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Leichtathletik-EM: Lobalu holt 4. Schweizer Medaille – Kambundji glänzt

Silver medalist Ditaji Kambundji of Switzerland celebrates during thewomen's 100 meters hurdles final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Saturday, Ju ...
Es war ein erfolgreicher Abend an der Leichtathletik-EM für die Schweiz – Ditaji Kambundji holte Silber.Bild: keystone

Dominic Lobalu holt 4. Schweizer EM-Medaille – Ditaji Kambundji glänzt mit Silber

08.06.2024, 23:27
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Lobalu holt Bronze für die Schweiz

Es ist bereits die vierte Medaille für die Schweiz am Samstagabend in Rom. Dominic Lobalu, der erst Mitte Mai überhaupt erfuhr, dass er an der Leichtathletik-EM für die Schweiz an den Start gehen darf, wurde über 5000 m Dritter. Der 25-Jährige aus dem Südsudan musste sich nur Jakob Ingebrigtsen aus Norwegen und dem Briten George Mills geschlagen geben.

Lobalu schrieb eine sehr schöne Geschichte. Als er neun Jahre alt ist, werden seine Eltern bei einem Überfall erschossen. Er muss nach Kenia fliehen, wo er aufwächst. Ab 2016 darf er für das «Athlet Refugee Team» starten. Jedoch setzt er sich 2019 nach einem Wettkampf in Genf ab und beantragt Asyl in der Schweiz.

«Ich bin sehr dankbar für die Chance, die mir die Schweiz gegeben hat, und bin deshalb froh, im ersten Rennen für mein neues Land etwas zurückzugeben.»
Dominic Lobalu

Beim LC Brühl St. Gallen entwickelt er sich unter Trainer Markus Hagmann zu einem Topläufer. Swiss Athletics setzt sich für ihn ein, damit er nicht erst nach einer dreijährigen Wartfrist ab 2026 für die Schweiz starten kann. Mitte Mai kommt die Erlösung und nun schafft er in Rom den Sprung aufs EM-Podest.

Bronze medalist Dominic Lobalu of Switzerland celebrates during the men's 5000 meters final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Saturday, June 8, 2024 ...
Dominic Lobalu sichert der Schweiz in seinem ersten EM-Rennen Bronze.Bild: keystone

Lobalu startet am Mittwoch noch über 10'000 m. Es würde nicht erstaunen, wenn er auch dann eine Medaille gewinnt.

Silber für Ditaji Kambundji

Die 22-jährige Ditaji Kambundji gewinnt über 100 m Hürden Silber hinter der Französin Cyréna Samba-Mayeli, die mit 12,31 Sekunden einen neuen EM-Rekord aufstellte. Kambundji war neun Hundertstelsekunden langsamer und stellte damit einen neuen Schweizer Rekord auf. Vor zwei Jahren in München hatte die jüngere Schwester von Mujinga Kambundji bereits Bronze in derselben Disziplin gewonnen.

Ditaji Kambundji of Switzerland in action during thewomen's 100 meters hurdles semi-final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Saturday, June 8, 2024.  ...
Ditaji Kambundji erwischte einen grandiosen Tag.Bild: keystone

Es war eine Medaille mit Ansage. Anfang Mai lief die Bernerin beim Sieg über 100 m Hürden am Diamond-League-Meeting in Doha 12,49 Sekunden. Mit dieser Zeit so früh in der Saison deutete sie an, dass ihr der nächste Schritt gelungen ist. Vor der EM war keine Europäerin schneller.

«Die Französin hatte einen Hammertag, deshalb bin ich wirklich sehr zufrieden mit Silber.»
Ditaji Kambundji

Joseph doppelt im Hürdensprint nach

Auch bei den Männern kann sich die Schweiz im Hürdensprint über eine Medaille freuen. Der 25-jährige Jason Joseph setzte sich mit einer Zeit von 13,43 Sekunden in einem Fotofinish gegen zwei Konkurrenten durch und holte über 110 m Hürden Bronze. Gold holt der Italiener Lorenzo Ndele Simonelli in überragenden 13,05 Sekunden.

Lange sah es danach aus, als würde der 24-jährige Basler wie schon vor zwei Jahren leer ausgehen. Auf den letzten Metern schaffte er jedoch noch den Sprung aufs Podest. Er verwies den Franzosen Raphaël Mohamed um zwei Hundertstel auf den 4. Platz.

Joseph absolvierte vor der EM bloss ein Rennen auf seiner Paradestrecke, weil ihm muskuläre Probleme zu schaffen machten. Von daher ist Bronze ein Erfolg, auch wenn er deutlich schneller laufen kann – sein Schweizer Rekord beträgt 13,07 Sekunden.

«Es ist nicht die Medaille, die ich wollte, aber schlussendlich ist es eine Medaille. Es gibt mehr Positives als Negatives an meinem Lauf. Noch mehr als der dritte Platz hat mich angeschissen, dass ich einfach weggelaufen bin und nicht mit der Schweizer Fahne auf der Laufbahn gefeiert habe.»
Jason Joseph
Bronze medalist Jason Joseph of Switzerland celebrates during the men's 110 meters hurdles final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Saturday, June 8, ...
Musste etwas warten, bis das Resultat klar war: Jason Joseph hat endlich seine Medaille an einer Freiluft-EM.Bild: keystone

Ehammer gewinnt Bronze

Simon Ehammer gewinnt an der EM in Rom im Weitsprung die Bronzemedaille. Trotz starken 8,31 m liegt nicht mehr drin. Ehammer war nach einem ersten Sprung auf 7,96 m stark unter Druck geraten. Denn der Grieche Miltiadis Tendoglou, der schon alles gewonnen hat, was man gewinnen kann, eröffnete gleich mit der Jahres-Weltbestleistung von 8,42 m. Und Italiens 19-jähriger Junior Mattia Furlani meldete die Ambitionen mit 8,38 m an. Der Grieche erhöhte später noch auf 8,65 m – er schaffte diese Weite zweimal.

