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Unter den Strich abgerutscht: Das läuft beim FC Luzern schief

L'entraineur lucernois Mario Frick, droite, et l'attaquant lucernois Adrian Grbic, gauche, montrent leur deception a la fin de la rencontre de football de Super League entre le FC Stade Laus ...
Enttäuschte Gesichter beim FCL nach der Pleite beim Schlusslicht in Lausanne: Trainer Mario Frick (rechts) und der neue Stürmer Adrian Grbic.Bild: keystone

Einzelinteressen und Lethargie: Das läuft beim FC Luzern aktuell schief

Ein selbstzufriedener FC Luzern ist in die Krise geschlittert: Gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten kassierte das Team von Mario Frick die vierte Niederlage in den letzten fünf Spielen. Das Saisonziel Meisterrunde ist für den auf Platz sieben abgerutschten FCL mehr als fraglich. Sportchef, Trainer und Spieler müssen sich hinterfragen.
12.03.2024, 10:26
Daniel Wyrsch / ch media
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Nach der 1:2-Niederlage am Sonntag beim Schlusslicht Stade Lausanne-Ouchy betonte Mittelfeldspieler Pius Dorn: «Wir müssen als Team zusammenbleiben. Es darf jetzt nicht jeder sein Ding machen. Wir sind eine Mannschaft.» Der 27-Jährige traf damit den Kern des Problems: Die klare Abwärtstendenz des FC Luzern, der Fall unter den Strich aus den Top 6, ist vor allem auf die mangelhafte Einstellung zurückzuführen - die Mannschaft ist keine Einheit mehr. Von bedingungslosem Zusammenhalt kann beim FCL schon seit Herbst keine Rede mehr sein.

Natürlich wirken sich die Ergebnisse auf die mentale Verfassung der Spieler aus. Entscheidend in einer Abwärtsspirale ist, dass man Charaktere in der Kabine hat, die den Karren aus dem Sumpf ziehen. In der aktuellen Mannschaft gibt es nur einen, der sich ein Standing erarbeitet hat, um der Anführer zu sein: Ardon Jashari. In Lausanne fehlte der Captain gelbgesperrt. Doch gegen den Tabellenletzten hätte es mit der richtigen Einstellung auch ohne Jashari zum Sieg gereicht, dafür waren die Qualitätsunterschiede gegenüber Lausanne-Ouchy zu gross.

Zurück zum Teamleader: Jashari ist ein wunderbarer Fussballer mit grossen Qualitäten, er kann den Ball technisch elegant in die gegnerische Hälfte tragen. Aber ein grosser Antreiber ist er neben dem Platz noch nicht. Dafür ist er zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt, will mit Murat Yakins Nationalteam im Sommer an die EM und möglichst bald bei einem grösseren Klub (gemäss FCL alternativlos nur im Ausland) weiterkommen.

Der Luzerner Ardon Jashari springt ueber die Bande nach seinem Tor zum 0-1 beim Fussballspiel der Super League Grasshopper Club Zuerich gegen den FC Luzern im Stadion Letzigrund in Zuerich am Samstag, ...
FCL-Captain Ardon Jashari wird wahrscheinlich ab Sommer nicht mehr für die Innerschweizer spielen.Bild: keystone

Neben Jashari ist noch Platz für Pius Dorn als Führungsspieler. Der Deutsche besitzt wie Jashari das volle Vertrauen von Trainer Mario Frick. Doch Dorn ist ein besonnener Spieler, kein Verrückter wie sein Landsmann Marius Müller, der im Training und im Spiel herumschrie und die Selbstzufriedenen immer wieder jäh aus dem Tiefschlaf weckte. Müller, der nicht zufällig mit dem FCL Cupsieger wurde, hütet seit dieser Saison das Tor des FC Schalke 04. Auch beim krisengeplagten Traditionsklub schätzt man seine sehr fordernde Persönlichkeit im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga.

Von Giftzähnen wie «Mülli» und Wehrli keine Spur

Die zahlreichen jungen FCL-Spieler sind alles bestens erzogene Jungprofis. Von ihnen kann in den nächsten Monaten niemand erwarten, dass sie sich zu Giftzähnen wie Marius Müller oder Roger Wehrli, seines Zeichens 1989 einziger FCL-Meistercaptain, entwickeln. «Mülli» und der bald 68-jährige Wehrli sind nicht mehr verfügbar. Darum hätten Sportchef Remo Meyer und die Transferkommission schauen müssen, für Müller und Stimmungskanone Pascal Schürpf neue Leader zu holen.

Ein Plan bestand, mit Italien-Rückkehrer Nicolas Haas, 28, den künftigen Captain neu zu integrieren. Unglücklich: Der Leihspieler von Empoli aus der Serie A hat sich bei seinem Heimatverein zwar wieder eingelebt, nur spielt er bloss eine Nebenrolle. Der Mauenseer kam im Mittelfeld bisher nicht an den Stammkräften Jashari, Dorn, Max Meyer und Nicky Beloko vorbei. Und erhielt Haas eine Chance, blieb er blass.

Aus einer Statistenrolle ist noch keiner Führungsspieler oder gar Häuptling geworden. Das gilt auch für Denis Simani, der die Galligkeit besitzen würde, um seine Teamkollegen mit einer Aktion auf dem Platz oder mit deftigen Worten in der Kabine wachzurütteln und damit auf Betriebstemperatur zu bringen.

Wofür man Sportchef Remo Meyer in der aktuellen Krise ebenfalls kritisieren kann: Er macht nicht vorwärts mit personellen Dingen. Nur noch sechs Spiele in der regulären Saison und dazu fünf in der Championship Group oder Relegation Group, die der FCL als Siebter aktuell bestreiten müsste, dauert diese Spielzeit – noch ist offen, ob Max Meyer, Martin Frydek und Simani nächste Saison bleiben.

Der Sportchef des FC Luzern, Remo Meyer, links, und der Praesident des FC Luzern, Stefan Wolf, rechts, anlaesslich einer Medienkonferenz des FC Luzern zum Jahresabschluss 2023 im Restaurant Schuetzenh ...
Sportchef Remo Meyer hat wenige gute Transfers getätigt.Bild: keystone

Sieben Transfers und kein Volltreffer

Enttäuschend ist die Transferbilanz: Von den fünf Sommer- (Okou, Ademi, Spadanuda, Ulrich, Haas) und zwei Winterneuzugängen (Grbic, Löfgren) entpuppte sich noch keiner als beständiger Leistungsträger. Natürlich muss sich auch Mario Frick hinterfragen, ob er in seiner zweiten ganzen Saison alles richtig gemacht hat. Der Trainer hat ab Sommer noch zwei Jahre Vertrag bis 2026. Einen Wechsel des Übungsleiters kann sich der FCL während des Machtkampfs mit Bernhard Alpstaeg gar nicht leisten. Die Kasse ist mehr als nur klamm.

Wichtig ist jetzt, den sportlichen Angestellten klarzumachen: Es geht ums Überleben des FCL in dieser Form. Dafür müssen alle ihre Einzelinteressen und die Komfortzone verlassen - Wohlfühloase ade. Jetzt gilt: Die Saison mit Anstand und vollem Teameinsatz beenden. Egal, ob in den Top 6 oder nur beim Rest der Liga. (aargauerzeitung.ch)

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5 Kommentare
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slash_
12.03.2024 11:28registriert Juni 2017
Zun guten Glück für Luzern ist der FCSG noch schlechter und schwächer unterwegs..
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