Die höchste Liga im Schweizer Eishockey der Frauen nimmt für die nächste Saison eine historische Regeländerung vor. Im Rahmen der Ligaversammlung am Wochenende wurde beschlossen, dass in der Women's League ab nächster Saison Bodychecks erlaubt sind.
Im Zentrum steht die bisherige Regel 101.1 «Illegal Hit in Women’s Hockey», die in der Praxis immer wieder zu unterschiedlichen Interpretationen geführt hat – sowohl bei Spielerinnen und Trainern als auch bei Offiziellen und Zuschauenden. Zwar war Körperkontakt in gewissen Spielsituationen – insbesondere beim gleichberechtigten Kampf um den Puck – bereits erlaubt, jedoch war die Grenze zu einem strafbaren Check oft unklar.
Ein wesentlicher Grund für die Uneinheitlichkeit in der Regelauslegung liegt im variierenden Spielniveau, der unterschiedlichen Spielgeschwindigkeit sowie in körperlichen Unterschieden wie Grösse, Gewicht und physischer Stärke der Spielerinnen. Was in einer Situation als fair gilt, kann unter anderen Voraussetzungen schnell als gefährlich eingestuft werden. Diese Faktoren erschwerten eine objektive und einheitliche Beurteilung wesentlich.
Die Schweiz schliesst sich mit dieser Anpassung fortschrittlichen Ländern wie Schweden an, wo ein intensiveres Körperspiel im Fraueneishockey zur Realität gehört. Die überarbeitete Regel 101.1 sieht nun Folgendes vor:
Die neue Regelauslegung kommt ausschliesslich in der PostFinance Women’s League zur Anwendung. Dies betrifft auch die Ligaqualifikation zwischen der PFWL und der SWHL-B. Im Rahmen des National Cups wird die neue Interpretation nur dann angewendet, wenn zwei Teams der PFWL direkt aufeinandertreffen. In allen anderen Partien gilt weiterhin die bisherige Regel 101.1.
Die Schweizer Liga reagiert damit auch auf internationale Veränderungen im Fraueneishockey. In der nordamerikanischen Professional Women's Hockey League (PWHL) sind Checks seit der Gründung vor zwei Jahren erlaubt. Auch in Schweden gab es bereits eine entsprechende Regelanpassung.
Lara Stalder, Captain des EV Zug und langjährige Leistungsträgerin des Schweizer Nationalteams, zeigt sich in der Verbandsmitteilung begeistert: «Die Anpassung der Regeln zum Körperspiel, wie in Schweden, bringt mehr Klarheit, bereitet Spielerinnen besser auf internationale Wettbewerbe vor und zeigt einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung des Fraueneishockeys in der Schweiz. Ebenfalls ist es wichtig für die Olympia-Vorbereitung und hilft zudem, Verletzungen zu reduzieren, da es zu mehr Aufmerksamkeit und Körperspannung während des Spiels führt.» (abu)