Es ist Turnhallenzeit. Die Fussballmeisterschaft für Junioren ruht, die Aussenplätze sind sumpfig, also trifft man sich zu Hallenturnieren. Sie finden Woche für Woche statt, landauf, landab – gemäss Onlineplattformen sind es teilweise über 100 Turniere an einem einzigen Tag.
Eltern und Grosseltern reisen ihren Junioren nach. Die Spiele dauern nur ein paar Minuten, dann heisst es warten, warten, warten bis zum nächsten Match. Man schaut sich um, beginnt unweigerlich, die Bauten zu studieren. Sie sind auf Unscheinbarkeit ausgelegt. Funktionalität über alles. Erst wenn man ganze Tage in den Hallen zubringt, wird augenscheinlich, was für Meisterwerke sie sind.
Auf dem Hallenboden sind Linien in sechs verschiedenen Farben angebracht, für alle möglichen und unmöglichen Sportarten. In den Mauern sind Sprossenwände so elegant versenkt, dass kein vorbeidribbelnder Fussballer dort hängenbleibt. Nebst Basketballkörben, Ringen und Seilen, die wir aus dem eigenen Turnunterricht kennen, sind heute auch Kletterwände anzutreffen. Leuchtanzeigen für die Resultate sind Standard.
Auch rundherum ist an alles gedacht: Räume und überdachte Vorplätze, wo solide Tische aufgestellt werden für Kaffee, Bier und Hotdogs, dazu ein Grill. Im Untergeschoss propere WC-Anlagen und ein Sanitätsraum, dem es an nichts mangelt.
Manche Staaten trumpfen mit Sportpalästen und gigantischen Fussballstadien auf, die meist in der Hauptstadt stehen. Die Schweiz hat ihre Turnhallen, verteilt übers ganze Land. Sie sind die Monumente unserer direkten Demokratie: Bewilligt von der Gemeindeversammlung, bezahlt von den Steuerzahlern, benutzt auch von Leuten, die weder Stimmrecht noch eine hohe Steuerrechnung haben. An den Turnieren fällt auf, dass die soziale Durchmischung und der Multikultifaktor im Publikum ausgeprägter sind als an einem Patent-Ochsner-Konzert in der Basler Kaserne.
Und: Die Turnhallen bieten Raum für die Entfaltung unseres Milizsystems. Trainer und Trainerinnen, die unter der Woche ihrer Erwerbsarbeit nachgehen, leisten hier an Abenden und am Wochenende Jugend- und Sozialarbeit, wie es keine Behörde könnte. Turnhallen – die Integrationsstätten der föderalen Schweiz.
(aargauerzeitung.ch)
So wie es sich gehört.
Leuchtanzeigen sind nämlich längst nicht Standart, Platz hat es auch nicht immer genug und sicher ein Drittel der Hallen sind in einem (für die CH) unschönen Zustand. Mitunter in Kantonshauptorten.
Wenn ich jedoch eine Perle erwähnen möchte, dann ist dies die Stadthalle in Sursee. Die Gymihalle in Langenthal ist auch noch schön. Birch in Oerlikon. Engerfeld in Rheinfelden.
Spiele in der BBZ Zofingen wünsche ich jedoch niemanden. ;)