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Ferrari feierte in Australien Doppelsieg – Sauber ohne Punkte

epa11240561 (L-R) Second-placed Ferrari's Charles Leclerc of Monaco, first-placed Carlos Sainz of Spain, third-placed McLaren's Lando Norris of Britain, and Ferrari engineer Mateo Togninalli ...
Ferrari feiert ersten Doppelsieg seit zwei Jahren. Bild: keystone

Ferrari-Doppelsieg ohne Ansage und Saubers nächste Episode im Boxenstopp-Theater

Ferrari profitiert von einem technisch bedingten Ausfall von Max Verstappen und feiert in Australien einen unerwarteten Doppelsieg. Während Verstappens Erfolgssträhne reisst, erlebt Carlos Sainz mit dem dritten Grand-Prix-Sieg ein fulminantes Comeback.
24.03.2024, 14:10
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Ausgerechnet in Australien steht die Welt kopf – wie passend. Nicht Seriensieger Max Verstappen, dem eine explodierende Bremse zum Verhängnis wird, lacht im Albert Park in Melbourne als Sieger vom Podest. Mit Carlos Sainz triumphiert im dritten Rennen dieses Jahres einer, der auf bewegende Wochen zurückblickt.

Achterbahnfahrt der Gefühle

Der Spanier bestreitet aktuell seine vierte Saison mit Ferrari im Wissen, dass er die Scuderia Ende Jahr verlassen muss. Mit der Verpflichtung von Rekordweltmeister Lewis Hamilton war für den Sohn des gleichnamigen zweifachen Rallye-Weltmeisters Anfang Februar klar, dass für ihn bei den Roten aus Maranello kein Platz mehr ist. Nur eine Woche zuvor hatten sie bei Ferrari bekannt gegeben, den Vertrag mit Sainz' Teamkollege Charles Leclerc über die laufende Saison hinaus verlängert zu haben.

All den schwierigen Vorzeichen zum Trotz liess Sainz beim Saisonstart in Bahrain mit einer starken Leistung aufhorchen. Der 29-jährige Madrilene zeigte sich in den Rad-an-Rad-Duellen mit Leclerc bissig, liess den Monegassen hinter sich und komplettierte beim Doppelsieg von Red Bull als Dritter das Podest.

Knapp eine Woche später folgte für den letztjährigen WM-Sechsten jedoch der nächste Schock. Sainz musste sich aufgrund einer Blinddarm-Entzündung operieren lassen und verpasste dadurch das zweite Saisonrennen in Saudi-Arabien.

Unbegründete Zweifel

Danach begann für ihn im Hinblick auf den Grand Prix von Australien ein Wettlauf mit der Zeit. Nach sieben Tagen Bettruhe begann er, für sein Comeback zu schuften. Dabei half ihm auch die Therapie in einer Überdruckkammer. Vor dem Flug nach Down Under hielt Sainz die Chancen für einen Renneinsatz nur zwei Wochen nach der Operation jedoch gering. «Ich dachte, das wird nichts.»

epa11240559 Carlos Sainz of Ferrari celebrates on the podium after winning the Australian Grand Prix 2024 at Albert Park Circuit in Melbourne, Australia 24 March 2024. EPA/JOEL CARRETT AUSTRALIA AND N ...
Carlos Sainz muss Ferrari Ende Saison verlassen.Bild: keystone

Doch er täuschte sich, und wie! Verglichen mit seiner Vorgeschichte verliefen die 58 Runden auf dem Albert Park Circuit Sainz ziemlich entspannt. Bereits in Runde 2 zog er an Verstappen vorbei, und als der aus der Pole-Position gestartete Niederländer das Rennen nach nur vier Runden aufgrund von Bremsproblemen aufgeben musste, hatte Sainz keine Mühe, den Vorsprung an der Spitze auf Teamkollege Leclerc zu verwalten.

Das Duo bescherte Ferrari den ersten Doppelsieg seit fast zwei Jahren und sorgte damit für eine faustdicke Überraschung. Dahinter entschied Lando Norris im McLaren das Duell um Platz 3 gegen Lokalmatador und Teamkollege Oscar Piastri für sich.

«Ich mag diese Achterbahnfahrt. Das Leben ist manchmal einfach unglaublich», sagte Sainz nach seiner starken Bewerbungsfahrt, die ihm den dritten Grand-Prix-Sieg in der Formel 1 nach jenen 2022 in Silverstone und im letzten Jahr in Singapur bescherte. Und euphorisiert vom neuen «Bauchgefühl» scherzte er: «Ich empfehle allen Fahrern, sich im Winter den Blinddarm rausnehmen zu lassen.» Zum Ausfall von Verstappen meinte er: «Schade. Es wäre ein schöner Kampf zwischen uns beiden gewesen. Aber ich nehme den Sieg mit. Er hat schon genug gewonnen.»

