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Analyse zum FCB: Das läuft beim FC Basel unter David Degen alles schief

FC Basel Praesident David Degen an der Jahresabschlusspressekonferenz des Fussballclubs FC Basel am Mittwoch, 14. Dezember 2022 im Medienzentrum des St. Jakobpark Stadions in Basel. (KEYSTONE/Patrick  ...
Im Fokus: FCB-Präsident David Degen.Bild: keystone
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Das läuft beim FC Basel unter David Degen alles schief

Sportlich in Rücklage, drei Entlassungen in zwei Tagen. Beim FC Basel brennt der Baum. Eine Bestandesaufnahme.
09.02.2023, 08:5009.02.2023, 13:20
Céline Feller / CH Media
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Im Mai sind es zwei Jahre, seit David Degen der Chef des FC Basel ist. Mit Alex Frei hat er am Montag seinen Wunschtrainer entlassen. Einen Trainer, der nicht alles richtig gemacht hat, der allerdings auch ein Umfeld vorfand, in dem viele Steine im Weg lagen. Es ist das Umfeld, das David Degen geschaffen hat.

Also ist auch er mitverantwortlich dafür, dass Alex Frei in Basel scheiterte. Was kann man Degen vorwerfen? Was macht er gut? Eine Bestandesaufnahme.

Gerettet und verschlankt, aber nicht genug

Das Wichtigste vorne weg: David Degen hat den FC Basel 2021 gerettet. Aus der Führung von Bernhard Burgener und vor allem vor einer ausländischen Regentschaft inklusive Briefkastenfirma. Das werden ihm viele nicht vergessen. Er hat dies mit hohem finanziellen Risiko getan. «All in», wie er das damals nannte.

David Degen, links, und Bernhard Burgener, rechts, an einer Medienkonferenz des FC Basel 1893 in Basel, am Mittwoch, 11. Mai 2021. Die Differenzen rund um die Uebertragung der Aktien an der FC Basel H ...
Im Mai 2021 kauft Degen (links) Burgener den Klub ab.Bild: keystone

Seither versucht Degen, den «Komplex FCB» zu verkleinern, weil dieser zu teuer ist. Stichwort: Strukturelles Defizit, welches der FCB seit Jahren mit sich herum trägt. Er hat vor allem im ersten Jahr und noch mit Dani Büchi an seiner Seite reorganisiert, restrukturiert und viele der sogenannten «heiligen Kühe» von ihren Aufgaben entbunden.

Er hat den Apparat verschlankt, begonnen die Kosten zu senken. Wie man mittlerweile weiss: Noch immer nicht genug. Denn der FCB ist weiter defizitär, schrieb zuletzt ein Minus von 1,2 Millionen Franken. Wie dieses entstehen konnte, kann nur erahnt werden, da sich dazu niemand geäussert hat.

Glaube an Geld, falsche Mischung im Team

Degen bildet sich ein, dass man im Schweizer Fussball Geld verdienen kann. Und das ohne Mäzene. Das sagte er, als er 2019 die ersten 10 Prozent des FC Basel erwarb. Sein Geschäftsmodell sieht so aus: Junge, hoffnungsvolle Spieler ausleihen und mit ihnen dereinst Geld verdienen. Zwischenbilanz nach eineinhalb Jahren: Er hat seine Mannschaft in dieser Zusammensetzung überschätzt. Beziehungsweise das Tempo ihrer Entwicklung rasanter erwartet als es in Wirklichkeit ist.

Die Spieler des FC Basels jubeln mit ihrem Fans nach ihrem Sieg im Schweizer Fussball Cup 1/8 Finalspiel zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel FCB im Letzigrund Stadion, am Mittwoch,  ...
Im Letzigrund feiern Spieler und Fans das Weiterkommen im Cup gegen GC.Bild: keystone

Der aktuellen Mannschaft fehlt die richtige die Mischung. Zwar hat der FCB mit Zeki Amdouni, Bradley Fink, Dan Ndoye oder Andi Zeqiri grosse Schweizer Zukunftshoffnungen verpflichtet – was man Degen und Co. zugutehalten muss – er hat diese aber in ein Kader integriert, das nicht austariert ist. Es fehlt an einem Mittelbau.

Der FCB hat viele junge, entwicklungsfähige Spieler aus der Schweiz und noch mehr von grossen ausländischen Vereinen, vier Routiniers und dazwischen mit einer Ausnahme keine Spieler im besten Fussball-Alter. Es fehlen Spieler Mitte oder Ende Zwanzig, die konstante Leistungen liefern und ein Team mitreissen können.

Ziele wie zu den besten Basler Zeiten

Ambitioniert sind die Ziele Degens dennoch: europäischer Gruppensieg, Platz 2 in der Liga. Es sind Ziele, wie man sie vom FC Basel aus der Vergangenheit kennt. Mit dem Makel, dass das aktuelle Kader den Ansprüchen nicht standhalten kann. David Degen ist aber einer, der an sich selbst höchste Erwartungen hat, und alles tut, diese umzusetzen.

Er legt eine hohe Pace an den Tag, ist voller Tatendrang, sprudelt ununterbrochen vor Ideen. Und erwartet, dass alle so funktionieren. Aber mit ihm hält kaum jemand Schritt. Geduld, auf eine Entwicklung zu warten, hat er dann selten. Diese Ungeduld ist eine Schwäche in seiner Position, das schlägt sich nicht zuletzt auch bei den Trainerentscheiden nieder.

Die Trainer und die Beratungsprobleme

Patrick Rahmen wurde entlassen, weil man in jenem Moment eine schnelle Änderung wollte. Rahmens Entlassung entpuppte sich im Nachhinein als Kurzschlussreaktion. Alex Frei wurde nach nur 19 Ligaspielen, aber einer deutlich schlechteren Punkteausbeute als Rahmen, ebenfalls von seinen Pflichten entbunden.

