Über Schiedsrichter-Entscheidungen regt sich jeder Fan und auch jeder Klub einmal auf. Gefühlt läuft ja auch immer alles gegen das eigene Team. Was aber meistens der subjektiven Wahrnehmung geschuldet ist, führt bei einem italienischen Klub in der obersten Liga der Frauen nun zu einem radikalen Schritt: Der FC Pomigliano zieht sich während der laufenden Saison per sofort aus der Meisterschaft zurück.
«Der Kampf gegen unsichtbare Gegner wird zu einem ungleichen Kampf, der einem die Energie und den Willen zum Weitermachen raubt», schreibt der Klub in einer bei «Tuttosport» veröffentlichten Mitteilung vom Sonntag. Darin kritisiert Pomigliano vor allem die Leistung des Schiedsrichters beim Spiel gegen Sampdoria am Samstag.
Dieses verlor Pomigliano aufgrund eines Elfmeters in der 82. Minute 0:1. Dieser sei «erfunden» gewesen, denn wie die Fernsehbilder zeigen würden, «wurde die Gästespielerin von unserer Verteidigerin nicht im Geringsten berührt». Doch schon zuvor hätte das Schiedsrichtergespann einseitig gepfiffen: «Übermässige Strenge gegenüber unseren Spielerinnen, Nachsicht bei ähnlichen Vorfällen gegen Sampdoria.» Ausserdem habe der Schiedsrichter eine Gelb-Rote Karte gegen eine Sampdoria-Spielerin auf «Vorschlag» des vierten Offiziellen in eine Verwarnung für eine Person auf der Bank der Gastgeberinnen umgewandelt.
Die Schuld an der fünften Niederlage im sechsten Spiel der laufenden Saison gab der Klub aus Kampanien vor allem dem vierten Offiziellen, der das Spiel insgeheim geleitet hätte. «Aus all diesen Gründen und wegen anderer Dinge, die der Frauenfussballabteilung direkt mitgeteilt wurden, kündigt der Verein den Rückzug des Teams aus der Meisterschaft mit sofortiger Wirkung an.» Pomigliano steht mit einem Punkt auf dem vorletzten Platz, lediglich Napoli ist noch schlechter.
Die Serie A femminile wurde erst zur Saison 2022/23 professionalisiert und hat noch immer mit Problemen zu kämpfen. Pomigliano wirft der Liga neben den «unsichtbaren Gegnern» zudem vor, sich nicht an Deadlines zu halten und den Klubs keine Planungssicherheit zu geben, obwohl diese ihre Zahlungen zu bestimmten Zeitpunkten durchführen müssten. Schon vor der Saison wollte Sampdoria sein Frauenteam auflösen, wie der Mirror berichtet, bevor der Klub aus Genua seine Entscheidung zwei Wochen vor Saisonstart doch rückgängig machte.
Auch im Falle von Pomigliano ist noch nicht definitiv klar, ob sich der Klub tatsächlich zurückziehen wird. Auf der Website des Klubs ist das Statement zurzeit nicht zu finden, und auch in den sozialen Medien ist nichts davon zu sehen. Ziehen die Verantwortlichen ihr Vorhaben jedoch durch, muss die Liga ihre auf insgesamt 26 Runden ausgelegte Saison mit nur noch neun Teams durchführen. (nih)