Sport
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Turnhallen sind am Wochenenden voll mit Kindern und Eltern

Schweizer Turnhallen
Viele Kinder und Eltern verbringen ihre Zeit am Wochenende in Turnhallen.Bild: Patrik Müller

Ich habe ganze Tage in Turnhallen verbracht – und dabei gelernt, was die Schweiz ausmacht

Andere Länder haben ein gigantisches Nationalstadion, wir überall Turnhallen. Sie sind die Monumente unserer direkten Demokratie. Eine Ode.
02.02.2025, 12:52
Patrik Müller / ch media
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Es ist Turnhallenzeit. Die Fussballmeisterschaft für Junioren ruht, die Aussenplätze sind sumpfig, also trifft man sich zu Hallenturnieren. Sie finden Woche für Woche statt, landauf, landab – gemäss Onlineplattformen sind es teilweise über 100 Turniere an einem einzigen Tag.

Eltern und Grosseltern reisen ihren Junioren nach. Die Spiele dauern nur ein paar Minuten, dann heisst es warten, warten, warten bis zum nächsten Match. Man schaut sich um, beginnt unweigerlich, die Bauten zu studieren. Sie sind auf Unscheinbarkeit ausgelegt. Funktionalität über alles. Erst wenn man ganze Tage in den Hallen zubringt, wird augenscheinlich, was für Meisterwerke sie sind.

Auf dem Hallenboden sind Linien in sechs verschiedenen Farben angebracht, für alle möglichen und unmöglichen Sportarten. In den Mauern sind Sprossenwände so elegant versenkt, dass kein vorbeidribbelnder Fussballer dort hängenbleibt. Nebst Basketballkörben, Ringen und Seilen, die wir aus dem eigenen Turnunterricht kennen, sind heute auch Kletterwände anzutreffen. Leuchtanzeigen für die Resultate sind Standard.

Spiel um den 3. Platz bei den Futsal Schweizermeisterschaften am Sonntag, 25. Februar 2007, in der Wankdorfhalle in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Ob im Verein oder in der Schule, schon fast jede Person in der Schweiz hat in der Halle Fussball gespielt.Bild: KEYSTONE

Auch rundherum ist an alles gedacht: Räume und überdachte Vorplätze, wo solide Tische aufgestellt werden für Kaffee, Bier und Hotdogs, dazu ein Grill. Im Untergeschoss propere WC-Anlagen und ein Sanitätsraum, dem es an nichts mangelt.

Manche Staaten trumpfen mit Sportpalästen und gigantischen Fussballstadien auf, die meist in der Hauptstadt stehen. Die Schweiz hat ihre Turnhallen, verteilt übers ganze Land. Sie sind die Monumente unserer direkten Demokratie: Bewilligt von der Gemeindeversammlung, bezahlt von den Steuerzahlern, benutzt auch von Leuten, die weder Stimmrecht noch eine hohe Steuerrechnung haben. An den Turnieren fällt auf, dass die soziale Durchmischung und der Multikultifaktor im Publikum ausgeprägter sind als an einem Patent-Ochsner-Konzert in der Basler Kaserne.

Und: Die Turnhallen bieten Raum für die Entfaltung unseres Milizsystems. Trainer und Trainerinnen, die unter der Woche ihrer Erwerbsarbeit nachgehen, leisten hier an Abenden und am Wochenende Jugend- und Sozialarbeit, wie es keine Behörde könnte. Turnhallen – die Integrationsstätten der föderalen Schweiz.

(aargauerzeitung.ch)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gugus123
02.02.2025 13:10registriert Oktober 2023
Sie sind die Monumente unserer direkten Demokratie: Bewilligt von der Gemeindeversammlung, bezahlt von den Steuerzahlern, benutzt auch von Leuten, die weder Stimmrecht noch eine hohe Steuerrechnung haben.

So wie es sich gehört.
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magicfriend
02.02.2025 14:45registriert Oktober 2014
Das Vereinsleben ist mitunter eine Säule unserer Gesellschaft. Bin selber in einem sehr aktiv. Und ja, vor allem die Jugendarbeit ist dabei die Zukunft für den Verein und auch etwas, was der Gesellschaft gut tut. Bei den Hallen sehe ich es ähnlich wie ein Vorposter geschrieben hat: Ich komme sehr viel rum als Schiedsrichter im Unihockey und habe schon dutzende Hallen von innen gesehen. Dabei gibt es gewaltige Unterschiede. Viele Hallen sind effektiv renovationsbedürftig. Und die Gemeinde hat wohl zu wenig Geld, um das umzusetzen. Diese Infrastruktur ist teuer. Und doch gibt es sie fast überall
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closer2edit
02.02.2025 13:30registriert September 2023
So fest ich diesen Artikel mögen möchte, so fest frage ich mich auch, ob die Person wirklich so oft in Hallen ist.

Leuchtanzeigen sind nämlich längst nicht Standart, Platz hat es auch nicht immer genug und sicher ein Drittel der Hallen sind in einem (für die CH) unschönen Zustand. Mitunter in Kantonshauptorten.

Wenn ich jedoch eine Perle erwähnen möchte, dann ist dies die Stadthalle in Sursee. Die Gymihalle in Langenthal ist auch noch schön. Birch in Oerlikon. Engerfeld in Rheinfelden.

Spiele in der BBZ Zofingen wünsche ich jedoch niemanden. ;)
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