Aus dem Nichts stürmte Randal Kolo Muani im vergangenen Dezember beinahe an die Spitze der Fussball-Welt. In den Schlusssekunden des WM-Finals in Katar hatte der Franzose die grosse Chance, sein Team zur Titelverteidigung zu schiessen. Doch mit einer spektakulären Parade verhinderte Emiliano Martinez den Treffer des 24-Jährigen.
Ein Moment, der das Leben des Stürmers von Eintracht Frankfurt für immer hätte verändern können. Kolo Muani hadert heute noch mit der vergebenen Chance. «Ich kann diese Chance nicht vergessen. Ich glaube, ich werde diese Szene mein ganzes Leben lang nie verdauen.»
Doch auf die Leistungen des Franzosen hatte diese Szene keinen Einfluss. Der grossgewachsene Angreifer von Eintracht Frankfurt knüpfte nach der Winterpause nahtlos an seine Leistungen vor der WM an.
Seit dem Re-Start erzielte Kolo Muani in fünf Pflichtspielen sechs Treffer und sammelte zwei Assists. Damit ist er bislang an über zwei Dritteln der Tore von Eintracht Frankfurt direkt beteiligt.
Randal Kolo Muani is unstoppable this season 💥 pic.twitter.com/drJxuQ7nlj
— ESPN FC (@ESPNFC) February 8, 2023
Bereits vor der WM sorgte Frankfurts Nummer neun mit seinem Treffer im letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen Sporting Lissabon für den Achtfinaleinzug. Die Eintracht steht dadurch zum ersten Mal überhaupt in der Vereinsgeschichte im Achtelfinal der «Königsklasse».
Der 1,87 Meter grosse Stürmer ist trotz seiner Körpergrösse kein typischer Mittelstürmer. Kolo Muani besitzt ein hohes Tempo, ist sehr dynamisch und dennoch technisch auf höchstem Niveau. Der Franzose versucht auch in engen Situationen immer eine spielerische Lösung zu finden.
Er kann nicht nur ein klassischer Zielspieler sein, sondern auch das Spiel selbst gestalten. Durch sein häufiges Ausweichen auf die Flügel, schafft er Räume für seine Mitspieler, was perfekt in die Spielphilosophie von Frankfurts Trainer Oliver Glasner passt.
Was man auch an seinen bisherigen Statistiken sieht. Mit 22 Skorerpunkten ist er aktuell der Spieler mit den meisten Torbeteiligungen in der Bundesliga. Dabei übertrifft er sowohl seinen Wert an erwarteten Toren von 6,4 um 2,6 Tore als auch den Wert an erwarteten Vorlagen von 0,2 um 1,8. Ausserdem ist er der Spieler mit den meisten Ballkontakten im gegnerischen Strafraum in der Bundesliga.
130 - Frankfurt's Randal Kolo Muani has had the most touches in the oppositions box in the #Bundesliga so far this season (130), followed by fellow Frenchman 🇫🇷 Marcus Thuram (114). Danger. pic.twitter.com/wDM6YdWXIP
— OptaFranz (@OptaFranz) February 8, 2023
Die Karriere des französischen Shooting-Stars verlief nicht wie jede andere. Seine Laufbahn begann er nicht in einem der bekannten Nachwuchsleistungszentren Frankreichs. Er kam 2015 in die U19 des FC Nantes und wurde mit 20 Jahren für eine Saison an den Drittligisten US Boulogne verliehen.
«Die Leihe nach Boulogne half mir sehr, einige Schritte nach vorne zu gehen, mich auf mentaler und fussballerischer Ebene weiterzuentwickeln. In dieser Zeit reifte in mir der Wunsch, nachhaltig in der Profiwelt anzukommen. Durch die Leihe wurde dieses Ziel greifbar, denn bei Nantes war ich erst mal nur in der zweiten Mannschaft im Einsatz», sagte Kolo Muani gegenüber dem «Kicker».
Nachdem Ende seiner Leihe kehrte Kolo Muani zu Nantes zurück und sammelte in seinen beiden Saisons bei den Profis jeweils 17 Skorerpunkte. Seine Qualitäten stellte er damals schon unter Beweis, unter anderem auch in einer Partie gegen Paris Saint-Germain, als er nach einem Rückstand das Spiel mit einem Assist und einem eigenen Treffer noch zugunsten von Nantes wendete. PSG scheint sowieso ein Lieblingsgegner des Stürmers zu sein, in drei von vier Partien gegen die Pariser konnte er jeweils einen Treffer erzielen.
So sah scheinbar nur Eintracht Frankfurt die Entwicklung des 24-Jährigen kommen. Die Frankfurter sicherten sich im Sommer die Dienste des Franzosen zum Nulltarif, da dessen Vertrag in Nantes ausgelaufen war.
Zwar waren damals auch schon Top-Teams wie der FC Liverpool an Kolo Muani interessiert. Doch am Ende entschieden sie sich gegen den Franzosen und für einen Transfer des Uruguayers Darwin Nunez.
Klar weckt ein Stürmer mit den Qualitäten eines Randal Kolo Muanis Begehrlichkeiten bei Europas Top-Teams. Der Eintracht winkt in Zukunft nach den Verkäufen von Luka Jovic, Sébastian Haller und Ante Rebic mal wieder der Verkauf eines Stürmers für grosses Geld.
This angle of that Kolo Muani goal…😌😶🌫️ pic.twitter.com/TNw1MLMxVI
— Eintracht Frankfurt (@eintracht_us) February 2, 2023
Kolo Muani ist zwar noch bis 2027 an die Eintracht gebunden, dennoch erscheint ein Transfer im kommenden Sommer fast sicher zu sein. Auch wenn sich Frankfurts Sportvorstand Michael Krösche sicher ist, «dass Randal auch in der nächsten Saison bei uns spielt», wie er gegenüber der «BILD» verriet.
Dem Verein ist sich dennoch auch bewusst, dass der Franzose aufgrund seiner Leistungen begehrt ist. Für Krösche mache es allerdings keinen Sinn für seinen Top-Stürmer «ein Preisschild zu vergeben». Eine Ausstiegsklausel hat Kolo Muani in seinem Vertrag nicht stehen. Deshalb steht für Krösche jetzt schon fest: «Wenn wir ihn irgendwann abgeben sollten, muss der Verein schon sehr grosse und relativ volle Taschen haben.»
Doch wie sieht der Franzose die Situation selbst? Zuletzt verliess er seine bisherige Berateragentur MDC Advisors, welche ihn seit seiner Zeit bei Nantes begleiteten. Sein neuer Berater ist mit dem Ex-Profi Moussa Sissoko in der Bundesliga kein unbekannter. Sissoko ist auch der Berater von Ousmane Dembele und war massgeblich an dessen Streik bei Borussia Dortmund beteiligt, wodurch schlussendlich ein Wechsel zum FC Barcelona zustande kam.
Nach der Begegnung von Eintracht Frankfurt bei Bayern München am 18. Spieltag sagte Kolo Muani im Interview bei «Sky»: «Natürlich ist Bayern München ein grosser Verein und jeder Spieler träumt davon, in grossen Vereinen zu spielen.» Zudem sagte der Shootingstar in der Winterpause bereits, die Bundesliga sei «die perfekte Liga für mich». Einen Wechsel in die Premier League könne er sich für die Zukunft auch vorstellen «aber das ist noch weit weg und ein Traum.»