Gerührt steht Noè Ponti in der Schwimmhalle auf dem Podest, die Hand an der linken Brust, und summt die Nationalhymne mit – nach dem Einrücken in die Sportler RS hat er diese neu gelernt, auf Deutsch. Erstmals steht nach einem WM-Rennen ein Schweizer auf dem obersten Treppchen.
Es ist ein WM-Titel mit Ansage. Dreimal hatte Ponti den Weltrekord im kleinen Becken über 50 m Delfin seit Oktober verbessert, das letzte Mal am Vortag im Halbfinal. Doch es ging noch schneller. Im Final schlug der 23-jährige Tessiner in 21,32 Sekunden an, elf Hundertstel besser als im Halbfinal und satte 43 Hundertstel schneller als der alte Weltrekord, bevor er seine Serie begann.
So cool und abgeklärt der Strahlemann aus Locarno jeweils wirkt, so nervös war er vor dem Final. «Ich habe etwas in meine Hosen ge...», meinte er nach dem Rennen lachend – und erleichtert. «Ich war ziemlich nervös, aber ich habe es geschafft, mich auf mein Rennen zu fokussieren.»
Im Sommer hatte Ponti an den Olympischen Spielen gute Rennen gezeigt, war aber über den 4. und 5. Platz enttäuscht. «Es war danach nicht leicht zurückzukommen», gibt er zu. «Aber jetzt bin ich glücklich und stolz. Endlich!» In Paris hatte Ilya Kharun über 100 und 200 m Delfin zweimal Bronze gewonnen, diesmal blieb der Kanadier als Zweiter gegen Ponti mit 35 Hundertsteln Rückstand ohne Chance.
Der Titel ist nicht nur für den Tessiner historisch. Vor ihm hatte für den Schweizer Schwimmsport einzig Swann Oberson 2011 über 5 km im offenen Wasser einen WM-Titel gewonnen. Im Bassin hatte es bei Welt-Titelkämpfen – Olympia und Weltmeisterschaften im grossen und kleinen Becken – bereits zwanzig Schweizer Medaillen gegeben, aber keine aus Gold.
Für den dreifachen Europameister war es bereits die vierte WM-Medaille, alle im 25-m-Becken. 2021 hatte er in Abu Dhabi Silber über 200 m geholt, ein Jahr später holte er in Melbourne Silber über 50 m sowie Bronze über 200 m, jeweils in der Delfin-Technik. (abu/sda)