Die Lakers sind nach dem schmählichen 0:3 gegen Langnau auf den zweitletzten Platz abgerutscht. Mit gerade noch 6 Verlust-Punkten Reserve auf Schlusslicht Ajoie. Die 7. Niederlage in Serie. Wer Ajoie in der Tabelle zu nahe kommt, verliert den Job. Am 17. November war die Welt nach einem 3:0, dem bisher letzten Sieg, noch in Ordnung: Rang 8, 16 Punkte vor Ajoie.
Ein solcher sportlicher Absturz kostet auch bei den Lakers dem Trainer das Amt. Was ist passiert? Stefan Hedlund ist nach seiner ersten Saison (2021/22) ja noch als bester Coach der Liga gerühmt worden. Er hat die Lakers, nominell höchstens Mittelmass, nacheinander auf die Ränge 4 (2022), 3 (2023) und 12 (2024) geführt. Ein famoser Leistungsausweis. Im Rückblick zeigt sich: Hedlund ist zu hoch geflogen und hat sich, wie einst die griechische Sagengestalt Ikarus, die Flügel verbrannt und ist abgestürzt. Er ist sozusagen das Opfer seines Erfolges geworden. Aber warum?
Um es etwas salopp und politisch vielleicht nicht ganz korrekt zu formulieren: Das Scheitern eines Trainers hat manchmal durchaus Ähnlichkeiten mit dem Scheitern einer Ehe. Es geht sehr oft nicht um die taktische Haushaltsführung und rein fachliche Fragen. Es geht um die Kommunikation.
Also um die Fähigkeit eines Trainers, auf seine Spieler einzugehen, sein Tun und Lassen zu erklären und zu verhindern, dass sich Groll und Missmut aufstauen. Um es wieder salopp zu sagen: Anders als in einer Ehe geht es bei der Beziehung zwischen einem Trainer und den Spielern um ein Verhältnis Chef/Angestellter. Also darum, eine taktische Idee durchzusetzen und maximale Leistung einzufordern. Aber eben: Die Kommunikation – der Austausch von Informationen – spielt dabei auch bei klaren hierarchischen Verhältnissen eine zentrale Rolle.
Ein Trainer kann aus verschiedenen Gründen scheitern. Manchmal ist einer nicht dazu in der Lage, sein Spielsystem dem Talent seiner Mannschaft anzupassen. «Die Mannschaft hat kein System» ist dann der populäre Vorwurf. Hin und wieder hat einer Pech, weil der Ausfall von Schlüsselspielern zu Niederlagen führt und nichts «zersetzt» das Verhältnis zwischen Trainern und Spielern so sehr wie Niederlagen. Der Ausfall von Topskorer Malte Strömwall nach dem 3:0 gegen Lugano (er hatte ein Tor und einen Assist beigesteuert) für vier Partien hat zwar Hedlunds Untergang nicht ausgelöst. Aber weiter beschleunigt.
Gescheitert ist Stefan Hedlund weder an fehlendem taktischem Verstand noch am Ausfall einzelner wichtiger Spieler. Ihm ist widerfahren, was die Nordamerikaner so treffend als «Verlust der Kabine» bezeichnen. Wenn es je eine Partie gegeben hat, die den Eindruck erweckte, dass die Mannschaft gegen ihren Trainer spielt, dann war es das 0:3 gegen Langnau am letzten Freitag. Es ist nicht so, dass die Spieler absichtlich oder bewusst den Chef mit ihrer Leistung boykottiert haben. Es genügt, dass sie nicht mehr für ihren Trainer «durchs Feuer» gingen. Also einfach Dienst nach Vorschrift machten.
Es war in erster Linie der Verdienst von Hedlund, dass die Lakers von 2021 bis 2023 mit einem mittelmässigen Team die Überflieger der Liga waren. Aber den Absturz auf Platz 12 hat er letzte Saison nicht verhindern können und wirkte seither irgendwie ratlos. Ratlosigkeit macht einen Coach sehr oft ein wenig grantig und führt zu einer frostigen Kommunikationskultur.
In einem gewissen Sinne ist der Schwede ein Opfer seiner eigenen Tüchtigkeit, seines Erfolges geworden: Die Erwartungen, die er mit zwei Klassierungen unter den Top 4 geweckt hatte, konnte er nicht erfüllen. Es ist bereits im Laufe der letzten Saison bei den Lakers in der Kabine ein wenig kalt geworden. Weil die Lakers das Glück haben, im Windschatten der nationalen Medien in Ruhe arbeiten zu können, blieb es trotz allem ruhig. Die gleichen Schwierigkeiten des Trainers hätten in Zürich, in Davos oben oder in Bern schon im Laufe der letzten Saison zum Eklat geführt.
Und doch war es richtig, an Stefan Hedlund festzuhalten. Sicherlich hat auch der Kassier zur Geduld geraten: Die Entlassung des Schweden ist teuer. Er hat einen Vertrag bis 2026. Das ist die einzige Kritik an Jannick Steinmann: Er hat den Vertrag mit seinem Trainer in der Euphorie des Frühjahres 2023 ohne Not bis 2026 verlängert.
Auf diese Saison hat Janick Steinmann mit einer eigentlich sinnvollen Aktion seinem taumelnden und ein wenig grantig gewordenen Trainer zu helfen versucht: Johan Lundskog, fachlich herausragend aber ohne Charisma und natürliche Autorität und deshalb in Bern und Mannheim als Cheftrainer gescheitert, sollte als loyaler Assistent dienen, die Kommunikationskultur verbessern und das Kabinenklima erwärmen. Die Therapie hat nicht geholfen.
Nun sind die Voraussetzungen für den Nachfolger von Stefan Hedlund nahezu perfekt. Realismus ist eingekehrt, die Erwartungen sind nicht mehr himmelhoch und die beiden Flugjahre mit den Rängen 4 und 3 nur noch romantisch verklärte Erinnerungen. Das Eishockey muss in Rapperswil-Jona nicht neu erfunden werden. Das Team ist taktisch gut geschult.
Der neue Trainer muss also nicht ein neues System einfuchsen und kann in den von seinem Vorgänger gelegten Geleisen weiterfahren. Charisma wird eher wichtiger sein als reine Fachkompetenz. Es genügt, wenn er freundlich und doch bestimmt auftritt und klar und wahr kommuniziert, indem er jedem sagt, warum er nicht spielt oder weniger Eiszeit bekommt. Und er sollte darauf achten, dass der Konkurrenzkampf auf der Goalie-Position nicht zu einer Verstimmung bei Melvin Nyffeler führt.
Die Amtsenthebung von Stefan Hedlund wird bei den Lakers kurz- und mittelfristig eine erfrischende und damit leistungssteigernde Wirkung haben. Aber nur mit dem Beistand der Hockey-Götter wird es für Platz 10 reichen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
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Er kann
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