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Rudelbildung, Nachspielzeit: Neue Regeln in Bundesliga und Premier League

Sport Bilder des Tages Doha, Qatar, 21st November 2022. First half extra time added on during the FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball match at Khalifa International Stadium, Doha. Picture  ...
In Deutschland und England soll es in der neuen Saison zu mehr Nachspielzeit kommen.Bild: www.imago-images.de

Wie die Premier League Rudelbildung bekämpfen will – und andere Neuerungen

Am Freitag beginnt die neue Premier-League-Saison – und mit ihr kommen auch neue Regeln auf Spieler, Trainer und Fans zu. So sollen Rudelbildungen weniger und Nachspielzeiten mehr werden. Vor allem Letzteres erzürnt Spieler und Trainer.
11.08.2023, 15:10
Céline Feller / ch media
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Natürlich ist Mikel Arteta erfreut. Weil im Community Shield vom Sonntag lange nachgespielt wird, kann Artetas Arsenal in der 101. Minute gegen Pep Guardiolas Manchester City zum 1:1 ausgleichen, sich ins Penaltyschiessen retten und schliesslich den ersten Titel der Saison gewinnen.

Es war ein erster Augenschein dafür, was die Premier League in der neuen Saison erwarten wird: Es wird so nachgespielt, wie man es von der Weltmeisterschaft in Katar kennt. Die längeren Nachspielzeiten sind aber nur eine von diversen Änderungen, welche die Premier League, gemeinsam mit der FA, der English Football League und der Schiedsrichter-Vereinigung beschlossen hat. Auch in der eine Woche später startenden Bundesliga gibt es Neuerungen. Die wichtigsten im Überblick.

Premier League und Bundesliga: Nachspielzeiten wie an der WM 2022

Ein Plus bis zu 15 Minuten war an der WM mehr Norm denn Ausnahme und soll es auch in der Premier League und der Bundesliga werden. Die ausgedehnte Nachspielzeit soll frühere Regel-Änderungen wieder ausgleichen, so zum Beispiel, dass fünf Mal gewechselt werden darf und dass Goal-Checks via VAR deutlich mehr Zeit absorbieren. Der DFB, welcher die Regeln der Bundesliga vorgibt, argumentiert die verlängerte Nachspielzeit mit den immer ausschweifenderen Tor-Jubeln.

Premier League: Härtere Strafen für Rudelbildung

Nach einem Foul oder einem Pfiff eilen oft mehrere Spieler zum Unparteiischen, reden auf diesen ein. Manchmal umringt ihn gar eine halbe Mannschaft. In der Premier League ist damit jetzt Schluss. Die Teams sind angehalten, nur noch durch ihren Captain mit dem Schiedsrichter zu kommunizieren.

Arsenal and Newcastle players surround the referee during a penalty incident that finally was not given during an English Premier League soccer match between Newcastle and Arsenal at St James' Pa ...
Solche Rudelbildungen will man in der Premier League nicht mehr sehen.Bild: keystone

Umringen zwei oder mehr Spieler den Schiedsrichter, sieht mindestens ein Spieler die gelbe Karte. Jeder weitere, der herbei eilt, soll auch verwarnt werden. Die Unparteiischen melden den Fall jeweils auch dem Verband. Wiederholungstäter sollen ausserdem mit Geldstrafen gebüsst werden.

Premier League: Keine Assistenten in der Coachingzone

Steht ein Spiel auf der Kippe, ist es üblich, dass nicht nur der Cheftrainer, sondern auch dessen Assistent in der Coachingzone Anweisungen gibt. Newcastle-Assistent Jason Tindall war beispielsweise über die ganze letzte Saison hinweg ein regelmässiger Gast in der Coachingzone. Nun schreibt die Premier League vor: Nur der Cheftrainer darf zuvorderst stehen. Weitere Personen dürfen nur direkt bei der Auswechselbank stehen, bestenfalls sitzen aber alle während des ganzen Spiels.

Manchester United's head coach Erik ten Hag walks in his coaching zone during the English Premier League soccer match between West Ham United and Manchester United at the London Stadium in London ...
Nur noch die Cheftrainer dürfen in der Coaching Zone stehen.Bild: keystone

Premier League: Stadionverbot für Schmäh-Gesänge

Es wurde in der vergangenen Saison zu einem unrühmlichen Trend: Die Schmäh-Gesänge der englischen Zuschauer. Als Beispiel: Die Anhänger von Liverpool mokierten sich über den Flugzeugabsturz vom Team von Manchester United, dessen Fans wiederum hämisch über die Toten von Hillsborough sangen. Dagegen greift die Premier League nun durch: Wer erwischt wird beim Singen solcher Lieder, muss mit einem Stadionverbot sowie mit einer möglichen strafrechtlichen Verfolgung rechnen.

