Müssen die Hersteller von Fussball-Leibchen rund um den Planeten den vielleicht häufigsten Namen bald aus ihrem Sortiment nehmen? Noch steht Mbappé für untadeliges Benehmen auf dem Feld wie auch abseits davon. Spielerisch ist der vor drei Jahren noch teuerste Spieler aller Zeiten allerdings nicht in Topform, nachdem er Frankreich 2018 zum WM-Titel geführt hatte und im Sommer bei Real Madrid unterschrieb.
In der Nationalelf fehlte Mbappé sogar letzthin, angeblich verletzungsbedingt. In Spanien läuft es dem Franzosen auch nicht besonders; er hat in der Liga fünf Tore geschossen, aber drei per Elfmeter. Der Verein stellte den überarbeitet wirkenden Franzosen letzte Woche grosszügig für fünf Tage frei. Damit begann das Malheur.
Der 25-Jährige setzte sich trotz seiner Oberschenkelverletzung nach Stockholm ab. Dem Vernehmen nach überredete ihn sein Kumpel Nordi Mukiele (derzeit Leverkusen), eine von Bundesliga-Spielern beliebte Diskothek in der schwedischen Hauptstadt aufzusuchen. Am vergangenen Mittwoch reservierte er das «V» kurzerhand für sich. Eingeladen wurden laut Medienberichten auch zwei Dutzend Schwedinnen. Mbappé spielte Tischtennis und tanzte. Am nächsten Tag wurden er und sein Leibwächter von der schwedischen Zeitung «Aftonbladet» beim Verlassen des Restaurants Chez Jolie fotografiert.
Am Sonntag erfolgte dann der Knall: Das gleiche Boulevardblatt berichtete nun, die Staatsanwaltschaft ermittle nach der Anzeige einer jungen Frau nach einem Spitalbesuch. Sie behaupte, sie sei von Mbappé vergewaltigt worden. Im Bank Hotel, wo der Frankreich-Captain logierte, beschlagnahmte die Polizei Kleiderstücke mit DNA-Spuren. Mbappé stehe unter dem relativ schwachen Status eines «plausiblen Verdächtigen», hiess es auch.
Der Beschuldigte war per Privatjet bereits nach Korsika gereist, wo er das Wochenende verbrachte. Wütend twitterte er, die Pressemeldung sei absolute «Fake News». Sie sei «kurz vor einer Audienz vorhersehbar» gewesen. Mbappé meinte seine Anhörung vor der französischen Profifussballliga an diesem Dienstag. Dabei verlangt er von seinem ehemaligen Verein Paris Saint Germain (PSG) die Bezahlung von Rückständen an Lohn und Prämien über 55 Millionen Euro. Die Profiliga will ihr Verdikt Ende Oktober abgeben.
FAKE NEWS !!!! ❌❌❌
— Kylian Mbappé (@KMbappe) October 14, 2024
Ça en devient tellement prévisible, veille d’audience comme par hasard 😉 https://t.co/nQN98mtyzR
Seit seiner eher spontanen Anschuldigung gegen PSG schweigt Mbappé. Am Mittwoch übernahm seine Anwältin Marie-Alix Canu-Bernard das Ruder. In Interviews mit Pariser Medien erklärte sie, Mbappé habe sich nichts zuschulden kommen lassen: «Er weiss noch nicht einmal, was ihm vorgeworfen wird.» Gegen ihren Klienten gebe es eine «Anschwärzungskampagne». «Aftonbladet» habe zuerst Mbappés Präsenz in Stockholm enthüllt und sei nachher ganz offensichtlich von der Anzeigenerstatterin informiert worden. Die schwedische Polizei und Justiz gebe die Namen von Beschuldigten nie bekannt.
Gefragt, ob PSG hinter den Anwürfen stecken könnte, sagte Mbappés Anwältin, es gebe «unbestreitbar Angriffe auf das Image» ihres Klienten. Bei Konflikten mit PSG seien einzelne Spieler von dem Verein monatelang gemobbt worden. Auch französische Portale haben schon berichtet, der katarische Vereinsvorsteher Nasser Al-Khelaifi lasse das Privatleben seiner Spieler überwachen, um notfalls über Druckmittel zu verfügen. Seine Informatiker schwärzten zudem PSG-Kritiker in den sozialen Medien an. Mit Mbappé liegt die PSG-Führung in einem bitteren Konflikt, seitdem der Spieler seinen Vertrag in Paris nicht verlängern wollte.
Dass Mbappé einen zeitlichen Zusammenhang zum Vergewaltigungsvorwurf herstellt, bezeichnete PSG in einem Communiqué als «schändlich». Der Verein ignoriere die Unterstellungen und bewahre damit «seine Klasse und seine Würde».
Real Madrid gab vorerst keinen Kommentar zu den Vorwürfen ab. Mbappé nahm sein Training wieder auf. Seine Anwältin gab bekannt, sie werde Klage auf Verleumdung einreichen. Gegen wen, sagte sie nicht. Aber sie liess durchblicken, dass sie alles unternehmen will, um den bisher unbefleckten Ruf des Fussballstars wieder geradezurücken.
Sein Marktwert ist seit seinem höchsten Wert von 260 Millionen Euro vor drei Jahren auf gut 100 Millionen gesunken. Und jetzt droht noch ein erheblicher Imageschaden dazuzukommen – bevor die schwedische Affäre auch nur geklärt ist. (aargauerzeitung.ch)
Er ist reich.
Er ist berühmt.
Er geht in den Ausgang.
Da ist der Verwaltigungsvorwurf eigentlich immer nur eine Frage der Zeit.