Eines fernen Tages könnte vielleicht in einer Quiz-Sendung gefragt werden, welche dieser Personen eine wichtige Rolle in der Formel 1 gespielt hat:
Richtig ist die dritte Antwort. Adel Abdel-Latif war einmal Mister Schweiz, Queen Latifah ist eine US-Entertainerin und Mojib Latif ist ein bekannter deutscher Klimaforscher.
Nicholas Latifi hingegen fährt seit der vergangenen Saison in der Formel 1 – als Hinterbänkler, der noch keine grossen Stricke zerrissen hat. Ganze 7 WM-Pünktchen holte der Kanadier mit iranischen Wurzeln in 39 Starts für Williams; einmal wurde er Siebter, ein anderes Mal Neunter.
Und dennoch, um auf die Quiz-Frage zurückzukommen, spielte Latifi eine wichtige Rolle in der Formel 1. Denn erst sein Crash im letzten Grand Prix der Saison am Sonntag ermöglichte es Max Verstappen, Weltmeister zu werden. Wegen des Unfalls musste das Safety Car auf die Strecke, Verstappen konnte dadurch zum enteilten Rennleader und virtuellen Weltmeister Lewis Hamilton aufschliessen und ihn in der letzten Runde tatsächlich noch überholen.
«Dafür wird er bestimmt lebenslang gratis Red Bull erhalten», kündigte Verstappens Teamchef Christian Horner an. Der Energydrinkhersteller ist Sponsor von Verstappens Rennstall. Horner: «Wir brauchten etwas Hilfe von den Renngöttern. Ich danke Nicholas Latifi für das Safety Car.»
Christian Horner to Latifi:
— EverythingF1 (@f1aholic) December 12, 2021
“He’ll be getting a lifetime supply of Red Bull for sure,
We needed something from the racing gods in the last 10 laps.
Thank you Nicholas Latifi for that safety car”. #F1 #AbuDhabiGP #MaxVerstappen pic.twitter.com/JvPm3vyAvy
Die besondere Pointe der Renngötter: Sie liessen fünf Runden vor Schluss mit Williams-Pilot Latifi ausgerechnet einen Fahrer crashen, der mit einem Mercedes-Motor unterwegs war – wie Lewis Hamilton.
Latifi ist seine Rolle als Königsmacher nicht recht. «Das war nie meine Absicht, und ich kann mich nur dafür entschuldigen, dass ich eingegriffen und diese Möglichkeit eröffnet habe», sagte der 26-Jährige. Zu seinem Abflug in Kurve 14, in welcher er in die Leitplanke krachte, meinte er: «Ich habe einfach einen Fehler gemacht.»
Latifi hatte sich einen Zweikampf mit Mick Schumacher geliefert. Der junge Deutsche habe ihn etwas von der Strecke gedrängt, weshalb seine Reifen schmutzig geworden seien. Deshalb der Unfall: «Ich hatte einfach keinen Grip in den folgenden Kurven – vor allem da, wo ich abgeflogen bin.» Schumacher Jr. hatte also auch seinen Anteil daran, dass Hamilton seinen Vater in Sachen WM-Titel nicht überholte.
Natürlich aber galt die erste Sorge Latifis Gesundheit. Die war schnell beantwortet: Der Williams-Pilot blieb unverletzt. Einerseits sei dort die Geschwindigkeit nicht extrem hoch, sagte er dazu, andererseits sei er nicht gerade eingeschlagen. Und so rückte wieder ein anderes Thema ins Zentrum: nämlich dass Nicholas Latifi es Max Verstappen durch seinen Unfall ermöglichte, doch noch auf dramatische Weise den Titel zu gewinnen.
«Ich wusste nichts von der Situation an der Spitze des Rennens», betonte Latifi. Es sei natürlich nie seine Absicht gewesen, das Titelduell zu beeinflussen. «Ich hatte keine Präferenz, wer gewinnen soll. Ich habe einen Fehler gemacht und so mein eigenes Rennen ruiniert.»
In der Saison 2022, wenn Max Verstappen mit der Nummer 1 am Start steht, wird auch Nicholas Latifi wieder in der Formel 1 fahren. Dann versucht der Kanadier, mit Erfolgen statt Unfällen zu erreichen, dass man sich seinen Namen merkt. Es könnte sich lohnen: Schliesslich könnte irgendwann in einem Quiz eine entsprechende Frage auftauchen.
Das ist die Höchststrafe. Das ist unmenschlich. Das ist grausam.
Man stelle sich vor, dies wäre einem Fahrer der roten Bullen oder deren Partnerteams passiert. Von Betrug wäre die Rede.
Gut haben sich die Sterne selber vom Himmel geholt. So ist wenigstens deswegen Ruhe.