Vor der Saison war nicht ganz klar, welche Rollen Pius Suter und Philipp Kurashev bei den Chicago Blackhawks übernehmen können. Man wusste, dass beide unbestritten talentiert und die Hawks von grossem Verletzungspech betroffen sind. Doch wie die zwei jungen Schweizer in ihre erste NHL-Saison gestartet sind, hat wohl selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen.
Suter hat nach 19 Spielen sechs Tore und vier Assists auf dem Konto, bei Kurashev sind es mit einem Spiel weniger fünf Tore und vier Assists. Das sind die Ränge 4 und 6 in der Rookie-Skorerwertung der gesamten Liga.
Insbesondere Suter hat sich dabei schon als möglicher Kandidat für die Calder Memorial Trophy ins Spiel gebracht – die Auszeichnung für den besten Rookie der Saison. Der Zürcher darf in Abwesenheit von Jonathan Toews und Kirby Dach die erste Linie mit Patrick Kane und Alex DeBrincat anführen und profitiert natürlich davon. Aber auch Kane und DeBrincat performen mit dem Schweizer besser als ohne ihn.
Nachdem Suter in den ersten Saisonspielen noch etwas Mühe hatte, das Spiel vom eigenen Tor wegzuhalten, gelingt ihm das nun auch immer besser. Und vorne macht er das, was er am besten kann: direkt vor dem Tor für Gefahr sorgen. Gemeinsam mit Ex-Ambri-Stürmer Dominik Kubalik teilt er sich die teaminterne Führung für die meisten High-Danger-Chancen mit bislang 15.
Während in Chicago die Rookies überzeugen, machen das in der rein kanadischen North Division die Superstars. Connor McDavid und Auston Matthews sind auf Kurs zu historischen Marken.
McDavid hat in dieser Saison nicht nur sein Defensivspiel verbessert, er ist auch offensiv noch einmal besser geworden – so unmöglich das auch klingt. In 20 Spielen hat der 24-Jährige bereits unfassbare 37 Punkte (12 Tore und 25 Assists) erarbeitet. Mit dieser Pace käme der Kanadier in einer kompletten Regular Season mit 82 Spielen auf 152 Punkte. Solche Marken wurden seit den 90er-Jahren und Mario Lemieux nicht mehr erreicht.
Connor McDavid is currently on pace for 104 points this season... this 56-game season.
— David Pagnotta (@TheFourthPeriod) February 21, 2021
Derweil schiesst Matthews Tor um Tor (ok, in der letzten Nacht gegen Calgary ausnahmsweise mal nicht). In 19 Spielen hat der US-Amerikaner mittlerweile 18 Tore erzielt und damit eine realistische Chance auf «50 in 50» – also 50 Tore in 50 Spielen.
Auston Matthews has 18 goals and 11 assists in 18 games and also: pic.twitter.com/CAxnh9R1Lw
— Nick Richard (@_NickRichard) February 21, 2021
Um offiziell in die Statistik aufgenommen zu werden, müsste der 23-Jährige 50 Tore in den ersten 50 Spielen seiner Mannschaft schiessen. Weil Matthews in dieser Saison ein Spiel verpasst hat, wären also 50 Tore in 49 Spielen gefordert. Zuletzt gelang «50 in 50» Brett Hull in der Saison 1991/92 für die St.Louis Blues.
Setzen wir doch auch noch Matthews' aktuelle Form in historische Relation: Über eine 82-Spiele-Saison wäre der Ex-ZSC-Spieler auf Kurs zu 74 Toren. Das wäre der achtbeste Wert in der NHL direkt zwischen Wayne Gretzky (73 Tore 1984/85) und Teemu Selänne (76 Tore 1992/93).
Apropos Connor McDavid: Eine Marke hat der kanadische Superstar seit dem vergangenen Samstag nicht mehr inne. Die des jüngsten Captains der Liga. Das ist nun Nico Hischier, seit er bei seinem Comeback vor drei Tagen offiziell als Kapitän der New Jersey Devils vorgestellt wurde.
From the kid to The Captain. #MadeInJersey | #NJDevils pic.twitter.com/Q37C1oVgZ3
— New Jersey Devils (@NJDevils) February 20, 2021
In der bald 40-jährigen Geschichte der New Jersey Devils ist Hischier der zwölfte Captain und insgesamt der dritte Schweizer nach Mark Streit und Roman Josi, dem diese Ehre in der NHL zuteil kommt. «Ich erfuhr es direkt vor dem Spiel von General Manager Tom Fitzgerald. Es ist eine grosse Ehre und ein Privileg, das Team so vertreten zu dürfen», sagte Hischier zu seiner Wahl. Fitzgerald hatte denn auch einen Ratschlag für den Walliser: «Nico soll einfach so bleiben, wie er ist. Denn wegen seiner Persönlichkeit haben wir ihn für diese Aufgabe ausgewählt.»
