Anfang Februar ging mit der Ankündigung eines Sensationswechsels ein kleines Erdbeben durch den Formel-1-Zirkus. Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton wechselt auf die Saison 2025 von seinem langjährigen Team Mercedes zum Konkurrenten Ferrari.
Er sei stolz auf die elf Jahre mit seinem Team und auf das, was sie gemeinsam erreicht haben, sagte der Brite, nachdem der Wechsel bekannt wurde. So sei seine Entscheidung, Mercedes zu verlassen, eine der schwersten gewesen, die er je treffen musste.
Auch Mercedes meldete sich, nachdem bekannt wurde, dass der Rennstall und Hamilton bald getrennte Wege gehen werden. Toto Wolff, Teamchef beim deutschen Team, erklärte gegenüber den Medien: «Wir wussten, dass unsere Partnerschaft irgendwann zu einem natürlichen Ende kommen würde, und dieser Tag ist nun gekommen.»
Im Rahmen der Enthüllung des Autos für die kommende Saison äusserte sich am Dienstagabend nun erstmals auch Frédéric Vasseur, Teamchef der Scuderia Ferrari, zum bevorstehenden Wechsel.
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Die frühe Ankündigung von Hamiltons Teamwechsel begründete der Franzose wie folgt: «Wir haben so viel Arbeit in das Projekt für 2024 gesteckt. Da wollen wir keine weiteren Ablenkungen.» Die Ankunft des hochdekorierten Briten sieht Vasseur indes als positive Herausforderung für das gesamte Team: «Er ist der erfolgreichste Fahrer im Feld. Für uns ist das eine riesige Gelegenheit. Wir sind sicher, dass uns Lewis einen Schritt nach vorne bringen wird.»
Der 56-jährige Vasseur war schon einmal Hamiltons Teamchef, jedoch noch vor dessen Aufstieg in die Formel 1. In der GP2-Serie fuhr Hamilton 2006 für das von Vasseur gegründete Team ART Grand Prix, bevor er schliesslich 2007 als zweiter Fahrer neben dem damaligen Weltmeister Fernando Alonso bei McLaren-Mercedes den Sprung in die Formel 1 schaffte.
Dass die beiden schon einmal zusammengearbeitet haben, dürfte den Wechsel erleichtert haben. «Wir stehen regelmässig in Kontakt und man spricht dabei über viele Dinge. Ich weiss nicht, was am Ende den Ausschlag gegeben hat. Das hat sich Schritt für Schritt ergeben», erklärte Vasseur.
Für einen Fahrer dürfte Vasseurs Wunsch, dass sich die Ferrari-Fahrer trotzt der Wechselankündigung auf die bald startende Saison 2024 konzentrieren, schwierig umzusetzen sein. Carlos Sainz, der seit 2021 für den italienischen Rennstall startet, wird nun nämlich überzählig und muss sich auf die Saison 2025 hin einen neuen Arbeitgeber suchen. «Ihn (Sainz, Anm. der Red) zu informieren, war nicht leicht. Das war einer der schwersten Anrufe meines Lebens», erklärte Vasseur.
Der Franzose glaubt indes, dass Sainz professionell genug ist, um seinen Fokus trotz der schwierigen Ausgangslage auf den Sport zu richten: «Carlos wird bis zum Ende der Saison voll motiviert sein. Und er wird bis zum letzten Rennen die volle Unterstützung des Teams bekommen. Da werden wir alle professionell weiterarbeiten.»
— Carlos Sainz (@Carlossainz55) February 1, 2024
Sainz gab an, dass er zwar schon früh über die Ferrari-Pläne informiert wurde, dass es für ihn aber trotzdem überraschend gekommen sei. Mittlerweile scheint sich der Spanier aber wieder gefasst zu haben. Bei der gestrigen Enthüllung des neuen Autos meinte er zu seiner Situation: «Jetzt hatte ich ein paar Wochen Zeit, das zu verdauen und mich auf die neue Saison vorzubereiten.»
Sainz zeigte sich optimistisch, als er sagte, dass man als Ferrari-Fahrer für jedes Team in der Formel 1 interessant sei und dass er sich darauf freue, zu sehen, was die Zukunft bringe. Er räumte aber auch ein, dass ihm die Ungewissheit Sorgen bereite: «Ich habe wohl die wichtigsten drei, vier Jahre meiner Karriere vor mir. Da will ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Deshalb werde ich mir Zeit nehmen, um mir das gut zu überlegen. Ich werde mir alle Optionen genau anschauen.»
Ferrari-Pilot Charles Leclerc freut sich auf seinen neuen Teamkollegen. Der Mann aus Monaco dementierte die Gerüchte, dass er erst nach seiner Unterschrift unter der Vertragsverlängerung bei Ferrari über den Neuzuzug informiert worden sei: «Solche Deals werden nicht über Nacht abgeschlossen. Das braucht Zeit. Ich wusste von diesen Gesprächen, bevor ich unterschrieben habe. Ich wurde davon also nicht im Anschluss überrascht», sagte er vor den Medien.
Leclerc glaubt, von Hamilton als Teamkollege profitieren zu können: «Es ist immer interessant, einen neuen Teamkollegen zu bekommen. Da lernt man immer wieder neue Arbeitsweisen und Fahrstile kennen. Das trifft umso mehr zu, wenn der neue Teamkollege ein siebenfacher Weltmeister ist.» (kat)
Verzichtet bitte auf reisserische Titel die keinen Zusammenhang haben. Vasseur sagte dies nicht über den Wechsel von Hamilton, sondern über das Gespräch mit Sainz, welcher nicht mehr bei Ferrari bleiben kann.