Am Freitag sprang Fabio Celestini seinem Freund und Trainerkollegen Raphael Wicky zur Seite und stellte dessen Freistellung infrage: «Sie sind Doublesieger und immer noch gemäss Tabelle die Besten in der Schweiz. Aber weil du eine Woche nicht performst, bist du weg. Unser Job ist unglaublich», sagt der FCB-Trainer, der nach der 1:5-Klatsche am Sonntag in Bern jetzt ebenfalls erstmals in dieser Saison drei Spiele in Folge verloren hat.
Und naturgemäss gibt es jetzt auch in Basel Stimmen, die eine Weiterbeschäftigung von Fabio Celestini, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, hinterfragen. Noch am Freitag erklärte der Basler Trainer, dass er sich mit seinem Chef David Degen in allen Dingen einig sei und dass es bald etwas zu verkünden gebe. Die Tendenz geht klar in Richtung Vertragsverlängerung, doch es gibt auch Argumente dagegen.
Aus den letzten sieben Spielen hat der FC Basel nur zwei Siege geholt und dabei gegen St.Gallen auch grosses Glück bekundet. Der FCB ist aus dem Cup ausgeschieden, hat gegen die Abstiegskonkurrenten Lausanne und GC verloren und am Sonntag gegen YB die höchste Saisonniederlage kassiert. Dadurch sind die Top 6 sechs Runden vor der Trennung unterdessen neun Punkte entfernt.
Im Spätherbst erklärte Fabio Celestini in Lausanne, dass er trotz des 1:1 gegen Lausanne-Ouchy zufrieden sei, weil sein Plan in der ersten Halbzeit funktioniert habe. In den letzten Spielen funktionierten die Matchpläne des FCB-Trainers aber nur noch selten. Gegen GC, Lugano, Lausanne und YB lag man früh zurück und konnte den Rückstand nicht mehr in Zählbares ummünzen. In Bern nahm Celestini die Niederlage ganz auf seine Kappe: «Wenn gar nichts funktioniert, muss ich mich als Trainer hinterfragen. Dann war etwas in der Vorbereitung nicht richtig.»
Auch personell und taktisch hatte Celestini zuletzt nicht mehr so oft das richtige Händchen. Albian Ajeti spielte zum Beispiel gegen Lugano für den zu spät gekommenen Thierno Barry, war dann aber erst unsichtbar, ehe er sich auch noch verletzte. Und auch Gabriel Sigua, Juan Gauto, Mo Dräger oder Roméo Beney wurden in den letzten Spielen nach schwächeren Auftritten bereits zur Pause ausgewechselt. Dazu kommen taktische Unsicherheiten. Gegen Lausanne und Lugano stellte Celestini nach dem Rückstand bereits im Spiel auf Dreierkette um. Gegen YB, das man im Januar noch mit Viererkette im Griff hatte, war dieses System von Beginn an aber offensichtlich nicht die richtige Wahl.
Fabio Celestini hat den ihm im November vorgelegten Vertrag von sich aus um ein Jahr verringert. Er wollte den mit vier Punkten Rückstand auf den Barrageplatz dastehenden FCB zunächst retten und dann schauen, ob eine Weiterbeschäftigung Sinn macht. Die Rettung ist unterdessen im Bereich des Möglichen, aber langfristig – so ist zu hören – möchte Celestini, der in der Schweiz bereits alles erlebt hat, ein Team trainieren, das wieder in den oberen Gefilden mitmischen und idealerweise etwas gewinnen kann. Sollte die sportliche Tendenz beim nach wie vor unter Spardruck leidenden FCB weiter in die falsche Richtung zeigen, könnte Celestini auch selber zum Schluss kommen, dass er in Zukunft lieber andernorts arbeiten möchte.
Fabio Celestini hat den FC Basel vom Tabellenende auf Rang 7 geführt. Dass er jetzt wieder auf Rang 9 abgerutscht ist, gehört zum Prozess, den das verunsicherte Team bewältigen muss. Sein Punkteschnitt von 1,63 ist auch nach den jüngsten Niederlagen der eines Top-6-Klubs, auch wenn dieses Ziel aktuell eher Wunsch als Realitätsdenken ist. Celestini sagt: «Ich habe nie gedacht, dass wir vielleicht noch Sechster werden. Aber solange es möglich ist, werden wir alles geben, um es zu schaffen.» Doch aktuell richtet er den Blick eher nach unten: «Der Barrageplatz ist jeden Tag, seit ich in Basel bin, in meinem Kopf. Daran hat sich nichts verändert. Wir waren und sind im Abstiegskampf. Das ist klar.» Verhindert Celestini den Abstieg, hat er sein persönliches Ziel erreicht.
Der FC Basel hat sich unter Fabio Celestini in den meisten Statistiken verbessert. Er schiesst mehr Tore und lässt weniger zu, was naturgemäss auch zu einem deutlich besseren Punkteschnitt führt. Der FCB erschwert es dem Gegner, zu gefährlichen Abschlüssen zu kommen, und greift seinerseits öfter und gefährlicher an. Offensiv ist der FCB mit seinen Werten unter Celestini zwar weiter nur Mittelmass der Super League. Aber der Trend zeigt deutlich in die richtige Richtung. Die gesteigerten Ballverluste sind durch den gesteigerten Ballbesitz und das etwas riskantere Offensivspiel zu erklären.
Leon Avdullahu, 20, wurde unter Fabio Celestini Stammspieler und ist aktuell der notenbeste Basler. Roméo Beney, 19, bekam ebenfalls bereits neun Einsätze und oft den Vorzug vor millionenschweren Sommertransfers wie Juan Gauto oder Maurice Malone. Marwin Akahomen, 16, erhielt beim Sieg in Winterthur das Vertrauen von Beginn an.
Diese drei Beispiele zeigen, dass Fabio Celestini zur Freude der FCB-Fans auf die jungen Eigengewächse setzt und sie so auch besser macht. Der Romand könnte daher ein guter Trainer für die Zukunft sein, denn im FCB-Nachwuchs, der vor allem in der U19 aktuell nationale Spitze ist, tummeln sich aktuell weitere Talente, die eines Tages den Sprung zum Profi beim FCB schaffen könnten.
David Degen und Fabio Celestini sind zwei spezielle Charaktere. Doch wenn man beiden so zuhört, scheint die Chemie untereinander zu stimmen. Celestini sagt über seinen Chef: «David ist nicht immer einfach, aber er hat viel Energie und redet immer offen und ehrlich mit mir. Das mag ich.» Und auch Degen lobt gegenüber CH Media: «Fachlich ist Fabio einer der besten Trainer, die ich kenne.» Die Gespräche der beiden Parteien sind weit fortgeschritten. Die Tendenz geht klar in Richtung Vertragsverlängerung.
Was der in den letzten Jahren ins Schlingern geratene FC Basel vor allem benötigt, ist Konstanz. Vor allem auf wichtigen Positionen, zu der natürlich auch der Trainerjob gehört. Einigt man sich zwischen Klubführung und Celestini auf eine langfristige Anstellung und zieht man nicht gleich in der ersten sportlichen Krise erneut die Reissleine, könnte das zarte Pflänzlein FCB einfacher gedeihen und möglicherweise auch wieder erfolgreich sein. Celestini könnte mit seiner Kämpfernatur und seinem Gespür für die jungen Spieler der richtige Mann für diesen schwierigen Job sein. (bzbasel.ch)