Es ist Mitte August. Das Wetter wird zwar langsam herbstlicher, doch die neue NHL-Saison ist noch ein gutes Stück weg. Dennoch werden viele Fans langsam nervös. Der Grund: Einige der besten Spieler «ihres» Teams haben immer noch keinen neuen Vertrag unterschrieben, obwohl die Verhandlungen schon wochenlang laufen.
Brayden Point, Mitch Marner, Brock Boeser, Patrik Laine, Matthew Tkachuk, Mikko Rantanen, Zach Werenski und Kyle Connor haben letzte Saison gemeinsam 233 Tore erzielt und 333 Assists gesammelt. Und keiner von ihnen hat bislang für die neue Saison unterschrieben.
Woran liegt das? Alle acht Spieler sind Restricted Free Agents. Das bedeutet, dass sie nur mit ihrem vorherigen Klub verhandeln dürfen, es sei denn, sie erhalten ein «Offer Sheet».
Nun haben die Spieler – oder vielleicht auch nur deren Agenten – Angst. Angst, dass sie die Ersten sein könnten, die einen neuen Vertrag unterschreiben – und somit den Präzedenzfall des Sommers schaffen.
Denn der erste Vertrag dieser Gruppe bestimmt mehr oder weniger den Preis der anderen Spieler. Stell dir vor, du bist Brock Boeser und unterschreibst bei den Canucks für rund sechs Millionen Dollar im Jahr. Nur um zu sehen, dass Patrik Laine wenige Tage später von Winnipeg fast zwei Millionen Dollar jährlich mehr erhält.
Genau diese Situation wollen die Spieler und Agenten wenn möglich verhindern – und zögern deshalb mit der Vertragsverlängerung.
Er ist der spannendste und gefährlichste Spieler der verbliebenen Free-Agent-Klasse. Point hat den anderen Klubs von Beginn der Free Agency an klargemacht, dass er an Offer Sheets nicht interessiert ist und bei Tampa Bay bleiben möchte.
General Manager Julien BriseBois ist sich sicher, dass Point das neue Arbeitspapier noch vor dem Start des Trainingslagers unterschreibt. In anderen Märkten würde ein Spieler wie Point wohl über zehn Millionen Dollar jährlich kassieren. Mit den Steuervorteilen, die der Bundesstaat Florida bietet, gehen die Experten von «Evolving Wild» aber von einem Fünfjahresvertrag mit etwas mehr als 8 Millionen jährlich aus.
Über keinen Free Agent wird in den kanadischen Medien mehr geschrieben als Mitch Marner. Bleibt er? Wie teuer wird er? Wie lange wird der neue Vertrag laufen? Ist Mitch Marner gierig? Wagt ein Team gar ein Offer Sheet? Die Zukunft des Publikumslieblings bewegt die Massen – oder wenigstens die Journalisten.
Das jüngste Gerücht: Die Canucks wollen dem brillanten Spielmacher offenbar ein Offer Sheet anbieten. Das ist unglaubwürdig, hat Vancouver doch selbst kaum genug Capspace zur Verfügung.
Der Capspace ist auch für Leafs-GM Kyle Dubas die grösste Herausforderung. Aktuell befindet sich Toronto bereits mehr als zwei Millionen über der Salärobergrenze. 10.55 Millionen fallen dann aber noch weg durch Spieler auf der Langzeit-Verletztenliste. Sollte Zach Hyman nach seinem Kreuzbandriss die ganze Saison ausfallen, hätten die Leafs ohne weitere Trades rund zehn Millionen an Capspace für Marner zur Verfügung.
Etwa so viel fordert Marners Agent für seinen Schützling – bei einem Dreijahresvertrag. Laut James Mirtle von «The Athletic» ist Dubas bereit, für Marner zwischen neun und elf Millionen jährlich zu bezahlen. Allerdings will das Team einen Deal, der mindestens sechs, noch lieber sieben oder gar acht Jahre dauert. Der Journalist ist aber auch optimistisch, dass vor September eine Einigung erzielt werden kann. Sie wäre massgebend für die restlichen Free Agents, denn Marner wird oft als der erste Stein im Free-Agent-Domino angesehen.
Brock Boeser ist einer der Grundpfeiler für den Neuaufbau der Canucks. Gemeinsam mit Elias Pettersson, Bo Horvat, Quinn Hughes und – wenn er gesund bleibt – Sven Bärtschi soll er über Jahre hinweg den Kern der Mannschaft bilden. Eigentlich waren die Voraussetzungen dafür gut, die Canucks hatten vor dem 1. Juli viel Capspace zur Verfügung.
