Sonntag, 28. Mai. Kaum hatte Boris Smiljanic wenige Stunden nach Saisonende seinen Abschied vom FC Aarau verkündet, drang an die Öffentlichkeit, wer der Nachfolger sein würde: Alex Frei. Wie zu vernehmen war, stand die Verpflichtung des neuen Cheftrainers unmittelbar bevor. Nun aber, über eine Woche später, hat der Verein noch immer nicht Vollzug gemeldet. Woran liegt es? Und: Droht das Engagement noch zu scheitern?
Letztere Frage darf nach jetzigem Kenntnisstand klar mit «Nein» beantwortet werden. Beide Parteien haben starkes Interesse an einer Zusammenarbeit, in den relevanten Punkten sind sich Frei und der FC Aarau einig. Weshalb unter den Vertrag in Aarau noch keine Unterschrift gesetzt worden ist, dürfte vielmehr mit den Modalitäten zwischen Frei und seinem letzten Arbeitgeber zu tun haben – dem FC Basel.
Anfang Februar dieses Jahres, im Nachgang einer 0:1-Niederlage in der Liga gegen die Grasshoppers, wurde Frei als Trainer in Basel freigestellt. Nach wie vor besitzt der 43-Jährige beim FCB jedoch einen gültigen Vertrag, der erst per Sommer 2024 ausläuft.
Trotz dieses Vertrags ist es Frei möglich, ein neues Arbeitsverhältnis mit dem FC Aarau einzugehen. Die Schweizer Rechtslage erlaubt es einem Arbeitnehmenden nämlich, zwei Verträgen gleichzeitig zu unterstehen. Anders ist dies zum Beispiel in Deutschland: Will der im März beim FC Bayern entlassene Julian Nagelsmann etwa bei Paris Saint-Germain anheuern, braucht er dafür die Zustimmung der Bayern, die auf die Zahlung einer Ablösesumme beharren dürfen.
Letzteres ist dem FC Basel nicht möglich. Stattdessen müssen die Basler Frei weiterhin jenen Lohn entrichten, den sie ihm vor Vertragsabschluss zugesichert hatten. Hierzu ist der Klub gemäss Obligationenrecht verpflichtet, wo der entsprechende Artikel besagt: «Entlässt der Arbeitgeber den Arbeitnehmer fristlos ohne wichtigen Grund, so hat dieser Anspruch auf Ersatz dessen, was er verdient hätte, wenn das Arbeitsverhältnis unter Einhaltung der Kündigungsfrist oder durch Ablauf der bestimmten Vertragszeit beendigt worden wäre.»
Weitergedacht heisst dies auch: Unterschreibt Frei beim FC Aarau zu geringeren Konditionen als in Basel (wovon auszugehen ist), muss der FCB noch bis kommenden Sommer die Differenz zu Freis bisherigem Lohn ausgleichen.
Hierbei darf nun spekuliert werden, weshalb es sich mit der Vertragsunterschrift gerade in die Länge zieht. Sträubt sich Basel dagegen, die Lohndifferenz in vollem Umfang auszugleichen, weil Frei ein weiteres, lukrativeres Angebot auf dem Tisch liegen hat? Verwunderlich wäre dies nicht. Zum einen, da Frei in den vergangenen Wochen auch mit den Grasshoppers in Verbindung gebracht worden war – ein Klub, der trotz aller Probleme nach wie vor zahlungskräftiger ist als der FCA.
Zum anderen ist der FC Basel dazu angehalten, jeden Rappen zweimal umzudrehen. Die finanzielle Lage ist angespannt, für das Geschäftsjahr 2022 schrieb der Verein einen Verlust von 1,2 Millionen Franken. Das Defizit erklärt auch, weshalb die Basler um jeden Preis die Qualifikation zur Conference League erreichen wollten. Jede Chance auf Einnahmequellen ist gerade recht. Und wenn sich bei der Auszahlung von Alex Frei eine signifikante Summe einsparen lässt, wäre dies dem Vorhaben bestimmt nicht abkömmlich.
Wie also findet sich ein Ausweg aus der Situation? Verzichtet Frei freiwillig auf einen Teil des Lohns, der ihm eigentlich zusteht? Oder lenkt der FCB noch ein? Erst wenn sich der neue Trainer im Brügglifeld vorstellt, wird man Antworten auf diese Fragen haben. (aargauerzeitung.ch)