«Nach allen Umstellungen war das eine gute, solidarische Leistung», sagte Murat Yakin. «Die Mannschaft hat vieles umgesetzt von dem, was ich verlangt hatte.» Der neue Nationaltrainer hatte das Team wegen diverser Ausfälle deutlich umstellen müssen. Am Ende standen gegen Italien sechs Spieler auf dem Platz, die an der EM entweder nicht dabei gewesen waren oder dort keine Hauptrolle hatten.
Einer überraschte besonders: Fabian Frei, der von Vorgänger Vladimir Petkovic in den vergangenen drei Jahren nicht mehr berücksichtigt worden war. «Als Granit Xhaka ausfiel, war mir klar, dass für diese Position nur Fabian Frei in Frage kam», so Yakin. «Ich kenne ihn und wusste, dass er Stabilität in die junge Mannschaft bringt. Er führte Djibril Sow und Michel Aebischer sehr gut.»
Ein Sonderlob gab es für den einmal mehr überragenden Goalie, Yann Sommer. Unter anderem parierte er kurz nach der Halbzeitpause einen Penalty. Yakin: «Er war fantastisch, so wie man ihn kennt. Er war nicht nur beim Penalty stark, sondern auch sonst mit seinem Spiel. Er war wach, hat mitgespielt und so einige Konterchancen der Italiener unterbunden.»
Er sei «sehr, sehr happy» mit dem Punkt, sagte Yann Sommer nach dem Spiel gegen Italien. Trotz der schwierigen Umstände habe man eine starke Leistung gezeigt, freute sich der Captain. Über eine der Schlüsselszenen sagte Sommer: «Ich probiere, bei Penaltys Ruhe auszustrahlen, dafür zu sorgen, dass sich der Gegner nicht gut fühlt. Ich habe versucht, so lange wie möglich stehen zu bleiben, um ihm keine Öffnung zu bieten.»
Über Rückkehrer Frei sagte Sommer: «Ich hatte keine Zweifel, dass er das gut macht.» Der Thurgauer selber war sich da nicht so sicher, wie er zugab. Die Mannschaft habe es ihm aber einfach gemacht. «Ich wurde sehr gut aufgenommen. Es ist in den letzten vier Tagen optimal gelaufen.» Das Thema Nationalmannschaft sei in der Vergangenheit nicht immer einfach gewesen für ihn, gab Frei zu. Aber nun sei er gut entschädigt worden.
Manuel Akanji hielt die Abwehr vor Sommer zusammen und sorgte dafür, dass es nach der diskussionslosen Niederlage gegen den gleichen Gegner an der EM nun kein Gegentor gab. «Wir wussten, dass wir heute nicht so viel Ballbesitz haben werden und auch einmal leiden und hinterherrennen müssen», sagte Akanji. «Das haben wir heute sehr viel besser gemacht als im zweiten EM-Spiel, als wir gegen Italien 0:3 verloren haben. Das haben sie gespürt und sind in der Folge fahrlässig geworden.»
«Mit viel Kampf, viel Herz und viel Sommer» holt sich die Schweiz einen Punkt. «Dieses Remis ist für die Nati wie ein Sieg! Sie steht mit zwei Punkten Vorsprung vor dem grossen Favoriten Italien an der Tabellenspitze. Feiern sollte man jedoch nur kurz: Jetzt brauchts unbedingt einen Dreier in Nordirland, will man die gute Ausgangslage behalten.»
«Ein 0:0 haben sich die Schweizer gegen Italien, den Europameister und grossen Gruppenfavoriten, erkämpft – ein durchaus glückliches 0:0, weil Italien grosse Chancen zum Sieg hatte, aber es ist auch das Ergebnis einer sehr kämpferischen Leistung und von viel Moral.»
«Es war ein Spiel der zwei Halbzeiten gewesen; einer ersten, in der die Schweizer leiden mussten, und einer zweiten Halbzeit, in der die Italiener müde wurden und die Schweizer die Ehrfurcht vor dem Europameister ein wenig ablegen konnten. Was in beiden Halbzeiten jedoch gleich war: ein überragender Schweizer Goalie Yann Sommer.»
«Es ist nicht so, dass die Schweizer gegen Italien ein Feuerwerk zünden. Aber der Gegner ist schliesslich der Europameister. Yakin schafft es, dieser Verlegenheits-Elf ein System zu verpassen, das von der Organisation her wenig zu wünschen übrig lässt. Aber vor allem schafft er es, den Spielern aus dem zweiten oder dritten Glied Sicherheit und Gelassenheit zu vermitteln, was sich in einem erstaunlich reifen Auftritt ausdrückt. Und wenn man die Partie mit dem 0:3 gegen Italien an der EM vergleicht, war das punkto Leidensfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Solidarität sogar ein Quantensprung.»
(ram/sda)
Heute sag ich gar nichts mehr, er hat positiv überrascht.