FCB-Boss David Degen: «Es ist nicht einfach, Trainer des FC Basel zu sein»
David Degen
… über die Entlassung
«Die Trennung war kein Schnellschuss, sie war wohl überlegt. Wir machten alles, um in die Erfolgsspur zu finden, aber schlussendlich wir mussten etwas machen. Die Entscheidung haben wir Timo, nach sorgfältiger Abwägung aller Gründe, heute Mittag kurz nach 12 Uhr mitgeteilt.»
«Ich entscheide nicht alleine, es ist die gesamte sportliche Führung. Wir haben einstimmig entschieden, nachdem wir die Angelegenheit noch einmal eine Nacht überschlafen haben. Wir haben nicht mehr das Gefühl gehabt, dass Timo den Schlüssel zur Lösung der Probleme in der Hand hat.»
… über Timo Schultz' Arbeit
«Er kam in einen Klub, der im Sommer einen grossen Umbruch erlebte. Wir wollten diesen nicht in dieser Art, wir ahnten ihn in der Form auch nicht voraus. Aber die Dynamik des Fussball-Business kann man nicht aufhalten.»
… über eigene Fehler
«Wir sind Menschen, die Fehler machen. Wir hätten vielleicht früher antizipieren müssen, dass uns mehr als drei Spieler verlassen.»
… über die neuerliche Trainersuche
«Es ist unheimlich schwierig, Trainer des FC Basel sein zu können und zu dürfen. Der Job fordert enorm viel: Wir müssen fast jedes Spiel gewinnen, es gibt Störfeuer von aussen, in der Mannschaft haben wir Spieler aus vielen Ländern mit verschiedenen Sprachen. Es ist ein tougher, harter Job, der einem menschlich, fachlich und energiemässig alles abverlangt.»
«Man kann so eine Person nicht einfach so herzaubern. Wüsste ich, wer eine ist, wäre sie morgen da. Aber es ist nicht einfach, die richtige Entscheidung für diesen Posten zu treffen.»
«Wäre es ein Wunschkonzert, und ich dürfte auf der grünen Wiese auswählen: Dieser perfekte Trainer wird niemals zum FC Basel kommen. Ich glaube, jeder Trainer, der zum FCB kommt, ist in einer Entwicklungsphase. Es war in der Vergangenheit stets gleich: Wer Erfolg hat, dem öffnen sich Türen.»
… über Vogels Doppelfunktion
«Es war definitiv nicht unser Ziel, dass Heiko Vogel wieder an der Linie steht. Ich hatte auch nie den Eindruck, dass er auf diesen Job drängt. Aber er gestaltete das Kader mit, kennt die Charaktere. Es wäre in dieser Phase fatal, würden wir nicht auf Heiko zurückgreifen. Er ist bis auf Weiteres unser Trainer.»
… über die Rückkehr an die Spitze
«Jeder sehnt sich beim FC Basel nach dem Erfolg zurück, aber das ist sehr harte Arbeit, tagtäglich. Das fordert uns alles ab. Jeder, der im Klub ein Amt hat, macht alles dafür, dass wir zurückkommen. Wir treffen nicht immer die richtige Entscheidung, aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Hätten wir eine Glaskugel, in der wir die Zukunft sehen würden, wären wir schon zurück an der Spitze. Aber so eine haben wir nicht.»
Heiko Vogel
… über die Entlassung
«Das ist natürlich kein schöner Moment, weshalb wir heute hier sitzen. Wir haben viele Gespräche geführt und das nicht erst seit dem Spiel gestern oder nach jenem in Yverdon. Wir haben immer wieder analysiert und sind nun zu diesem Entschluss gekommen. Mir tut der Mensch, aber auch der Trainer Timo Schultz leid, der sich das sicher auch anders vorgestellt hat.»
«Es war keine Kurzschlussreaktion. Timo war sehr gefasst, er hat die Dinge ähnlich gesehen wie wir. Das geht nur, wenn man vorher gemeinsam regelmässig analysiert hat.»
… über den Zeitpunkt der Trennung
«War es zu früh? War es zu spät? Diese Fragen sind völlig berechtigt, sie gehören zum Fussball. Aber die Beantwortung ist offen. Ob ein Trainerwechsel richtig oder falsch war, zeigt erst die Zukunft.»
«Die sportliche Situation ist eine besondere. Der Umbruch im Kader war gross. Viele sagen, er sei zu spät erfolgt. Wir haben die Hürde Kostanay nicht geschafft, was möglich gewesen wäre. Wir haben einen neuen Modus, es gibt in der Tabelle einen Strich und wir sind drunter. Der Modus zwingt uns, dass wir früh genug über den Strich kommen. Wir sehen die sportlichen Ziele und die Entwicklung gefährdet.»
… über Timo Schultz' Arbeit
«Ich verstehe es, wenn uns vorgeworfen wird, dass wir einen Fehler gemacht haben bei der Trainerverpflichtung. Aber man lernt einen Menschen nicht in ein, zwei Gesprächen kennen, sondern erst mit der Zeit. Ich würde nicht sagen, dass Timo Schultz der Aufgabe nicht gewachsen war.»
… über eigene Fehler
«Uns war klar, dass wir nach der Auswahl des Trainers gewusst haben, dass die Entwicklung Zeit benötigt. Ob die Verpflichtung ein Irrtum war? Dem Vorwurf stelle ich mich, ich war verantwortlich. Wir führten sehr gute Gespräche, dann ging der Vorschlag in die nächsten Instanzen und wir entschlossen uns, Timo Schultz zu engagieren.»
«Es können Bälle reingehen oder nicht, es lief sportlich denkbar ungünstig. Ich würde nicht von einem Irrtum sprechen. Wir haben vieles versucht, aber die nackten Ergebnisse waren denkbar schlecht und die Entwicklung war nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben.»
… über seine Rückkehr an die Linie
«Ich glaube an die Qualität unserer Spieler. In der jetzigen Situation habe ich einen grossen Vorteil gegenüber einen externen Person.»
«Es wird nun das eine oder andere Gespräch geben. Wir kriegen immer ein Gegentor, das ist ein Hebel, an dem wir ansetzen müssen. Es ist schön, wenn man Offensivpower hat, aber es wäre auch mal schön, wenn ein Tor reicht, um zu gewinnen. Aber im Hinblick auf das Spiel am Sonntag gegen Stade Lausanne-Ouchy möchte ich nicht zu viel verraten.»
«Die Liebe zum Fussball gibt mir Energie, dieser Sport ist meine Obsession. Zwischen den Saisons und auch jetzt konnte ich meinen Tank wieder etwas auffüllen.» (ram)