ARCHIVBILD ZUR TRAINERENTLASSUNG BEIM FC BASEL --- FC Basel Praesident David Degen, links, und der Trainer Alex Frei, rechts,an der Jahresabschlusspressekonferenz des Fussballclubs FC Basel am Mittwoc ...
Nicht mehr länger Seite an Seite: Degen und Ex-Trainer Frei.Bild: keystone

Beide Trainer waren in ihrer Art das, was Degen wollte: lokal, volksnahe, im Herzen rotblau. Das sind gute Ansätze, die aber nicht fruchteten. Degen agiert oft aus den Emotionen heraus und folgt seinen Impulsen, dies wiederum mündet in Unberechenbarkeit und Wankelmütigkeit. Ausserdem gilt er als sehr von seiner Meinung überzeugt und als beratungsresistent.

Mit Bernhard Heusler hätte Degen jemanden, den er zu Rate ziehen könnte, wenn er denn wollte. Doch entgegen einer Mitteilung des Klubs, in der Heusler eine Beraterrolle attestiert wurde, ist Heusler nicht offiziell tätig. Er definiert seine Rolle als jene des Ehrenpräsidenten, der gerne hilft, wenn er gefragt wird.

Degen aber nimmt diese Hilfe kaum in Anspruch. Dabei wäre es nicht falsch, vom Wissen und der Erfahrung des Ehrenpräsidenten zu profitieren. Durch seine Sichtweise Dinge anders zu betrachten, zu bewerten und dementsprechend umsichtig zu entscheiden.

Die kommunikativen Defizite

Dabei geht es nicht nur um Faux-Pas wie das jüngste Beispiel mit dem Defizit-Affront gegenüber dem Basisverein. Sondern es geht auch um die Kommunikation. Auch diese beherrschte der FCB in der Ära Heusler, sie wurde unter Burgener zum Manko und ist es unter Degen bis dato geblieben. Noch immer wird zu oft reagiert statt agiert.

Der Basler Praesident Bernhard Heusler schwingt vor den Fans der Muttenzer Kurve die FCB-Fahne, mitten im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC St. Gallen ...
Von Erfolgen wie in der Ära unter Bernhard Heusler können die Basler heute nur träumen.Bild: KEYSTONE

Zwar hat man es geschafft, die Indiskretionen gerade im Vergleich zur Burgener-Ära zu minimieren. Aber die Art und Weise der Kommunikation ist noch immer ungenügend. Sei es, dass Degen kaum Interviews gibt. Oder er im Dezember zwar ankündigt, mehr zu kommunizieren, es aber nicht tut. Sei es, dass er bei der Trainerentlassung von Alex Frei sich selbst aus der Schusslinie nimmt und einzig Heiko Vogel im Communiqué Stellung beziehen lässt. Oder sei es, wenn es darum geht, Probleme wie das Defizit-Debakel oder die Vertragsstreitereien um Adam Szalai zu erklären.

Oder aktuell: Die Entlassungen von Kaderplaner Philipp Kaufmann und Chefscout Max Legath vom Mittwoch. Von Degen fehlt jegliche Spur. Gut möglich, dass er sich selbst schützen will, weil viele seiner Sätze ihm wenig später um die Ohren geflogen sind. So schweigt er wie der Rest des Verwaltungsrats. Dabei wäre es an der Zeit, die eine oder andere Antwort zu liefern.

Die undefinierte Rolle und der Business case

Vielleicht muss Degen seine Rolle genauer definieren. Als Grossaktionär und Verwaltungsrat müsste er nicht zwingend regelmässig kommunizieren. Er ist aber der Klubboss, der «Chief Football Officer» und damit Verantwortlicher für den Sport und die erste Mannschaft. Als solcher muss man greifbar sein, sich erklären. Insbesondere, wenn man bis vor einem Monat noch keinen Sportchef hatte, der das hätte tun können.

Bei Degen stellt sich aber auch die Frage, als was er den FCB definiert. Bei vielen seiner Entscheide wirkt es, als wäre der Verein ein «business case» für Degen selbst. Kosten dezimieren, Gewinne maximieren und irgendwann die Aktien mit Gewinn verkaufen.

Degen führt den FCB als Unternehmen, weniger wie einen Fussballklub, der auf seinen Basisverein und seine Fans angewiesen ist. Viele Anhänger waren von Degens jüngsten Aktionen befremdet.

Schon Vorgänger Bernhard Burgener sah den Fan als Kunden, den Klub als Wirtschaftsunternehmen und vergass dabei, dass ein Fussballverein eine Seele hat und nicht geführt werden kann wie eine normale Firma. Das hätte eine Lehre sein sollen.

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27 Kommentare
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Massalia
09.02.2023 11:58registriert Juni 2021
"David Degen ist aber einer, der an sich selbst höchste Erwartungen hat, und alles tut, diese umzusetzen. Er legt eine hohe Pace an den Tag, ist voller Tatendrang, sprudelt ununterbrochen vor Ideen."

Tönt für mich nicht nach Qualität, sondern eher nach jemandem, der Geschäftsmann spielt, weil er es gerne wäre, es aber einfach nicht ist. Deshalb gibt er auch keine Interviews mehr, weil sie nämlich entlarvend wären.
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James R
09.02.2023 10:44registriert Februar 2014
Degen hatte das Geld, seinen Herzensclub zu retten aber nicht die Qualitäten ihn zu führen. Das muss er erkennen und die Struktur entsprechend ändern. Der Besitzer muss ja nicht unbedingt auch der CEO sein.
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