Pascal Müller weiss, wie es ist, mit ganz grossen Torhütern zusammenzuspielen. Der heutige Sportchef der SCL Tigers ist 1998 als Verteidiger in Langnau mit Martin Gerber aufgestiegen. In Davos spielte er mit Jonas Hiller, Leonardo Genoni und Reto Berra zusammen. Und bei den ZSC Lions waren Ari Sulander und Lukas Flüeler seine Goalies.
Und in dieser Saison haben die SCL Tigers eben auch wieder einen überragenden Mann zwischen den Pfosten: Stéphane Charlin. Der 24-Jährige ist derzeit der beste Torhüter der National League. Vergleicht man die von Langnau zugelassenen Chancen (Expected Goals), mit den tatsächlichen Toren, die Charlin kassiert hat, dann hat der Westschweizer seine Mannschaft schon von 38 zusätzlichen Gegentreffern bewahrt.
Es sei ganz klar, dass Stéphane Charlin für sie ein wichtiger Mann sei, sagt Müller in der neusten Folge des CH-Media-Podcasts «Hockey-Talk» mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger. «Ich möchte aber unterstreichen, dass er nicht alleine ist. Wir haben ein Goalie-Duo, das ein super Verhältnis hat und sich tagtäglich pusht.»
Es brauche zwei oder sogar drei Goalies, um regelmässig solche Leistungen zu bringen. Und Charlin bringe das derzeit auf unglaublichem Niveau und mit einer aussergewöhnlichen Konstanz hin. «So ein Torhüter stellt manchmal die Statistiken völlig auf den Kopf», sagt Müller.
Doch die Statistiken sind für den Langnau-Sportchef nicht alles, was zählt. «Ein guter Goalie gibt dir Sicherheit und ein gutes Gefühl», erklärt Müller. Wenn es gelingt, dass sich das auf die Mannschaft überträgt, ist das entscheidend. Es gehe nicht zwingend darum, dass sie ein Tor mehr oder weniger verhindern können, sondern um die Ausstrahlung. «Es geht darum, dass sie der Mannschaft vermitteln: ‹Dieses Spiel gewinnen wir.› Oder: ‹Hey, diese Serie können wir gar nicht verlieren.›» Diesen Punkt finde man aber in keiner Statistik.
Trotzdem freut sich natürlich auch Pascal Müller darüber, dass Charlin derzeit auch statistische Bestleistungen erbringt. Die Zeit des jungen Goalies im Emmental neigt sich aber dem Ende zu. Für nächste Saison hat der 24-Jährige bei seinem Stammklub Servette unterschrieben – wenn er dann nicht doch nach Nordamerika wechselt.
«Am liebsten hätte ich natürlich, wenn er nicht nach Genf wechselt, sondern nur im Sommer nach Hause geht, um seine Taschen zu packen und dann nach Nordamerika reist», scherzt Müller. Es wäre super für ihn und auch die Schweizer Liga, wenn er diese Chance erhalten würde. Es wäre für den Tigers-Sportchef auch eine Genugtuung für all die Leute, die in den letzten drei Jahren mit Charlin gearbeitet haben: «Da steckt ein ganzes Team dahinter, vom Goalietrainer, zum Athletik-Coach, über den Cheftrainer bis hin zum medizinischen Personal.» Und der junge Goalie habe diese Unterstützung auch angenommen.
Tatsächlich sei es so, dass Charlin schon im letzten Sommer nach Nordamerika hätte wechseln können, bestätigt Müller. «Wir standen in sehr intensivem Austausch mit ihm und hatten ein offenes Verhältnis.» Deshalb ist sich der frühere Verteidiger auch sicher, dass der Torhüter nichts Unüberlegtes machen wird. So oder so ist für ihn klar: «Wir als Tigers sind natürlich stolz und hätten Freude, wenn das für ihn klappen würde.»