Bundesliga: Rolle des vierten Offiziellen

Auch in der Bundesliga ändert sich etwas rund um das Schiedsrichtergespann. Fristete der vierte Offizielle bislang eher ein Schattendasein, wird er nun wichtiger. Der DFB schreibt: «Von der Wertschätzung und in Bezug auf die Mitarbeit und die Entscheidungsfindung wird er auf die gleiche Ebene wie die übrigen Schiedsrichter-Assistenten gehoben». Heisst konkret: «Wenn er die bessere Sicht als der Schiedsrichter auf eine Situation hat, soll er bei der richtigen Entscheidungsfindung unterstützen.»

Bundesliga: Keine Ablenkungen mehr bei Penaltys

Tritt ein Schütze bei einem Penaltyschiessen an, versucht der ihm gegenüberstehende Goalie oft, ihn abzulenken. Yann Sommers herausgestreckte Zunge ist bestens bekannt, andere Keeper springen an die Latte, von Pfosten zu Pfosten oder gestikulieren wild.

epa10580843 Erling Haaland (C) of Manchester City misses to convert a penalty against goalkeeper Yann Sommer of Bayern Munich during the UEFA Champions League quarter final, 2nd leg match between Baye ...
Die Torhüter in der Bundesliga werden in ihren Spielchen vor Elfmetern eingeschränkt.Bild: keystone

Unsportlich durften die Ablenkungen noch nie sein, jetzt präzisiert der DFB: «Der Torwart darf den Torpfosten, die Querlatte und das Tornetz nicht derart berühren, dass dadurch die Torlatte schwingt und der Schütze auf diese Weise irritiert wird.»

Das sagen Spieler und Trainer

Die treibt vor allem die verlängerte Nachspielzeit um. Während Guardiola sich beschwerte, dass man so «morgen früh um 9 Uhr noch spiele», geht es den Spielern um ihre Gesundheit, wie Raphael Varane auf Twitter mitteilt. Der Verteidiger von Manchester United schreibt, dass Spieler und Trainer ihre Bedenken bezüglich des immer dichter werdenden Spielplans, der jetzt schon zu voll sei, bei der FA schon seit Jahren deponieren: «Es ist ein gefährliches Level für die Spieler – physisch, aber auch was die mentale Gesundheit angeht.» Dass man nun dennoch «längere Spiele, mehr Intensität und weniger Emotionen» wolle, lässt ihn fragen: «Warum werden unsere Meinungen nicht angehört?»

Spieler und Trainer fürchten um den Fussball, so Varane. «Diese Änderungen beschädigen unser Spiel.» (aargauerzeitung.ch)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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123und456
11.08.2023 15:45registriert Juli 2015
Führt endlich die effektive Spielzeit ein. Dann können sich die Herren auf dem Platz noch so dramatisch umherrollen und fallen und sich so viel Zeit nehmen wie Sie wollen...
Und wieso die Regel bez. nur der Captain spricht mit dem Ref erst jetzt (vereinzelt) eingeführt wird, versteht wohl auch niemand. Diese ständigen Rudelbildungen sind einfach nur mühsam und zeugen von 0 Respekt gegenüber dem Ref.
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Ruffy Uzumaki
11.08.2023 18:26registriert Juni 2016
"Umringen zwei oder mehr Spieler den Schiedsrichter, sieht mindestens ein Spieler die gelbe Karte. Jeder weitere, der herbei eilt, soll auch verwarnt werden. Die Unparteiischen melden den Fall jeweils auch dem Verband. Wiederholungstäter sollen ausserdem mit Geldstrafen gebüsst werden."

Oh, wow. Diese Worte machen mich überglücklich. Jetzt einfach wirklich und gut umsetzen und dann überall einführen! Bin gespannt.
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Jacob Crossfield
11.08.2023 19:25registriert Dezember 2014
Ich habe bereits als Junior gelernt, dass die Kommunikation mit dem Schiri nur durch den Käptn erfolgt. Daran ist nichts falsch, höchste Zeit dass das auch in den Millionärsligen durchgesetzt wird. Rudelbildung halte ich für ein Ärgernis im Profifußball.
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