Was ist Sport? Gemäss der Definition, die wir im Duden nachlesen können, ist es eine nach bestimmten Regeln aus Freude an Bewegung und Spiel ausgeübte körperliche Betätigung.
Körperliche Betätigung? ✅
Freude an Bewegung und Spiel? ✅
Bestimmte Regeln? ✅
Alles dabei! Und deshalb die Feststellung: Selbstverständlich war die Luftballon-WM, die vor kurzem im spanischen Tarragona stattfand, ein Sportanlass.
Die Grundidee ist simpel und vermutlich beinahe so alt wie Luftballons (deren Erfindung im Jahr 2024 übrigens 200 Jahre her sein wird). Es geht darum, dass ein in der Luft schwebender Ballon niemals den Boden berühren darf. Er darf dabei nicht nach unten geschlagen werden. That's it.
Der spanische Fussball-Weltmeister und -Europameister Gerard Piqué vom FC Barcelona sah Potenzial darin, dieses Kindervergnügen zum Sport zu machen. Also organisierte er gemeinsam mit dem Influencer Ibai Llanos eine Luftballon-WM.
Die zwei liessen sich von viralen Tiktok-Videos inspirieren, die eine Familie in den USA während des Corona-Lockdowns gepostet hatte. Antonio Arredondo durfte deshalb nach Spanien zur WM reisen. «Wir spielten das schon als Kinder», erzählte der «Erfinder» dieses Sports, «und während der Quarantäne erinnerten wir uns daran. Wir steigerten uns so rein, dass wir unsere Duelle in Zeitlupe filmten, um einen Videobeweis zu haben.»
Aber was wäre der VAR, würde er nur für sich im stillen Kämmerlein die Videos schauen? Die Arredondos luden einen der Clips auf ihren Tiktok-Kanal – wo er viral ging. «Als ich am nächsten Morgen aufstand, hatte er irgendwie eine Million Likes», erzählt Antonio Arredondo weiter. Also hätten sie beschlossen, weitere Videos zu drehen und schliesslich die Aufmerksamkeit von Ibai und Piqué erlangt.
Gespielt wurde am WM-Turnier in einem 8x8 Meter grossen «Wohnzimmer», in dem nicht nur ein Sofa und andere Möbel standen, sondern dem Sponsor sei Dank auch ein Auto. Das führte zu einer Art Squash mit Hindernissen, wobei Arme und Hände den Schläger ersetzten und der Luftballon den Ball.
Schweizer Teilnehmer gab es nicht, dafür Ballon-Sportler aus der Mongolei, Georgien, Kuba oder Äquatorialguinea. Sie alle waren aber chancenlos. Den Final gewann der Peruaner Francesco de la Cruz mit 6:2 gegen Jan Spiess aus Deutschland.
«Ich bin sehr, sehr glücklich», sagte De la Cruz, der einen Siegercheck in Höhe von 10'000 Euro entgegennehmen durfte. «Ich danke Gott, dass ich das erreichen konnte.»
Für Gerard Piqué war es nicht das erste Mal, dass er sich abseits des Fussballrasens mit einem Sportanlass beschäftigte. Mit seiner Marketing-Agentur Kosmos Group übernahm er die Rechte am Davis Cup im Tennis und warf gleich den etablierten Modus über den Haufen. Das trug ihm viel Kritik ein.
«Das hier ist etwas völlig anderes», sagte Piqué über die Ballon-WM. «Manchmal muss man seine Komfortzone verlassen und neue Dinge ausprobieren. Es war fantastisch.»
Die Zukunft des neuen Rückschlagspiels steht in den Sternen. Dass «Fantasie-Sportarten» aber keine Eintagsfliegen bleiben müssen, bewies in Deutschland der Fernseh-Entertainer Stefan Raab. Der führte von 2003 bis 2015 eine Wok-WM durch, bei der die Teilnehmer auf einem Wok eine Bobbahn hinunter rasten. Raab lancierte im Rahmen seiner Sendung «TV Total» zahlreiche weitere Sportformate wie Autoball (Fussball mit Autos und einem riesigen Ball) oder Eisfussball, bei dem mit Bowlingschuhen Fussball auf Eis gespielt wurde.
Piqué träumt gleich von der ganz grossen Bühne. Auf Twitter fragte er nach der WM-Premiere, ob der Sport nicht etwas für die Olympischen Spiele 2024 in Paris wäre:
🎈 @Paris2024? https://t.co/wVRdiwP7N8
— Gerard Piqué (@3gerardpique) October 15, 2021
Ich bin dafür, dass es bald ein Watson-Turnier gibt. Das ist sicher gut fürs Wörkpleis Envirrement.