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Bellmont der erste Schweizer an der Darts-WM: «Es ging hammermässig auf»

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Die grösste Bühne des Darts: Blick in den «Ally Pally» in London.Bild: imago sportfotodienst
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«Es ging hammermässig auf» – Stefan «Belli» Bellmont als erster Schweizer an der Darts-WM

In einem Monat wird Stefan Bellmont der erste Schweizer Spieler an der Darts-WM im Alexandra Palace sein. Am Samstag hat er das Ticket dafür gelöst, indem er ein Qualifikations-Turnier gegen 91 Konkurrenten gewann.
18.11.2024, 04:5718.11.2024, 13:32
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Es ist noch keine zwei Monate her, da verpasste Stefan Bellmont ein grosses Ziel. Anstatt sich beim PDC-Turnier in Basel, dem ersten Rendezvous der weltbesten Darts-Spieler in der Schweiz, mit diesen zu messen, scheiterte der 35-Jährige in der nationalen Ausscheidung.

Doch nun gelang ihm ein noch viel grösserer Erfolg. Bellmont triumphierte am Samstag im Qualifikationsturnier für Westeuropa im deutschen Kalkar, nordwestlich von Düsseldorf an der Grenze zu den Niederlanden. Er wird damit der erste Schweizer sein, der im legendären «Ally Pally» in London um den WM-Titel spielt. Das Turnier wird vom 15. Dezember bis 3. Januar 2025 ausgetragen.

28.06.2024, xhbx, Dart World Cup of Darts 2024 Frankfurt, emspor, v.l. Stefan Bellmont Schweiz DFL/DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and/or QUASI-VIDEO Frankfurt am Ma ...
Bellmont gilt als bester Schweizer Spieler.Bild: www.imago-images.de

Es ist 14.30 Uhr am Tag nach deinem Erfolg. Wie lange bist du schon wach?
Stefan Bellmont:
Es war ein bisschen untypisch. Gleich nach dem Final waren gar nicht mehr viele Leute da, und wir haben uns ziemlich rasch ins Auto gesetzt, um schon einen Teil des Heimwegs zu absolvieren. Unterwegs haben wir dann gemütlich gegessen und übernachtet. Meine Mutter begleitete mich, dazu Marcel Walpen (ein Schweizer Spitzenspieler, Anm.d.Red.) und seine Frau, und natürlich haben wir auf den Erfolg angestossen. Mein Handy legte ich zur Seite, um ein wenig Ruhe zu haben.

Dein Telefon wird wohl sehr oft vibriert haben, nachdem die WM-Qualifikation die Runde machte.
Es hatte schon ziemlich viele Nachrichten drauf. Ich habe am Abend angefangen, zurückzuschreiben, konnte mich aber noch nicht für alle Glückwünsche bedanken. Dass heute Sonntag ist, kommt mir entgegen, da kann ich nochmals etwas herunterfahren und morgen geht das Leben schon wieder weiter.

Wie gut hattest du dich vor dem Turnier gefühlt? Hast du gespürt, dass etwas drin liegt?
Ich bereitete mich so vor wie auf jedes andere Turnier. Aber ich hatte im Hinterkopf, dass ich im vergangenen Jahr bis in die Halbfinals vorstossen konnte. Ich glaubte an mich und traute es mir zu, dass ich etwas reissen kann. Dass dann der ganze Tag so herauskommt … so habe ich mir das auch nicht erträumt. Es ging wirklich hammermässig auf.

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Die Darts-WM ist auch eine grosse Party.Bild: www.imago-images.de

Du musstest sieben Spiele gewinnen. Wie verlief das Turnier?
Ich bekam es mit Moreno Blom, einem jungen Niederländer, schon in der 1. Runde mit einem namhaften Gegner zu tun. Alles ging auf, gerade auch beim Check-Out, und ich führte 5:1. Das gab mir Sicherheit. Er glich zwar auf 5:5 aus, doch ich gewann dann im Decider. Dieser Sieg gab mir ein gutes Gefühl und war für mich eine Bestätigung, dass ich in Form bin. Während des ganzen Turniers war mein Durchschnitt auf über 90 Punkten. Ich konnte konstant meine Leistung abrufen und spielte vielleicht sogar etwas über meinem gewohnten Niveau. Aber das braucht es auch in solchen Situationen.

