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Olympia 2024

Olympia: Verurteilter Vergewaltiger Van de Velde schweigt nach Pleite

PARIS - Steven van de Velde in action against Alex Ranghieri L during the group match of the men s Beach volleyball, Beachvolleyball between the Netherlands and Italy during the Olympic Games, Olympis ...
Steven van de Velde bei der Niederlage gegen Italien.Bild: www.imago-images.de

Verurteilter Vergewaltiger macht sich nach Pleite rar – IOC «alles andere als glücklich»

2014 vergewaltigte Steven van de Velde eine Zwölfjährige. Weil der Niederländer nun bei den Olympischen Spielen antritt, schaut die Weltöffentlichkeit auf den Beachvolleyballer.
28.07.2024, 16:19
Alexander Kohne / t-online
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t-online

Als «Mister Steven van de Velde» in der stimmungsvollen Beachvolleyball-Arena am Eiffelturm vorgestellt wurde, erhielt der Niederländer warmen Applaus. Nur vereinzelt waren am Sonntagmorgen leise Buh-Rufe zu hören. Denn die sind im olympischen Sport, anders als beispielsweise im Fussball, eher nicht an der Tagesordnung.

Dennoch wird die Teilnahme des 1,99-Meter-Manns an den Spielen im Paris kontrovers diskutiert. Denn van de Velde wurde 2014 wegen Vergewaltigung einer Zwölfjährigen in England zu vier Jahren Haft verurteilt. Nachdem er einen Teil seiner Strafe abgesessen hatte, kehrte er in die Niederlande zurück. Dort wurde das Urteil an das gängige Recht angepasst, nach insgesamt 13 Monaten kam er wieder frei. «Ich kann es nicht rückgängig machen. Es ist der grösste Fehler meines Lebens», sagte der Beachvolleyballer vor einiger Zeit voller Reue.

Olympische Spiele Beachvolleyball Paris 28.07.2024 Vorrunde, Herren, NED vs ITA, Steven Van De Velde, links, mit Partner Matthew Immers, rechts, *** Olympic Games Beach Volleyball Paris 28 07 2024 Pre ...
Van de Velde feiert mit Partner Immers einen Punkt.Bild: www.imago-images.de

Eines der kontroversesten Themen der Spiele

Dennoch ist sein Start bei den Olympischen eines der kontroversesten Themen dieser Spiele. Das war auch bei van de Veldes Auftaktpartie in Paris zu sehen. Zusammen mit Partner Matthew Immers unterlag er 1:2 gegen das italienische Duo Alex Ranghieri/Adrian Carambula.

Doch das Sportliche war an diesem malerischen Sommermorgen vor der malerischen Kulisse des Eiffelturms nebensächlich. Denn alle Augen waren auf van de Velde gerichtet. Auf dem Court liess er sich nichts anmerken. Mit weiss umrandeter Sonnenbrille jubelte van de Velde lautstark und ausgelassen, ballte die Fäuste nach gelungenen Aktionen.

Reporter warten vergeblich

Danach machte er sich allerdings rar – so wie zuletzt immer. Denn bereits seit vier Wochen gibt der bei niederländischen Medien sonst als auskunftsfreudig geltende mehrfache Landesmeister keine Interviews mehr. In Paris stellte sich stattdessen sein Partner Immers den Fragen der zahlreichen internationalen Journalisten, die mehrheitlich wegen van de Velde vor Ort waren.

Und Immers versuchte sein Möglichstes, angemessen auf das Thema einzugehen, dabei aber nichts Kritisches über seinen Mitspieler zu sagen. «Buh-Rufe habe ich nicht gehört. Das Publikum war sehr laut und wir haben viele Anfeuerungen gehört. Das war schon fantastisch», erklärte der 23-Jährige.

Über die «Taten der Vergangenheit» seines Spielpartners wolle er nicht sprechen, er verstehe aber die grosse Aufmerksamkeit. «Wir haben darüber gesprochen und gesagt, dass wir die Spiele einfach, so gut es geht, geniessen wollen», ergänzte Immers.

