Für die ZSC Lions hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Gestern haben sie zum ersten Mal in der neuen Swiss Life Arena in Altstetten trainiert – zwar noch nicht im eigentlichen Stadion, aber immerhin in der im gleichen Gebäude integrierten Trainingshalle. «Es ist schön, hier zu sein, aber auch noch etwas ungewohnt», sagt Verteidiger Phil Baltisberger. Alles sei neu. Vorher in Oerlikon hätten sie jede Ecke und alle Menschen gekannt.
Zum ersten Mal in seiner modernen Geschichte hat der ZSC eine eigene Heimat. Vorher waren die Zürcher nur Mieter, entweder im Hallenstadion für die Spiele oder bei der Stadt für die Trainings in der Kunsteisbahn Oerlikon. Dass sie nun über zwei eigene Eisfelder verfügen, ermöglicht dem Team mehr Flexibilität und mehr Eistrainings. Neben der ersten Mannschaft trainieren neu auch die U17 und U20 der Löwen in Altstetten. Das schafft freie Trainings-Slots in Oerlikon für den jüngeren Nachwuchs, Frauen oder andere Eissportler.
Das Training am Dienstagmorgen sieht aus wie jede andere Einheit einer Eishockeymannschaft. Auf dem Eis ist die Intensität gross. Trainer Rikard Grönborg scheucht seine Spieler übers Eis. In den Zweikämpfen schenken sich die Zürcher nichts. Sven Andrighetto gibt Anweisungen. Patrick Geering zeigt sich frustriert, wenn etwas nicht nach Wunsch klappt. Yannick Weber sucht das Gespräch mit Grönborg.
Und trotzdem ist zu spüren, dass hier nicht nur Alltag herrscht. In den kurzen Momenten der Pause schwebt eine Lockerheit, gar eine Euphorie in der Luft. Die Spieler grinsen, machen Witze. «Häsch mis Goal gfilmet», fragt Andrighetto den teameigenen Kameramann. «Häsch de Phil, oder? Wiener umgheit isch?», funkt Geering dazwischen.
Etwas ist eben doch anders, hier in Altstetten. «Die Trainingshalle ist sehr kalt. In Oerlikon war das Gegenteil der Fall. Im September und August warst du dort nassgeschwitzt, bevor das Training überhaupt begonnen hat», scherzt Phil Baltisberger. Zudem müssen die Spieler nicht mehr mit den Schlittschuhen über die Strasse laufen. Dies werde er definitiv nicht vermissen, sagt der Verteidiger.
Vor allem aber sind die ZSC Lions in Altstetten so richtig zuhause. Egal ob draussen, in der Trainingshalle oder beim Eingang, überall ist das ZSC-Logo oder der Schriftzug «Mir sind Züri» zu sehen. «Mir gefällt das sehr gut», sagt Captain Patrick Geering. Es sei nicht wie im Hallenstadion, wo für ein Konzert alles überdeckt werden müsse. Zudem müssten sie nicht vor jedem Spiel in die Garderobe einziehen und nachher wieder ausziehen. «Das wird für mich etwas ganz Neues», sagt Geering.
Trotzdem schwingt beim 32-Jährigen, der schon sein ganzes Leben für den ZSC spielt, auch eine leichte Wehmut mit: «Das Hallenstadion war immer mein Zuhause, meine Halle. Ich habe es immer geliebt, dort zu spielen.» Zudem mache er sich auch Gedanken um die Fans aus Zürich Nord. Es habe so viele Leute aus Schwamendingen, Oerlikon oder aus dem Glattal gegeben, die an die ZSC-Spiele gekommen seien. «Die alle haben jetzt einen weiteren Weg. Das darf man nicht unterschätzen. Ich hoffe, sie kommen trotzdem weiterhin, und dass wir auch hier im Limmattal das Feuer entfachen können», erklärt Geering.
Die Zürcher Löwen sind angekommen in ihrer neuen Heimat. Sie haben nun endlich auch ein Stadion und ein Trainingszentrum, das den eigenen Ansprüchen gerecht wird. «Alles ist eine, zwei oder gar drei Stufen besser als vorher», freut sich Trainer Rikard Grönborg. Erhöht das den Druck im Hinblick auf die kommende Meisterschaft? Grönborg winkt ab. «Teil der ZSC Lions zu sein, ist immer mit Druck verbunden. Da kommt es nicht wirklich drauf an, ob wir hier sind oder im Hallenstadion», sagt der Schwede. Die Mannschaft habe selbst den Anspruch, immer ein Topteam und Meisterkandidat zu sein und arbeite hart dafür.
Wie gut dem ZSC der Umzug nach Altstetten gelingt, wird sich am 18. Oktober bei der Heimpremiere gegen Fribourg zeigen.