Der Final gegen Jimmy van Schie war dann nichts für schwache Nerven. Du lagst 2:5 zurück und hast mit einem 124er-Finish noch 7:6 gewonnen. Wie hält man so eine Achterbahnfahrt aus?
Ich habe gewusst, dass ich zu meinen Chancen komme, wenn ich so spiele wie zuvor den ganzen Tag über. Jimmy traf am Anfang echt alles, es war wirklich hochstehend. Im Nachhinein sehe ich auch, dass es nichts für schwache Nerven war. Während des Spiels gelang es mir jedoch gut, abzuschalten, den Fokus nie zu verlieren und mein Ding durchzuziehen.

«Belli» in Aktion:

Jetzt wird ein Traum wahr und in einem Monat stehst du bei der WM auf der grossen Bühne des «Ally Pally». Wie oft sahst du dich schon da oben, wenn du die Augen geschlossen hattest?
2014 hatten meine Eltern eine Reise an die WM organisiert. Wir schauten die beiden Halbfinals und mehr als Witz sagte ich: «Wenn ich das nächste Mal im ‹Ally Pally› bin, dann will ich nicht im Publikum sitzen, sondern auf der Bühne stehen.» Genau zehn Jahre später wird dieser Traum nun wahr.

Was erwartest du vom WM-Turnier in London, sowohl sportlich wie auch vom Erlebnis her?
Es muss zuerst noch etwas sacken. Ich glaube, richtig realisiert habe ich es noch nicht, obwohl die Resonanz wirklich sehr gross ist. Ich schaue wahrscheinlich jeden Tag 15 Mal auf die «Teletext»-App auf meinem Handy und dass ich nun eine eigene Seite erhalten habe mit meinem Erfolg, macht mich schon stolz.

Den Screenshot hast du gemacht?
Ja, selbstverständlich! (lacht)

Vor zwei Monaten hast du in Cham dein eigenes Darts-Lokal eröffnet und dir vorgenommen, dadurch die täglichen Trainingsstunden zu verdoppeln. Ist dieser Erfolg schon eine erste Ernte?
Ich konnte auf jeden Fall mehr Trainings absolvieren. Das Lokal hat nun seit zweieinhalb Monaten offen und es muss sich noch alles einspielen. Aber ich habe es bereits geschafft, meine Trainingsstunden zu verdoppeln.

Mental könnte es einen erschlagen, wenn man plötzlich in dieser grossen Halle antritt, selbst wenn du schon einmal da drin warst. Wirst du dich anders auf die WM vorbereiten?
Ich hatte schon einige Bühnen-Spiele, aber die WM ist noch einmal eine andere Hausnummer. Ich mache seit drei, vier Jahren Mentaltraining, das zeigte ebenfalls Wirkung. Auf die WM hin werde ich bestimmt noch einmal intensiv in diesem Bereich arbeiten. Mir ist auch wichtig, dass mein Umfeld stimmt. Wenn das der Fall ist, fühle ich mich wohl und das ist mit Sicherheit ein Mitgrund dafür, dass es bei mir gerade gut läuft und ich befreit aufspielen kann.

Zu welchem Song wirst du einlaufen? Mir kam zu Ohren, dass es womöglich «W.Nuss vo Bümpliz» sein wird. Wirst du «Lift U Up» von Gotthard untreu?
Nein, ganz bestimmt nicht. Ich kann jetzt schon sagen, dass es «Lift U Up» sein wird, denn ich möchte in meinem Ablauf nichts ändern. Dieses Lied gehört zu mir und ich kann aus dieser Routine viel Kraft ziehen. Das soll so bleiben.

Gotthard mit «Lift U Up».Video: YouTube/Nuclear Blast Records

Auslosung nächste Woche

Am Montag in einer Woche werden die letzten der 96 WM-Teilnehmer feststehen, danach findet die Auslosung statt. «Ich kann mir vorstellen, dass es da nochmals ‹klick› macht und ich endgültig realisiere, dass ich es wirklich geschafft habe, wenn ich meinen Namen schwarz auf weiss lese», sagt Stefan Bellmont.

Als WM-Teilnehmer hat der Zuger ein Preisgeld von 8400 Franken bereits auf sicher. Sollte er es in die 2. Runde schaffen, wären es knapp 17'000 Franken. Der Weltmeister erhält bei dieser Austragung einen Siegercheck in der Höhe von 560'000 Franken.

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quelle: imago sportfotodienst / action plus
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zwärg
18.11.2024 05:58registriert Juli 2014
Die erste Runde zu überstehen traue ich Belly zu. Alles andere wäre on Top. Aber schon nur dabei zu sein ist der Wahnsinn 🇨🇭
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