Van de Velde sei ein «gutes Beispiel, wie er im Moment ist», schloss er an: «Es macht Spass, mit ihm zu spielen. Was in der Vergangenheit ist, ist in der Vergangenheit. Er hatte seine Bestrafung.» Diese Meinung wird nicht überall geteilt. Fast 100'000 Menschen forderten bis Sonntagnachmittag den Ausschluss des Niederländers von den Spielen in Paris.

PARIS - Steven van de Velde and Matthew Immers in action against Alex Ranghieri and Adrian Ignacio Carambula Raurich during the men s Beach volleyball, Beachvolleyball group match between the Netherla ...
Der Blick auf die Arena beim Spiel der Oranje.Bild: www.imago-images.de

IOC alles andere als «glücklich und zufrieden»

Tags zuvor hatte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu dem Fall geäussert und van de Veldes Teilnahme unterstrichen. Man sei allerdings alles andere als «glücklich und zufrieden», wie Sprecher Mark Adams herausstellte.

Das niederländische NOK habe van de Veldes Nominierung in einer ausführlichen Erklärung begründet. «Wir denken, dass dieses Statement korrekt ist. Wir nehmen die Situation jetzt so, wie sie ist», fügte Adams an und verwies darauf, dass der Vorfall zehn Jahre zurückliege und van de Velde das Recht auf Rehabilitierung habe.

Verheiratet mit Schwester von Fussball-Nationalspieler

Mittlerweile studiert van de Velde Psychologie an der Universität Heerlen und ist mit Kim Behrens, der Schwester des deutschen Fussball-Nationalspielers Kevin Behrens, verheiratet. Zusammen haben sie ein Kind.

Beachvolleyball Frauen Allianz German Beach Tour 2024 Tourstop Heidelberg 07.07.2024 Kim van de Velde klatscht Heidelberg Messplatz Baden-W
Ehefrau Kim van de Velde ist ebenfalls Beachvolleyballerin.Bild: www.imago-images.de

Trotz der Niederlage am Sonntag geht das Turnier für van de Velde und Immers weiter. Am Mittwoch steht die nächste Partie auf dem Programm. Das Ergebnis wird dann wohl erneut in den Hintergrund rücken.

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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bündn0r
28.07.2024 16:34registriert Januar 2018
Wieso sollte er nicht?
Rehabilitierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft sind Grundprinzipien eines modernen Rechtsstaats. Scheinbar lehnen fast 100 000 Menschen ebendiesen ab. Das finde ich schwieriger.
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Zufallsgenerator
28.07.2024 17:41registriert August 2019
Wiedereingliederung in die Gesellschaft auf jeden Fall aber ob jmd. mit diesem Hintergrund geeignet ist ein ganzes Land an einem internat. Wettkampf zu repräsentieren mag ich doch bezweifeln. Ich hätte weniger Mühe, wenn er bsp.weise Steuern hinterzogen hätte und dafür verurteilt worden wäre. Er hat aber ein Kind mehrfach vergewaltigt (lest euch den Wikipediaartikel zu ihm durch). Die andere Frage ist, warum er sich diesem Spießrutenlauf, der zu erwarten war, aussetzt. Braucht er einfach um jeden Preis Aufmerksamkeit? Wie mag sich das Opfer fühlen, wenn es seinen Peiniger bei Olympia sieht?
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Neruda
28.07.2024 17:27registriert September 2016
Anderer Vorschlag: Solche Täter sollen den Rest ihres Lebens die Opferhilfe mitfinanzieren. Darf ruhig ein bisschen schmerzen, 20-30% des Einkommens. Wer jahrzehntelange Gesundheitskosten bei den Opfern auslöst, soll auch dafür aufkommen. Ist nicht OK, dass die Allgemeinheit dies alleine finanzieren muss und vorsätzliche Täter mit einem Trinkgeld davonkommen.
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