«Unglaublich!» Die ersten Worte von Murat Yakin im SRF-Interview nach dem 2:0-Sieg gegen Italien gingen in Richtung des Schweizer Anhangs. Zu tausenden waren die Fans nach Berlin gepilgert, wo sie im Olympiastadion eine unvergessliche Party feiern durften.
«Es ist grossartig, wie wir in Deutschland unterstützt werden», lobte Yakin. «Wir geniessen es vom ersten Spieltag an. Ein grosses Kompliment an unsere Fans.»
Wenn eine Mannschaft allerdings so spielt wie die Schweiz an diesem warmen Sommerabend, ist die Stimmung beim eigenen Anhang fast zwangsläufig so gut. Die Nati spielte Italien phasenweise an die Wand, liess Ball und Gegner laufen.
«Es kommt nicht von ungefähr, dass Italien im Verlauf des Turniers seine Mannschaft immer wieder umgestellt hat», meinte Nati-Trainer Yakin. «Heute brachten sie wieder mehrere Neue rein. Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer Viererkette. Als ich das sah, wusste ich: Die machen wir kaputt. Wenn sie mit einer Viererkette kommen, machen wir sie platt, dann lassen wir sie laufen.»
Der Ausfall des gesperrten Silvan Widmer machte es nötig, dass Yakin in seiner Startaufstellung eine Änderung vornahm. Er entschied sich für den eher offensiven Dan Ndoye als Ersatz hinten rechts. «Unser System lässt vieles zu, die Aussenpositionen können wir je nach Gegner besetzen», erklärte Yakin seine Wahl. «Ich rechnete nicht mit einer Viererkette des Gegners, dadurch hatten wir aussen mehr Platz. Diese freien Räume konnten wir anspielen und die Italiener liefen dem Ball hinterher.»
Ndoye, den Torschützen zum 1:0 beim 1:1 gegen Deutschland, lobte er explizit. «Er machte das Mittelfeld ausgezeichnet zu und erledigte die defensive Arbeit sehr gut. Er ist ein mutiger, offensiver Spieler, aber Stephan El-Shaarawy sah auf der Gegenseite trotzdem fast keinen Ball.»
Dem 49-jährigen Nationaltrainer war die Genugtuung anzumerken, die sich in die Freude über den historischen Viertelfinal-Einzug mischte. Vor dem Turnier sprach sich schliesslich noch eine grosse Mehrheit der Schweizer Fussballfans für seine Absetzung aus.
Die bisherigen vier Spiele in Deutschland liessen diese Gedanken in den Hintergrund rücken. «Momentan passt alles», resümierte Murat Yakin. «Unsere Gruppe, von den Spielern über die Ersatzspieler bis zum Staff, passt charakterlich perfekt zusammen. Und Granit Xhaka erfüllt seine Rolle als Captain auf und neben dem Platz hervorragend.»
Nun geht der Blick nach vorne. Am Samstag in einer Woche trifft die Schweiz entweder auf das bislang wenig überzeugende England oder auf den Aussenseiter Slowakei. Im Schweizer EM-Quartier in Stuttgart wird sich Murat Yakin den Achtelfinal, der am Sonntag um 18 Uhr beginnt, anschauen – und sich danach während einer Woche darauf vorbereiten, wie die Nati die nächste Stufe erreichen kann.
Grosser Respekt💪