Elias Pettersson war in den letzten beiden Jahren eine feste Grösse in der NHL, skorte stets über 25 Tore und zwei Mal 66 Punkte. Dieses Jahr kam der junge Schwede aber nur langsam in Fahrt. Nach 22 Spielen steht er nun bei sieben Toren und neun Assists.
Es ist aber nicht so, dass Pettersson sehr viel schlechter spielt als in den zwei Jahren zuvor. Er hat schlicht und einfach auch sehr viel Pech. Schon acht Mal hat der 22-Jährige nur das Gestänge getroffen – vier Mal Pfosten, vier Mal Latte. Kein anderer Spieler in der NHL kann sich auch nur über annähernd so viel Abschlusspech beklagen.
Für Fantasy-Owner, die Pettersson in ihrem Team haben (wie beispielsweise der Autor), sei hier gesagt: Ihr müsst ihn nicht loswerden. Bei Pettersson gehen aktuell «nur» 13 Prozent der Schüsse ins Tor. Das ist eigentlich schon überdurchschnittlich, für ihn aber ein ungewohnt tiefer Wert. In den letzten zwei Jahren lag seine Schusseffizienz durchschnittlich bei 18,1 Prozent. Gut möglich, dass der Schwede bald heiss läuft.
Eine andere, aus Schweizer Sicht schöne Entwicklung in dieser Saison ist die Auferstehung von Nino Niederreiter. In den letztjährigen Playoffs bei Carolina noch fast auf dem Abstellgleis ist der Churer diese Saison gemeinsam mit Vincent Trocheck der beste Torschütze seiner Mannschaft. Unlängst erzielte er die Skorerpunkte 299, 300 und 301 seiner NHL-Karriere.
Der zurückgekehrte Erfolg kommt nicht von ungefähr. Niederreiter spielt auch wieder deutlich besser als noch vor Jahresfrist. Niederreiter hat in seinem Team nicht nur die meisten Torchancen und Schüsse, sondern auch die besten Schusspositionen. Das äussert sich im besten Expected-Goals-Wert der gesamten Mannschaft.
Wie in jeder NHL-Saison gibt es Teams, die überraschen und Teams, die eher enttäuschen. Zu ersteren gehören die Chicago Blackhawks und die New Jersey Devils. Chicago überzeugt dank der Bande von Rookies um Pius Suter, Philipp Kurahev und den starken Goalie Kevin Lankinen. Aktuell stehen die Blackhawks in der schweren Central Division gar auf einem der vier Playoff-Plätze – noch vor dem letztjährigen Stanley-Cup-Finalisten Dallas Stars.
Im Osten überrascht New Jersey. Obwohl die Mannschaft zum Saisonstart ohne Nico Hischier und Jesper Bratt auskommen musste und auch sonst als klares Schlusslicht der East Division angesehen wurde, kämpfte sie sich zwischenzeitlich bis auf den vierten Rang vor. Mittlerweile sind die Devils nach zwei Niederlagen wieder etwas zurückgefallen, sie haben aber auch noch deutlich weniger Spiele absolviert als die Konkurrenz.
Die Nashville Predators dagegen treten bislang sehr enttäuschend auf. Von 17 Spielen haben sie zehn verloren und kaum ein Spieler kann abrufen, was von ihm erwartet wird. Matt Duchene bleibt allerhöchstens Mittelmass, Roman Josi und Ryan Ellis sind defensiv anfällig, Ryan Johansen und Viktor Arvidsson skoren nicht genug und Goalie Juuse Saros ist ein Sieb. Der Stuhl von Trainer John Hynes dürfte schon gewaltig wackeln.
Neben Roman Josi, bei dem es mit der Mannschaft nicht läuft, machen auch die anderen Schweizer NHL-Verteidiger gerade schwierige Zeiten durch. Mirco Müller erhielt gar keinen NHL-Vertrag mehr, er spielt derzeit bei Leksands in Schweden. Luca Sbisa absolvierte für Nashville bislang ein Spiel und fällt nun verletzt aus.
Dean Kukan war bei Columbus eigentlich einer der besten Verteidiger. Seit er aber in einem Spiel ein Tor verschuldet hat, wird er von Coach John Tortorella als Sündenbock abgestempelt und kaum mehr eingesetzt. Als der Zürcher in einem Spiel doch wieder einmal eine Chance erhielt, vermasselte er diese komplett.
Jonas Siegenthaler hat bei Washington erwartungsgemäss mit der grösser gewordenen Konkurrenz zu kämpfen. Und Yannick Weber wurde von Pittsburgh geholt, um Verletzungen zu kompensieren. Der Berner absolvierte aber nur zwei Partien und wurde nun wieder in die «Taxi Squad» versetzt.
Mein Wunsch das Nico das „C“ bekommen hat, ist in Erfüllung gegangen💪🏼
Von den Predators bin ich extrem enttäuscht, habe schon 2 Spiele gesehen ( beide gegen TBL ), aber die Leistungen sind unterirdisch. Ich hoffe das Hynes schnell entlassen wird. Er war auch bei den NJD nicht besonders erfolgreich.