Simon Ehammer of Switzerland in action during the men's long jump final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Saturday, June 8, 2024. (KEYSTONE/Jean-Chr ...
Flog zu EM-Bronze: Weitspringer Simon Ehammer.Bild: keystone

Ehammer zeigte im dritten Umgang mit 8,31 m den viertbesten Sprung seiner Karriere. Der 24-Jährige fügte so seinem Palmarès eine weitere Medaille hinzu: Das Jahr 2024 hatte er mit Siebenkampf-Gold an der Hallen-WM in Glasgow eröffnet. Im Jahr 2022 hatte Ehammer mit Hallen-WM-Silber im Siebenkampf, WM-Bronze im Weitsprung und EM-Silber im Zehnkampf den Durchbruch geschafft.

«Es war kein einfacher Wettkampf. Ich bin nicht mit mir zufrieden, weil ich viel weiterkommen hätte können. Aber es ist natürlich trotzdem cool.»
Simon Ehammer

Ehammer hatte in Rom für den Final einen Schweizer Rekord angekündigt. Die 8,45 m aus dem Jahr 2022, erzielt im Rahmen des Zehnkampfes in Götzis, fielen aber nicht. Technisch sprang der Ostschweizer nicht immer perfekt.

epa11398481 Miltiadis Tentoglou of Greece compete at Long Jump Final during the European Athletics Championship, in Rome, Italy, 08 June 2024. EPA/EMILIANO GRILLOTTI
Bleibt amtierender Welt- und Europameister: Miltiadis Tendoglou.Bild: keystone

Kälin undankbare Vierte

Im abschliessenden 800-m-Lauf hätte Annik Kälin sich noch eine Medaille sichern können. Das Problem: Konkurrentin Noor Vidts ist eine überragende Läuferin und gewann den letzten Wettkampf im Siebenkampf. Damit verteidigte die Belgierin die Bronzemedaille deutlich. Ihre Landsfrau Nafissatou Thiam holte sich derweil mit einem neuen EM-Rekord von 6848 Punkten Gold vor der Französin Auriana Lazraq-Klass (6635 Punkte). Kälin fehlten als Vierte am Ende 106 Zähler auf die 6596 Punkte von Vidts.

Annik Kaelin of Switzerland in action during the javelin throw as part of the women's heptathlon at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Saturday, June 8, ...
Annik Kälin verpasste die Medaille erst im letzten Wettkampf.Bild: keystone

Damit verpasste Kälin den vor zwei Jahren beim Gewinn von EM-Bronze aufgestellten Schweizer Rekord um 25 Punkte. Im Hürdensprint (13,14 Sekunden) und im Weitsprung war Annik Kälin jeweils die Beste des Feldes. Für die nationale Bestmarke hätte sie über 800 m 2:14,45 Minuten laufen müssen, jedoch stoppte die Uhr bei ihr nach 2:16,17 Minuten.

Reais reicht Saisonbestleistung nicht

Der Final über 100 m wird bei den Männern ohne Schweizer Beteiligung stattfinden. William Reais schied im Halbfinal trotz einer persönlichen Saisonbestleistung aus. Elf Hundertstel fehlten ihm mit seiner Zeit von 10,32 Sekunden für einen Platz unter den besten 8. Reais wurde unter den 24 Halbfinalisten 13. Für den 25-Jährigen war der 100-m-Sprint aber eher eine «Aufwärmrunde» für den 200 m, wie Reais gegenüber dem SRF sagte. (nih/sda)

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nouvelle Mme P
08.06.2024 23:10registriert April 2024
Selten einen derart erfolgreichen Leichtathletikabend miterleben dürfen. Also ich war froh, eingeschaltet zu haben.
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goschi
08.06.2024 23:19registriert Januar 2014
Habe gerade die Dokumentation des tagesanzeigers zu Dominic Lubalu geguckt, welch rührende Geschichte, wie toll dass er jetzt einen platz fand und direkt 3. Platz, grossartig :)


https://www.tagesanzeiger.ch/hochtalentierter-laeufer-und-fluechtling-der-entscheid-ist-da-dominic-lobalu-darf-fuer-die-schweiz-starten-569539854978
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    «Nur noch lächerlich»: Schiri-Entscheid im Derby sorgt für erhitzte Gemüter

    Die Sachlage ist vermeintlich klar: In der 32. Minute kommt GC-Verteidiger Benno Schmitz beim Stand von 0:0 im Zürcher Derby zu spät und trifft Benjamin Mendy am Schienbein, als dieser den Ball schon weitergespielt hat. Es ist ein Foul, Schiedsrichter Luca Cibelli entscheidet aber auf Vorteil. Mendy reagiert, indem er Schmitz von hinten auf die Achillessehne tritt. Viele sehen hier eine Tätlichkeit, die mit Rot bestraft werden müsste, Cibelli belässt es jedoch bei einer Verwarnung. Auch der Video-Assistent greift nicht ein.

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