unter enormen Druck.

«Auch während des Wettkampfs gingen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf.»

Kein Wunder, fühlte sich die Europameisterin von 2019 vor dem Kleinkaliber-Wettkampf mental «nicht ganz frisch». Schliesslich war auch die Verarbeitung von Emotionen und Eindrücken nach der Bronzemedaille mit dem Luftgewehr kein Selbstläufer. «Diese Bronzemedaille mit dem Luftgewehr kam unerwartet. Sie hat in mir enorm viel ausgelöst», sagte Christen.

Noch während des Qualifikationswettkampfs kämpfte sie mit der Konzentration. «Ich fühlte mich am Morgen noch nicht richtig sortiert und auch während des Wettkampfs gingen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf.» Es brauchte einen Endspurt im Stehendschiessen, damit es Christen überhaupt in den Final der besten Acht schaffte.

Unglaubliche Nervenstärke im entscheidenden Moment

Doch wie bereits bei ihrem ersten Exploit steigerte sich Christen im Verlauf des Wettkampfs stetig und war bei den entscheidenden 15 Schüssen stehend die stärkste Athletin im Kopf. Sie habe es geschafft, die Zweifel vor dem Final zu deponieren. «Schliesslich hatte ich nach der Finalqualifikation nichts mehr zu verlieren.»

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Eine Träne des Glücks bei Nina Christen.Bild: keystone

Nach dem Start kniend lag Christen auf Platz 5, ebenso nach der liegend-Serie. Die Zeitsoldatin mit Anstellung in Magglingen blieb aber stets in Tuchfühlung mit den Podestplätzen. An der Spitze schien die Russin Julia Zykowa indes uneinholbar.

Doch dann kam die Zeit von Nina Christen. Wie bereits in der Qualifikation brillierte die Weltranglisten-Dritte stehend mit einer schier unglaublichen Zehner-Serie. Nach 12 von 15 Schüssen hatte sie die russische Konkurrentin bereits eingeholt. Und auch in der K.o.-Phase hielt die Frau aus Wolfenschiessen im Kanton Nidwalden ihr extrem hohes Niveau und erzielte letztlich einen olympischen Rekord.

Eine doppelt historische Leistung

Mit dieser Goldmedaille leistet Christen in verschiedener Hinsicht Historisches. Sie ist die erste Schweizer Olympiasiegerin im Schiessen seit Emil Grünig an den Sommerspielen 1948 in London.

Nina Christen of Switzerland competes during the.women's shooting 50m Rifle 3 Positions Qualification.at the 2020 Tokyo Summer Olympics in Tokyo, Japan, on Saturday, July 31, 2021. (KEYSTONE/Pete ...
Nina Christen total im Fokus auf ihre Aufgabe.Bild: keystone

Und sie ist die erste Schweizer Sportlerin, die bei denselben Olympischen Sommerspielen zwei Medaillen in einer Einzeldisziplin gewinnt. Doppelte Podestplätze schafften die Dressur-Reiterin Christine Stückelberger 1976 sowie Fechterin Gianna Hablützel-Bürki 2000 jeweils im Einzelbewerb und mit dem Team sowie Belinda Bencic in Tokio im Einzel und Doppel.

Nina Christen, das frühe Talent, verblüffte ihre Trainer bereits während den sportlichen Anfängen mit elf Jahren immer wieder. Motiviert durch ihren ebenfalls schiessenden Vater entschied sich die junge Frau später, ihr Studium in Biologie zugunsten des Sports abzubrechen und voll auf die Karte Schiesssport zu setzen. Auch dies ein Weg, der mentaler Stärke bedarf.

Nicht alle in ihrem Umfeld begriffen, wie man einen verheissungsvollen beruflichen Weg zugunsten einer Randsportart aufgeben kann. Wie wenig der Schiesssport im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, unterstrich auch eine Szene nach dem Gewinn der Goldmedaille. Da bedankte sich Nina Christen bei den wenigen anwesenden Journalisten in der Schiesshalle persönlich für ihr Kommen.

Nina Christen, right, of Switzerland, reacts after the last shot in the women's 50-meter 3 positions rifle at the Asaka Shooting Range in the 2020 Summer Olympics, Saturday, July 31, 2021, in Tok ...
Christen jubelt über ihren Olympiasieg.Bild: keystone

Bereits bei ihrer Olympia-Premiere 2016 in Rio lag Christen im Dreistellungsmatch sensationell auf Goldkurs. Damals hielt das Nervenkostüm im Stehendschiessen noch nicht stand und die zusammen mit ihrem Freund in Immensee im Kanton Schwyz wohnende Sportlerin fiel noch auf Platz 6 zurück.

Inzwischen hat sich die Nidwaldnerin in der Weltspitze etabliert. Um ihre Auszeichnungen stilgerecht zu präsentieren, hat ihr Vater – ein gelernter Holzbildhauer – Nina Christen einen Kranzkasten gezimmert. Dorthin kommen auch die zwei Olympiamedaillen von Tokio. Und vielleicht muss Christen bei ihrem Vater bald ein grösseres Modell bestellen. Angesichts ihrer vielen Erfolge habe sie inzwischen im Kranzkasten bereits wieder mit aussortieren beginnen müssen.

Nina Christen wird am Montagnachmittag in Kloten landen. Sie kann sich eines begeisternden Empfangs durch die grosse Schweizer Schützenfamilie im Flughafen gewiss sein.

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Themen
Alle Medaillenentscheidungen vom 31. Juli in Tokio
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Alle Medaillenentscheidungen vom 31. Juli in Tokio
Tennis, Frauen, Einzel
Gold: Belinda Bencic (SUI)
Silber: Marketa Vondrousova (CZE)
Bronze: Jelina Switolina (UKR)
quelle: keystone / rungroj yongrit
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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P4nd4k1n9
31.07.2021 17:45registriert August 2020
Wow diese Nerven! Einfach nur cool von ihr. Wenn ich an das letzte Finalduell denke, da haben die 1. und 2. irgendwas mit 7 Komma und 8 Komma geschossen.
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Liebu
31.07.2021 18:08registriert Oktober 2020
Die Grosse Kunst beim Sport ist, am Tag X die beste Leistung abzurufen und alles andere auszublenden. Wenn’s läuft nicht euphorisch werden oder wenn’s nicht läuft nicht zu hadern.
Wer einmal Spirt machte, weiss selber wie schwierig das ist. Dazu versuchen dasselbe Weltbeste Konkurrenten.
Unglaublich diese Leistungen der Schweizer Delegation. Da hat Jörg Wetzel ganze Arbeit geleistet.
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