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FC Basel: Die Entlassung von Alex Frei ist ein Eingeständnis

Der Trainer des FC Basel, Alex Frei beim Super League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern vom Samstag, 28. Januar 2023 in Basel. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Seit Dienstag ist Alexander Frei arbeitslos – der FC Basel trennt sich per sofort von seinem Trainer.Bild: keystone

«Eine Niederlage zu viel» – die Entlassung von Alex Frei ist ein Eingeständnis des FCB

Der FC Basel trennt sich per sofort von Alex Frei. Dies, nachdem der FC Basel im neuen Jahr auf Tabellenplatz 7 abgerutscht ist und in der Liga nach drei Spielen weiter auf einen Sieg wartet.
07.02.2023, 13:48
Céline Feller / ch media
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Diese berühmte, eine Niederlage zu viel. So nennt der FC Basel das 0:1 von vergangenem Samstag gegen die Grasshoppers. Es ist eine Niederlage, auf welche der Klub habe reagieren müssen. Er trennt sich per sofort von Cheftrainer Alex Frei. Dies teilt der FCB am frühen Dienstagmorgen mit.

Es ist ein Schritt, der früh in diesem Kalenderjahr durch die Vereinsführung um David Degen, dem Ehepaar Rey und Dan Holzmann gefällt wird. Erst vier Spiele hat der FCB absolviert, zwei davon verloren, eines gewonnen, in einem die Punkte geteilt. Entsprechend ist es ein regelrechter Knall. Frei war als Wunschtrainer vorgestellt worden im Sommer. Als die Legende des FC Basel, welches das Team endlich wieder spielerisch, resultattechnisch und vor allem punkto Erfolg dort hinführen sollte, wo man nach dem eigenen Verständnis noch immer hingehört.

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Die Klubführung um David Degen war nicht mehr zufrieden mit dem Mann an der Seitenlinie.Bild: keystone

Um für die Wunschlösung Platz zu machen, hatte man sich im Februar 2022 – ebenfalls nach nur vier absolvierten Pflichtspielen – von Patrick Rahmen getrennt, seinem Spezialtrainer Guillermo Abascal interimistisch übergeben.

Frei hatte auf dem Papier alles, was diesem FCB guttun würde: Lokalkolorit, Leadership, eine gesunde Prise Selbstvertrauen, Mehrsprachigkeit, Kenntnisse im und um den Verein, Herzblut für Rotblau. Er war der perfekte Konzepttrainer. Auch deshalb dürfte der Schritt hin zur Entlassung des 43-Jährigen der Führung schwerer gefallen sein. Weil seine Entlassung ein Eingeständnis ist.

Der Klub argumentiert mit einer «ernüchternden sportlichen Entwicklung», welche diese Entscheidung veranlasst habe. Man sehe sich gezwungen, den Abwärtstrend aufzuhalten. «Mit drei Punkten Vorsprung auf den letzten Tabellenplatz, bei gleichzeitigem Aufwind der hinter dem FCB platzierten Teams, fehlen der Klubführung in der aktuellen Konstellation die Perspektive und der Glaube an zeitnahe Besserung.»

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Die Niederlage in Zürich war eine zu viel für den FCB.Bild: keystone

Vom Wechsel erhofft man sich Impulse, um jenes Ziel zu erreichen, welches Klubboss David Degen im Dezember herausgegeben hatte: Platz 2. Dieser berechtigt zur Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League und birgt damit die Aussicht auf Millionen-Einnahmen, welche der FC Basel dringend benötigt.

Angesichts der Diskrepanz zwischen dem herausgegebenen Saisonziel und der aktuellen Realität – lediglich Platz 7, sechs Punkte Rückstand auf Platz 2, punktemässig schlechteste Hinrunde des FCB seit Einführung der Super League – überrascht der Schritt nicht. Hinzu kommt David Degens forsche, direkte, emotionale Führungsstrategie. Er hatte einen anderen FCB versprochen in der Rückrunde. Dass er damit nicht das Verwandeln in ein Kellerkind gemeint hatte, ist selbsterklärend.

Callà und Andermatt bleiben vorerst, Vogel Interims-Cheftrainer

Begünstig – oder vereinfacht – hat den Entscheid mit Sicherheit der Fakt, dass der FCB mit Heiko Vogel eine passende Interimslösung bereits zur Hand hatte. Vogel, Meistertrainer von 2012, wurde zwar als Sportdirektor verpflichtet, kann jedoch problemlos übernehmen. Er tut dies, bis die Basler einen neuen Trainer gefunden haben. Bis es so weit ist, verbleiben auch Davide Callà und Martin Andermatt, die Frei als Assistenten zur Seite standen, im Staff.

ARCHIVBILD ZUR TRAINERENTLASSUNG BEIM FC BASEL --- Basels Sportdirektor Heiko Vogel, im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Basel, am Sonntag, 22. Januar 2023, im Kybunpa ...
Interimstrainer Heiko Vogel.Bild: keystone

Vogel – noch in seiner Rolle als Sportdirektor, nicht als Interims-Nachfolger Freis – drückt im Communiqué der Basler sein Bedauern aus:

«Dieser Entscheid fällt uns allen selbstverständlich enorm schwer – das kann sich jeder vorstellen, der unsere besondere Zusammensetzung kennt. Wir müssen aber an den FCB und seine Entwicklung denken, deshalb kommen wir nicht drumherum, zu handeln und der Mannschaft neue Impulse zu verleihen.»

Von der Klubführung selbst äussert sich niemand zur neuerlichen Trainerentlassung. Der Verein lässt nur verlauten, dass man so schnell wie möglich einen Nachfolger suchen möchte. Öffentlich äussern will man sich seitens des FCB erst am kommenden Freitag wieder, dann spricht Heiko Vogel im Vorfeld des Heimspiels gegen den FC Sion (Samstag, 20.30 Uhr). Dem ersten ohne Alex Frei. Auch die Trainings finden bis dahin unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Der Fokus liegt nun auf der Nachfolger-Suche. Ein möglicher Kandidat ist dabei wohl Alfred Schreuder, der bis vor kurzem Cheftrainer von Ajax Amsterdam war, und der in den Überlegungen der Basler auch schon einmal vorkam.

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Alfred Schreuder.Bild: keystone

Ausserdem kann man sich auch vorstellen, dass André Breitenreiter ein Kandidat ist. Er ist diese Woche bei Hoffenheim in der Bundesliga nach zehn sieglosen Spielen hintereinander entlassen worden. Zwar ist Breitenreiter nicht exakt das, was dem Profil eines Degen-Wunschtrainers entspricht, aber mit seinen Erfolgen aus der vergangenen Saison mit dem FC Zürich würde er zumindest die Erfahrung aufweisen, einen wankenden Riesen wieder auf die Beine bringen zu können. (bzbasel.ch)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SpitaloFatalo
07.02.2023 16:32registriert März 2020
Aus verlässlicher Quelle weiss ich, dass David Degen gestern C. Constantin angerufen hat, um nachzufragen, was er in einer solchen Situation tun würde.
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Elpampa
07.02.2023 14:18registriert September 2018
Das K in David Degen steht für Kompetenz und das G für Geduld....
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Oganira
07.02.2023 17:14registriert Dezember 2021
Naja, wenn DD ihm eine U12 gibt, dann kann auch Alex Frei nichts dafür.

Klar ist er nicht der beste Trainer, aber diese Mannschaft ist eine reine Katastrophe.
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