An der Fussball-WM gibt es den sogenannten Titelverteidiger-Fluch. Seit 2010 haben zuerst Italien, Spanien und vor vier Jahren auch Deutschland jeweils als amtierende Weltmeister den Sprung aus der Gruppe in die K.o.-Phase verpasst. In diesem Jahr wäre also Frankreich dran.
Und die «Équipe Tricolore» wäre auch ein logischer Kandidat für ein überraschend frühes Scheitern. Schliesslich fehlen unter anderem mit N'golo Kanté, Paul Pogba, Karim Benzema, Presnel Kimpembe und Christopher Nkunku wichtige Spieler verletzungsbedingt. Doch Trainer Didier Deschamps machte bereits klar: «Wir denken nicht darüber nach, was sein könnte. Es gibt diese Statistik, aber unser Team hat seine eigene Reise vor sich.»
Der Auftritt beim WM-Auftakt gegen Australien machte den Fluch-Diskussionen dann auch rasch den Garaus. Frankreich präsentierte sich in bester Spiellaune – auch ohne all die verletzten Stars. Denn da waren ja immer noch das Tempo und die Kaltblütigkeit von Kylian Mbappé, das Genie von Antoine Griezmann, die Vielseitigkeit von Adrien Rabiot und im Gegensatz zu Russland 2018 auch die Präsenz von Olivier Giroud.
Der Milan-Stürmer erzielte beim 4:1-Sieg gegen die «Socceroos» zwei der vier französischen Tore und zog damit mit seinem 51. Treffer fürs Nationalteam in der ewigen Torschützenliste der Grande Nation mit Thierry Henry gleich. Am Ende hätte es gut und gerne auch 6:1 oder 7:1 für Frankreich stehen können, lautete das Schussverhältnis doch 21:4. Doch wie locker die Stimmung im Team von Deschamps ist, zeigte sich auch bei vergebenen Chancen. Selbst als Mbappé aus bester Position das Tor nicht traf, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste, dass die Tore schon noch kommen werden, und das taten sie dann auch.
Ein Frankreich in dieser Spiellaune ist dann auch für Gegner von einem anderem Kaliber als Australien gefährlich. Dennoch war der Auftritt von Mbappé und Co. auch ein Warnschuss für die eigenen Reihen.
Denn die französische Hintermannschaft zeigte sich selbst gegen ein mehrheitlich harmloses Australien immer wieder anfällig. Nach nur neun Minuten nutzte Craig Goodwin einen solchen Aussetzer für das zwischenzeitliche 1:0 für Australien. Wenig später hatte Mitchell Duke das 2:0 auf dem Fuss. Und kurz vor der Pause – Frankreich hatte zu diesem Zeitpunkt das Spiel bereits gedreht – schnupperten die Socceroos am Ausgleich. Die Viererkette hat noch Steigerungspotenzial.
Frankreich - Australien 4:1 (2:1)
Al Janoub Stadium, Al Wakrah. - 40'875 Zuschauer. - SR Gomes (RSA).
Tore: 9. Goodwin 0:1. 27. Rabiot 1:1. 32. Giroud 2:1. 68. Mbappé 3:1. 71. Giroud 4:1.
Frankreich: Lloris; Pavard (89. Koundé), Konaté, Upamecano, Lucas Hernandez (13. Theo Hernandez); Tchouaméni (76. Fofana); Griezmann, Rabiot; Dembélé (76. Coman), Giroud (89. Thuram), Mbappé.
Australien: Ryan; Atkinson (85. Degenek), Souttar, Rowles, Behich; Mooy; McGree (73. Mabil), Irvine (85. Baccus); Leckie, Duke (56. Cummings), Goodwin (73. Kuol).
Bemerkungen: Lucas Hernandez verletzt ausgeschieden. 45. Kopfball von Irvine an den Pfosten.
Verwarnungen: 55. Duke. 80. Irvine. 95. Mooy. (abu/sda)