Doch dann haben sie Tyler Myers (6 Mio. jährlich) und J.T. Miller (5.25 Mio. jährlich) geholt, was für Stirnrunzeln gesorgt hat. Nun haben sie noch etwas mehr als fünf Millionen Dollar zur Verfügung. Unterschreibt Boeser für drei Jahre, dann wäre ein Caphit ungefähr in dieser Region realistisch. Doch will General Manager Jim Benning den Flügel langfristig anbinden, muss er ihm laut «Evolving Hockey» zwischen sechs und sieben Millionen bezahlen. Und dafür müsste Vancouver zuerst noch Geld frei machen.
Welches ist der wahre Patrik Laine? Der aus der Saison 2017/18 mit mehr als 40 Toren und 70 Punkten oder der aus der letzten Spielzeit mit 30 Toren und 50 Punkten? Diese Frage wird sich auch Jets-GM Kevin Cheveldayoff stellen, denn sie ist zentral bei den Lohnverhandlungen mit dem Spieler.
Cheveldayoff hat zwei Möglichkeiten: Er bietet Laine einen Übergangsvertrag über drei Jahre an, zu einem etwas tieferen Lohn (rund 6 Millionen). Das birgt das Risiko, dass der Finne in drei Jahren dann umso teurer wird. Oder Laine unterschreibt gleich für sechs oder sieben Jahre und kostet dafür auch mehr (gegen 8 Millionen). Da besteht dann die Möglichkeit, dass man überbezahlt. Aktuell scheint die zweite Variante wahrscheinlicher.
Trotz seinem jungen Alter ist Matthew Tkachuk bereits einer der besten Allrounder in der Liga. Der Flügel skort auf hohem Niveau, ist aber auch als Shutdown-Spieler einsetzbar und er provoziert Gegner und Strafen zugleich wie kaum ein anderer Spieler.
Die Flames haben nur noch 7.7 Millionen an Capspace zur Verfügung und müssen auch noch Flügel Andrew Mangiapane mit einem neuen Arbeitspapier ausstatten, das allerdings nicht zu teuer sein dürfte. Dennoch bleiben damit für Tkachuk noch knapp sieben Millionen übrig. Somit kann ein Vertrag über acht Jahre praktisch ausgeschlossen werden. Wahrscheinlicher ist es, dass Tkachuk für fünf Jahre bei einem Gehalt von rund sieben Millionen jährlich unterschreibt.
Rantanen hat das beste Jahr seine Karriere hinter sich und er will bei den Avalanche bleiben. Andere Teams stehen nicht zur Diskussion. Aber wie viele andere Restricted Free Agents warten auch er und sein Agent darauf, dass die anderen Spieler den ersten Schritt machen – insbesondere Mitch Marner.
Bezüglich Vertrag wird sich Rantanen aber eher an Leon Draisaitl denn an Marner orientieren. Der Stürmer der Oilers unterschrieb 2017 einen Achtjahresvertrag bei einem Lohn von 8.5 Millionen jährlich. Das entsprach 11,33 Prozent des damaligen Salary Caps. Bei einem ähnlichen prozentualen Anteil würde sich Rantanens Lohn auf etwas mehr als neun Millionen belaufen. Ist der Vertrag kürzer als acht Jahre, wird er etwas billiger. General Manager Joe Sakic kann beruhigt sein: Die «Avs» haben genügend Capspace, um allen Forderungen Rantanens nachzukommen.
Auch der beste Verteidiger aus dem NHL-Draft von 2015 ist noch ohne neuen Vertrag für die nächste Saison. Die Columbus Blue Jackets haben nach den Abgängen von Artemi Panarin, Matt Duchene und Sergei Bobrowski wieder viel Geld zur Verfügung. Das ist gut so, denn Zach Werenski könnte der teuerste Verteidiger der Franchise werden. «Evolving Hockey» erwartet einen Vertrag über sieben Jahre bei einem Lohn von 6.9 Millionen.
Winnipeg muss nicht nur Patrik Laine, sondern auch Kyle Connor noch mit einem Vertrag ausstatten. Der hat eine bessere Saison hinter sich als sein finnischer Teamkollege und dürfte deshalb ähnlich teuer werden. «Evolving Hockey» erwartet einen Vertrag über sechs Jahre bei einem Lohn von 6.8 Millionen.
Wie ist die Chance bei Kevin Fiala aktuell? Mit was für einem Vertrag kann er rechnen?