Kein neuerlicher Rekord für Verstappen

Verstappen, der mit 51 Punkten vor Leclerc (47) und Teamkollege Sergio Perez (46) die WM-Wertung nach wie vor anführt, hätte am Sonntag seinen zehnten aufeinanderfolgenden Sieg einfahren und seine Rekordserie aus dem Vorjahr egalisieren können. Doch wieder einmal wurde ihm der Abstecher nach Australien zum Verhängnis – wie vor zwei Jahren, als er zum letzten Mal das Ziel nicht erreichte. Auch damals gewann Ferrari und träumte Italien, denn es war wie heuer das dritte Rennen der Saison – und die Scuderia hatte schon in Bahrain einen Doppelsieg gefeiert.

Mechanics work to extinguish a fire in Red Bull driver Max Verstappen of the Netherlands' car during the Australian Formula One Grand Prix at Albert Park, in Melbourne, Australia, Sunday, March 2 ...
Es braucht schon ein technisches Problem, um Verstappen auszubremsen.Bild: keystone

Dass sich das Blatt umgehend zugunsten von Red Bull wendete, ist hinlänglich bekannt. Verstappen fuhr danach in allen 43 Rennen in die Punkte und ging 35 Mal (!) als Sieger hervor. Nun muss Red Bull den Traum von der perfekten Saison bereits früh begraben. Mehr noch: Mit Ferrari sieht man sich mit einem gestärkten Konkurrenten konfrontiert, der das ganze Wochenende über schnell und konstant und vor allem zuverlässiger war.

Mercedes so schlecht wie zuletzt 2011Ganz anders sieht es derzeit bei Mercedes aus. Die Silberpfeile brachten in Melbourne keines ihrer Autos ins Ziel. Während Lewis Hamilton mit einem Motorschaden ausfiel, schied George Russell kurz vor Schluss nach einem Unfall aus. Mercedes wartet damit 2024 weiter auf den ersten Podestplatz. Eine solch magere Bilanz wies der einstige Primus zuletzt vor 13 Jahren aus. Angesichts des derzeitigen Leistungsniveaus dürfte Sainz wenig Interesse haben, 2025 den frei werdenden Platz von Hamilton einzunehmen.

Saubers nächste Episode im Boxenstopp-Theater

Das Team Sauber ging nach einem kleinen Lichtblick im Qualifying auch am dritten Grand-Prix-Wochenende des Jahres leer aus. Valtteri Bottas und Zhou Guanyu verpassten in Melbourne die Punkteränge als 14. respektive 15. erneut klar. Mit Nico Hülkenberg (9.) und Kevin Magnussen (10.) vom Team Haas fuhren zwei direkte Konkurrenten in die ersten zehn.

epa11240554 Zhou Guanyu of Kick Sauber in action during the Australian Grand Prix 2024 at Albert Park Circuit in Melbourne, Australia 24 March 2024. EPA/JOEL CARRETT AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT
Sauber verpasste die Punkte in Australien.Bild: keystone

Wie schon beim Saisonauftakt in Bahrain und in Saudi-Arabien bekam der Zürcher Rennstall auch in Australien seine Schwierigkeiten bei den Boxenstopps nicht in den Griff. Die Probleme mit den Radmuttern sind in Hinwil hinlänglich bekannt, gelöst werden konnten sie bisher allerdings nicht. So verlor Bottas bei seinem ersten Reifenwechsel erneut viel Zeit - und damit die Chance auf ein zählbares Ergebnis. Dabei wäre für ihn mit Startplatz 13 und der verbesserten Leistungsfähigkeit des Autos einiges möglich gewesen.

Auch sein Teamkollege Zhou Guanyu bleibt vom Pech verfolgt. Der Chinese, der aus der Boxengasse gestartet war und sich kontinuierlich nach vorne gearbeitet hatte, stand bei seinem zweiten Boxenstopp ebenfalls für längere Zeit still, weil der Motor seines Autos den Geist aufgegeben hatte.

(kat/sda)

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Red Bull: Max Verstappen (26): Niederlande, 3-facher Weltmeister, 185 Rennen, 54 Siege, 98 Podien. Stand: 1. März 2024.
quelle: keystone / darko bandic
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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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massi.lucca
24.03.2024 16:01registriert Februar 2014
Marko über Ferrari: “Die haben geglaubt, sie schlagen uns“
Auch im dritten Qualifying der Saison war Max Verstappen nicht zu schlagen und startet in Australien von der Pole Position. RB-Motorsportchef Dr. Helmut Marko konnte sich deswegen eine kleine Spitze in Richtung Ferrari nicht verkneifen.

Für mich einen Grund mehr, dass dieser Mann weg aus der Formel 1 gehört. Seine ständigen Giftpfeile gegen alle anderen Teams sind nur noch peinlich und beweisen, dass der Herr einfach zu alt ist für dieses Business...
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