Es sind ereignisreiche Tage, die sich gerade beim FC Basel abspielen. Rückblickend ist da der erste Punkteverlust beim 2:2 gegen Lausanne. Ein erster kleiner Dämpfer, zumindest von aussen betrachtet. Für Trainer Patrick Rahmen ist dieses erste Remis nach neun aneinandergereihten Siegen nicht von grosser Tragweite, «weil wir hart gearbeitet haben. Hätten wir das nicht getan, hätte ich es als Dämpfer gelten lassen. So aber kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen».
Es sind zu St. Jakob aber vor allem ereignisreiche Tage, wenn man vorausblickt. Was dem FCB bevorsteht, ist eine Woche der Weichenstellungen. In welche Richtung wird die Reise des FCB in dieser Saison gehen? Verpasst er die Abzweigung zum ersten grossen Ziel, dem Erreichen der Gruppenphase der Conference League? Oder fährt er geradewegs in ebendiese Gruppenphase?
Dies ist die erste grosse Entscheidung dieser Woche. Eine von immenser Tragweite. Nicht nur, weil der FCB nach dem Verpassen der letztjährigen Gruppenphase der Europa League etwas wieder gut zu machen hat und von den Auftritten auf der mittlerweile etwas kleineren Bühne der Conference League träumt.
Das Erreichen dieser Gruppenphase ist viel mehr gar von existenzieller Bedeutung für den Verein. Mit einem prognostizierten strukturellen Defizit von 28 Millionen Franken im Jahr 2021 ist der FCB auf die Einnahmen dieses UEFA-Wettbewerbs angewiesen. Was längst klar war, machte der Delegierte des Verwaltungsrates, Dani Büchi, vergangenen Donnerstag in einem Interview noch einmal mehr als deutlich.
Zwar sind die Einnahmen in der Conference im Vergleich zur Europa League bescheidener und nicht in Relation zu stellen mit den Summen, die den Teilnehmern in der Champions League ausgeschüttet werden. Dennoch sind einige Millionen zu bekommen. Gerade auch, wenn man wie der FCB wohl zu einem der Teams gehört, welches – sollte der Wettbewerb erreicht werden – den Anspruch auf eine lange Teilnahme haben darf, bis in den Frühling hinein und die dort auszutragenden K.o.-Phase.
Bereits jetzt konnte der FCB durch das Erreichen der Playoffs rund 1,6 Millionen Euro erspielen. Der Sprung in die Gruppenphase brächte weitere 2,9 Millionen Euro, dort kämen dann für einen Sieg 500'000 Euro und für ein Remis 166'666 Euro dazu. Des Weiteren gäbe es zirka eine Million aus dem Koeffizienten-Pool sowie eine weitere Millionen-Summe aus dem sogenannten Marktpool. Darüber hinaus würde der Gruppensieg mit 650'000 Euro belohnt, der zweite Platz mit 325'000 Euro.
Geld, das der FCB gut brauchen kann. Hinzu käme die potenzielle Wertsteigerung der eigenen Spieler, welche sich auf der internationalen Bühne einem grösseren Publikum präsentieren könnten.
Um diese Weiche in die richtige Richtung stellen zu können, muss der FCB heute sein Playoff-Rückspiel gegen Hammarby IF erfolgreich bestreiten. Zwar sind die Basler dank einem 3:1 aus dem Hinspiel von vergangener Woche in einer durchaus komfortablen Lage. Nur: Hammarby holte in der 3. Qualifikationsrunde eben genau dieses Resultat aus dem Hinspiel zu Hause auf. Denn die Schweden sind auf ihrem heimischen Kunstrasen eine Macht.
sagt Patrick Rahmen dazu. Und Michael Lang ergänzt:
Die zweite Weichenstellung in dieser so wichtigen Woche für den FCB folgt dann gleich am Sonntag. Egal, ob die Playoffs von heute Abend (19.00, SRF Info) einen erfolgreichen Ausgang haben werden: Der FCB hat nur drei Tage Zeit, sich auf das grosse Duell mit YB einzustellen. Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden Grossmächte im Schweizer Fussball in dieser Saison. Und nach den bisherigen Darbietungen der Basler und dem im Vergleich zu den vergangenen Saisons qualitativ besseren Kader, welche sie zur Verfügung haben, darf man gar sagen: Es dürfte eines der spannendsten Duelle seit langem werden zwischen dem FCB und YB.
Hinzu kommt, dass der FCB früh in der Saison die Chance hat, die Berner zu distanzieren. Bereits sechs Punkte ist der FCB vor YB, mit einem Sieg am Sonntag wären es gar neun – bei jedoch einer gespielten Meisterschaftspartie mehr. Schliesslich gönnte sich YB vergangene Woche eine Pause, um dem Ziel des Erreichens der Champions League alles unterordnen zu können. Erfolgreich.
Und obschon es noch früh wäre in dieser Saison: Neun Punkte wären nicht nur ein angenehmes Polster. Es wäre auch ein Zeichen. Eine wichtige Weichenstellung für den weiteren Saisonverlauf. Denn man darf nicht vergessen: YB ist es sich nicht mehr gewohnt, Jäger zu sein. Ganz so, wie der FCB nach dem Umbruch 2017 mit seiner plötzlichen neuen Rolle nicht zurecht kam. Das Spiel gegen YB aber ist laut Rahmen noch kein grosses Thema: «Der Fokus liegt auf Hammarby, YB kommt dann danach.»
Die dritte wichtige Entscheidung folgt spätestens am Dienstagabend. Dann schliesst das internationale Transferfenster. Es wäre ein Coup, könnten die Basler ihren Topscorer Arthur Cabral halten – mittlerweile bekundet mit Hertha Berlin jedoch angeblich ein Verein Interesse, der sich die geforderte Millionen-Summe des FCB durchaus leisten könnte.
Der Verkauf von Matheus Cunha spülte schliesslich 30 Millionen Euro in die Kassen. Könnte Cabral dennoch gehalten werden, würde Eray Cömert bleiben und auf der Linksverteidigerposition gar noch eine Verstärkung hinzukommen, hätte der FCB in dieser kapitalen Woche auch noch personell die Weichen gestellt.
Die Weichen, dass in dieser Saison vieles möglich sein könnte. International. Und national. Ersteres natürlich unter der Prämisse, dass die Basler heute in Stockholm das erste ganz grosse Ziel erreichen. Denn ohne europäischen Fussball, könnte es gut sein, dass der eine oder andere Akteur plötzlich schneller weg will, als man sich das zuvor hatte vorstellen können.
Du musst dich auch nicht mit dem Kunstrasen anfreunden. Du kannst ihn sogar 90 Minuten mit Füssen treten und niemand ist dir böse ;)